AKNW-Vorstand: Berufspolitik made in Brüssel

Klage der EU-Kommission gegen die HOAI, Energieeffizienzrichtlinie, Binnenmarktstrategie, Berufsanerkennungsrichtlinie - die Weichen für die Berufsausübung der Architekten und Stadtplaner in Deutschland werden in zunehmendem Maße auch in Brüssel gestellt. „Es ist wichtig, dass die deutsche Architektenschaft in Europa eine starke Vertretung hat“, betonte Ernst Uhing in der ersten Sitzung des Vorstands im Jahr 2017. Der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen konnte am 10. Januar Brigitta Bartsch, die Leiterin des EU-Verbindungsbüros der Bundesarchitektenkammer, in Düsseldorf begrüßen.

19. Januar 2017von Christof Rose

„Wir müssen für unsere Anliegen in vielen persönlichen Gesprächen mit EU-Parlamentariern und mit Mitarbeitern der EU-Kommission werben und mit guten Argumenten Unterstützer finden“, beschrieb Brigitta Bartsch die Arbeit des Verbindungsbüros in Brüssel. Konzeptpapiere müssten analysiert, Stellungnahmen zu Gesetzesvorhaben verfasst und Entwicklungen beobachtet werden. „Welche Auswirkungen würden die internationalen Handelsabkommen mit Kanada und den USA für die deutschen Architektinnen und Architekten haben“, sei eine solche vorausschauende Fragestellung.

Um die vielfältigen Aufgaben, die sich aus der Europa-Arbeit für die Bundesarchitektenkammer ergeben, bewältigen zu können, wurden in den vergangenen Jahren eine Reihe von Gremien gebildet, in denen die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen stark engagiert ist, etwa in der Arbeitsgruppe „Europa und Internationales“ des BAK-Vorstands. „NRW spielt hier eine wichtige Rolle im Konzert der deutschen Architektenschaft“, dankte Brigitta Bartsch für das Engagement der Repräsentanten und Mitarbeiter der AKNW. Präsident Uhing erläuterte, dass sich die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen traditionell stark um die europäische Ebene gekümmert habe - nicht zuletzt aufgrund der geografischen Nähe zu den politischen Entscheidungszentren in Brüssel.

Hohes Niveau der Wohnbauförderung
Als vorbildlich wertet der Vorstand der Architektenkammer die aktuelle Wohnungsbauförderung des Landes. „Mit insgesamt 1,1 Milliarden Euro Fördersumme erreicht NRW im bundesweiten Vergleich ein extrem hohes Niveau“, berichtete Hauptgeschäftsführer Markus Lehrmann. Als richtig sah der Vorstand auch an, dass ab diesem Jahr nicht mehr zwischen dem allgemeinen geförderten Wohnungsbau und dem Bauen für Flüchtlinge differenziert wird. Auch die Förderung von Konzepten zum Umgang mit sogenannten Problemimmobilien wurde zustimmend aufgenommen. „Wir sind sehr zufrieden mit der Wohnungsbauförderung“, resümierte Kammerpräsident Ernst Uhing. Die AKNW werde weiter dafür werben, dass der geförderte Wohnungsbau wieder einen höheren Stellenwert auf dem Wohnungsmarkt und in der öffentlichen Wahrnehmung erhält.

Neue Untersuchung zur HOAI

Mit großem Interesse nahm der Kammervorstand eine aktuelle Untersuchung zur Kenntnis, die sich mit dem Zusammenhang von Honorarhöhe und von Architekten gemeldeten Schadensfällen befasst hat. Dabei zeigte sich, dass bei der Mehrzahl der gemeldeten Schadenfälle eine Unterschreitung der HOAI-Mindestsätze vorausgegangen war. „Die Zahlen sind ein weiterer Beleg für unsere Argumentation, dass Dumping-Honorare die Gefahr einer fehlerhaften Planung und Bauleitung erhöhen und sich insgesamt negativ auf die Qualität von Planungs- und Bauleistungen in Deutschland auswirken würden“, stellte Präsident Ernst Uhing fest. Eine Argumentationslinie, mit welcher die deutsche Architektenschaft gegenüber der Europäischen Kommission die Bedeutung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure in Deutschland begründet.

„NRWlebt.“ auf der Zielgeraden
Die Aktionsplattform „NRWlebt.“ der Architektenkammer NRW wird am 8. März in Siegen die Zukunft des ländlichen Raums thematisieren. „Damit schließen wir den Kreis der dezentralen Veranstaltungen, die wir über drei Jahre überall in NRW durchgeführt haben, und begeben uns auf die Zielgerade“, berichtete AKNW-Vizepräsident Klaus Brüggenolte dem Vorstand. Die Abschlussveranstaltung soll am 3. Mai 2017 in Düsseldorf folgen und Schlussfolgerungen aus dem Projekt ziehen, das von der Landesinitiative StadtBauKultur NRW unterstützt wird. Die Ergebnisse der einzelnen Veranstaltungen, die sich mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten mit dem „Planen und Bauen im demografischen Wandel“ befassen, werden kontinuierlich auf der Website der Aktionsplattform unter www.nrw-lebt.de dargestellt.

BKI mit guten Zahlen
Erfreut nahm der Vorstand zur Kenntnis, dass das Baukosteninformationszentrum der Länderkammern (BKI) für das Jahr 2016 erneut einen erfolgreichen Abschluss präsentieren konnte. „Die Produkte des BKI laufen sehr gut, und die strategische Aufstellung lässt eine weiterhin gute Entwicklung erwarten“, erläuterte AKNW-Hauptgeschäftsführer Markus Lehrmann, der die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen im Beirat des BKI als stellvertretender Vorsitzender vertritt. Unter anderem sei geplant, das Zukunftsthema Building Information Modeling (BIM) aufzugreifen und bei der Erfassung von Objektkosten künftig auch den Lebenszyklus von Produkten zu berücksichtigen.    

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