Ausstellung „Kirchengebäude der Zukunft“ im Haus der Architekten

Viele Kirchengemeinden in Deutschland stehen vor der Aufgabe, den eigenen Gebäudebestand angesichts kleiner werdender Gemeinden anzupassen. Auch neue Nutzungsanforderungen und die hohen Kosten für Instandhaltung und Betrieb haben Gemeinderäte dazu gezwungen, Gemeinden zusammenzulegen, Gebäudenutzungen zu teilen und sich von einzelnen Sakral- und Gemeindebauten zu trennen. Wie können diese Prozesse gestaltet werden, ohne dass die oftmals markanten Kirchengebäude verloren gehen? Und im Idealfall unter Beibehaltung sakraler Funktionen? Dieser Frage ging die Wüstenrot Stiftung mit ihrem Auszeichnungsverfahren „Kirchengebäude und ihre Zukunft. Sanierung - Umbau - Umnutzung“ nach, zu dem 291 Einreichungen aus dem gesamten Bundesgebiet eingingen. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen zeigt vom 31. Mai bis zum 30. Juni 2017 die Ergebnisse des Auszeichnungsverfahrens im Haus der Architekten.

30. Mai 2017

„Wir wollten Ideen finden und verbreiten, die jenseits von Abriss, Translozierung oder Ausverkauf liegen“, spitzte Dr. René Hartmann von der Wüstenrot Stiftung die Zielvorgabe des Auszeichnungsverfahren zu. Im Ergebnis hätten sich drei Strategien als erfolgreich herausgestellt, die für andere Gemeinden Vorbildcharakter entfalten könnten: das Verdichten gemeindlicher Aufgaben in dem eigentlichen Kirchengebäude, die Verkleinerung des Sakralraums als „Winter-Kirche“ sowie das Abgeben des Bauwerks an andere Konfessionen. „Letzteres geschieht aber sehr selten; infrage kommt aus Sicht der christlichen Kirchen in Deutschland eigentlich nur die Übergabe an jüdische Gemeinden“, konstatierte Dr. Hartmann.Der Projektleiter der Wüstenrot Stiftung bedauerte diese relativ rigide Haltung der deutschen Amtskirchen. „Beispiele etwa aus den Niederlanden zeigen, dass auch angemessene kommerzielle Nutzungen zum Erhalt stadtbildprägender Kirchenbauten gefunden werden können.“

Für den Vizepräsidenten der Architektenkammer NRW, Michael Arns, kommt dem Erhalt gerade von Kirchengebäuden aus der Nachkriegszeit eine große gesellschaftliche Bedeutung zu. „Diese Bauwerke bieten Orientierung und stiften Identität. Sie sind soziale Treffpunkte und Orte der Kontemplation in gleicher Weise“, hob Arns hervor.

Das Auszeichnungsverfahren der Wüstenrot Stiftung sei deshalb ein wichtiger Schritt auf dem Weg, neue Ideen zu entwickeln, wie diese wichtigen baukulturellen Zeugnisse zukunftsfähig aufgestellt werden können. „Das Thema wird uns in den kommenden zwei Jahrzehnten intensiv beschäftigen“, prognostizierte der Vizepräsident der Architektenkammer NRW.

In die „Engere Wahl der Jury“ gekommen und damit Teil der Ausstellung im Haus der Architekten war die Umnutzung der katholischen Pfarrkirche Christus-König in Düsseldorf-Oberkassel. Das Büro pinkarchitektur hatte das ehemalige Sakralgebäude nach der Entwidmung in eine Kita mit begleitenden Familienräumen umgebaut.

„Zum Straßenraum konnten wir das Bauwerk von Franz Schneider von 1929 weitgehend erhalten“, berichtete Architekt Michael Walter. Auf der Gartenseite wurde die Fassade mit großen Glasscheiben geöffnet und um einen Anbau erweitert. „Das Bauwerk bietet heute Platz für fünf bis sechs Kindergruppen, es ist hell und freundlich“, resümierte Walter. Und der Kirchenraum ist an verschiedenen Stellen weiterhin in seiner Höhe und Tiefe zu erleben. - Eines von 20 vorbildlichen Projekten, urteilte die Jury

Ausstellung „Kirchengebäude und ihre Zukunft“: 31. Mai bis 30. Juni 2017 im Haus der Architekten (Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 08.00 - 17.00 Uhr).

Weitere Informationen

Bundesweiter Wettbewerb: Kirchengebäude und ihre Zukunft - Internetseite der Wüstenrot Stiftung

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