Architektur macht Schule: Schüler planen neue Pausenhalle

„Hier ist aus einem früheren Schandfleck dieser Schule ein echtes Highlight geworden!“ Vera-Lisa Schneider, Referatsleiterin im NRW-Schulministerium, zeigte sich anlässlich der Abschlusspräsentation des jüngsten „Kammer in der Schule“-Projektes (KidS) der Architektenkammer NRW an der Gesamtschule Velbert-Mitte begeistert von dem Ergebnis. Mehr als zwei Jahre hatten Schülerinnen und Schüler Ideen entwickelt, Modelle gebaut, Mood-Boards gestaltet und schließlich unter fachlicher Anleitung einen Plan erstellt, um aus der in die Jahre gekommenen Pausenhalle einen „echten Lebensraum“ zu machen, wie AKNW-Präsident Ernst Uhing anerkennend formulierte. Am 12. März war es soweit: Die Schülerinnen und Schüler der großen Velberter Schule konnten den neuen Pausenraum in Beschlag nehmen und mit Leben füllen.

12. März 2018von Christof Rose

„Wir wünschen uns, dass die Themen Wohnen, Architektur und Städtebau in den deutschen Schulen eine größere Rolle spielen", erklärte Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen (AKNW), zum Hintergrund des „Architektur macht Schule“-Programms der AKNW. Deshalb habe die AKNW vor 25 Jahren die Veranstaltungsreihe „KidS - Kammer in der Schule“ ins Leben gerufen. Dabei sammeln Schülerinnen und Schüler erste Erfahrungen mit den Themen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung, indem sie eine bauliche Problemzone an ihrer Schule identifizieren und diese unter professioneller Anleitung beheben. 

Das jüngste KidS-Projekt der Kammer an der Gesamtschule Velbert-Mitte war besonders umfangreich. Die ersten Initiativen zu dem konkreten Projekt gab an der Schule schon vor fünf Jahren. Im Jahr 2015 bewarb sich die Schule bei der Architektenkammer darum, das Vorhaben als „KidS-Projekt“ anerkannt zu bekommen. „Dass das geklappt hat, ist eine große Ehre und Anerkennung Eures Engagements“, lobte auch Bürgermeister Dirk Lukrafka den Durchhaltewillen der beteiligten Schülerinnen und Schüler. 

Eine Architektur-AG aus Jugendlichen der neunten bis elften Klassen erarbeitete unter Anleitung der Düsseldorfer Architektin Katrin Wollenweber Ideen zur Umgestaltung der Pausenhalle. Die Ergebnisse zeigten eine Aufteilung der Pausenhalle in verschiedene Zonen, vielfältige neue Sitzmöbel, eigens kreierte Lichtkonzepte und spannende grafische Motive. Die Stadt Velbert als Schulträger plante zeitgleich Arbeiten zur Sanierung von Boden, Wänden und Fassade der Pausenhalle. „Das haben wir aufgegriffen“, so Architektin Katrin Wollenweber. „Denn das gab uns Schwung für die Umsetzung.“ Als die Sanierungsarbeiten in der Pausenhalle fertig waren, machte sich ein Technik-Kurs der 9. Klasse an die konkrete Umsetzung der Ideen aus der Architektur-AG. Im vergangenen Halbjahr arbeiteten die Jugendlichen die Entwürfe gemeinsam mit der Architektin und ihrem Kurs-Lehrer Stefan Kandula bis zur Umsetzungsreife aus. Katrin Wollenweber: „Es ging darum, den Raum zu zonieren. Wir haben uns also damit beschäftigt, mit welchen Mitteln das möglich ist.“ Erarbeitet wurden eine moderne, ansprechende Farbgestaltung für Boden und Wände, ein Beleuchtungskonzept für die Decke und eine Möblierung für Lern- und Ruhezonen - etwa eine Ecktribüne aus verkleideten Holzpaletten, eine Ruhezone mit Liegemöglichkeiten, eine Sitz-Schlange und einen Arbeits- und Gesprächsbereich.

Das besondere an den AKNW-Kids-Projekten ist das Engagement der Schülerinnen und Schüler, die nicht nur planen, sondern auch konkret in die Umsetzung eingebunden werden. So brachten ein Sponsorenlauf und ein weiterer Spendenaufruf die notwendigen Mittel in Höhe von 17.000 Euro für die Realisierung ein. Die Technik AG der Schule wirkte schließlich handfest mit, als ein Unternehmen den neuen Bodenbelag in der Pausenhalle aufbrachte, und fertigte mit Unterstützung eines Schüler-Vaters das Sitzpodest. Schließlich übernahmen Jugendliche der Schülervertretung Anstricharbeiten. „Wir können heute mit Stolz sagen: Das hier ist unsere Pausenhalle, weil wir sie wirklich selbst gemacht haben“, fasste Minke Posberg, Schülerin der 11. Klasse aus der SV, treffend zusammen.

„Ein solches Projekt begeistert die Schüler, weil sie aktiv werden und ihr theoretisch erarbeitetes Wissen in die Praxis umsetzen können“, erläuterte auch Fachlehrer Stefan Kandula. Aus didaktischer Sicht sei es wertvoll, weil fächerübergreifend Kompetenzen abgerufen werden. Ein Gewinn ist das KidS-Projekt am Ende natürlich für alle Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Velbert, die nach langen Monaten der Sanierungsarbeiten jetzt endlich eine neue, nach ihren Vorstellungen modernisierte Pausenhalle in Besitz nehmen können.

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