KfW-Veranstaltung: Energieeffizient bauen mit Förderung

Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen lud am 28. September 2017 ihre Mitglieder zu einer Informationsveranstaltung über KfW-Förderung in das Haus der Architekten ein. Die Veranstaltung im Rahmen der Initiative „Besser mit Architekten – Energieeffiziente Gebäude“ wurde in Kooperation mit der Bundesarchitektenkammer (BAK) und der KfW Bankengruppe bereits zum dritten Mal in Düsseldorf und insgesamt zum 22. Mal durchgeführt. Der Präsident der Architektenkammer NRW, Ernst Uhing, eröffnete die mit 65 Teilnehmern sehr gut besuchte Veranstaltung mit dem Hinweis, dass ein Ausbau der KfW-Programme sowie die Einführung einer steuerlichen Förderung nötig sei, um die Sanierungsrate in Deutschland zu steigern. Der KfW empfahl er, für die eigenen Programme noch stärker die Werbetrommel zu rühren und für die Wünsche der Förderempfänger stets ein offenes Ohr zu haben.

23. Oktober 2017von Franziska Karsten, Jörg Schumacher / Bundesarchitektenkammer

Energieeffizientes Bauen und Sanieren, so AKNW-Präsident Uhing, sei eine der Kernaufgaben von Architekten, für die gestalterisches und städtebauliches Know-how nötig sei und bei der ökonomische und ökologische mit sozialen Aspekten zu verknüpfen seien. Die Kenntnis der entsprechenden Förderprogramme sei dabei das eine; wesentlicher sei die praktische Anwendung. Die vielfältigen Seminarangebote der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen zum Thema „Energieeffizientes Bauen“ leisten dabei einen wichtigen Beitrag, um für Architekten Klarheit im Fördergeld-„Dschungel“ herzustellen.

Markus Merzbach, Abteilungsleiter der KfW, ging auf die Kritik an der Eintragungspraxis bei der EEE-Liste ein. Er betonte, dass es für die Qualitätssicherung beim energieeffizienten Bauen und Sanieren Architekten, aber eben auch hohe Aus- und Fortbildungsstandards brauche. Auf die Frage, wer unter den Anwesenden in der Liste geführt sei, meldeten sich etwa zwei Drittel der Teilnehmer.

Förderfähigkeit schnell geprüft

Anschließend leitete Merzbach zum Thema „Aktuelle Förderprogramme der KfW“ über. Derzeit sei die KfW damit beschäftigt, die online-basierte Antragstellung für Förderung weiter auszubauen. So können Hausbesitzer seit Juli 2016 auf dem neuen KfW-Zuschussportal Anträge für Sanierungsmaßnahmen im Programm 430 bei der KfW online stellen. Mit der Bestätigung zum Antrag, die der Sachverständige vorher erstellt, ginge das schnell und einfach. Der Vorteil daran: Hausbesitzer erhielten sofort eine Rückmeldung zur Förderfähigkeit ihres Vorhabens. Dadurch konnte die Zahl der Antragsablehnungen massiv gesenkt werden. Die Zahl der Neuzusagen sei im Vergleich zum Vorjahr etwa gleichbleibend. Mit Stand September 2017 gab es bei den Darlehen im Bereich Bauen ca. 45 000 und bei Sanierungen etwa 26 000 Zusagen, wobei etwa ein Drittel auf Effizienzhaus-Förderung und zwei Drittel auf Einzelmaßnahmen entfielen. Bei den Zuschüssen im Bereich Sanieren waren es 120 000 Zusagen.

Besonders nachgefragt sei die Wohnungsbauförderung. Im Bereich der gewerblichen Gebäude sowie im kommunalen und sozialen Bereich sei allerdings noch mehr Aufklärungsarbeit zu leisten. Nichtsdestotrotz sei 2016 ein Rekordjahr für die KfW gewesen, obwohl die Förderung für das KfW-EH-70 weggefallen ist. Jeder zweite Neubau war 2016 ein KfW-EH-55. Markus Merzbach wies darauf hin, dass es seit 01.04.16 auch für den Neubau einen Zuschuss für die Baubegleitung gibt. Die Antragstellung ist seitdem, wie bei allen anderen Zuschuss-Programmen, vor Vorhabensbeginn einzureichen.

Effizienz und Qualitätssicherung

Oliver Völksch (KfW) sprach im Folgenden über die Qualitätssicherungsmaßnahmen der KfW im Bereich des energieeffizienten Bauens und Sanierens. Dazu gehören die Zugangsvoraussetzungen zur EEE-Liste, Anforderungen an die Baubegleitung sowie technische Mindestanforderungen an die Bauausführung. Er führte aus, dass die KfW die Qualitätssicherung als ganzheitlichen Prozess und langfristige Aufgabe sieht, von der Vorhabenplanung über die Antragsstellung, die Umsetzung und den Projektabschluss. Völksch wies auf das Merkblatt für die technischen Mindestanforderungen hin, in dem 140 technische FAQs zusammengefasst sind, sowie auf die Arbeitshilfen für Energieeffizienz-Experten auf dem KfW-Partnerportal.

Best-Practice-Datenbank

Den zweiten Teil der Veranstaltung leitete Moderator Nils Hille ein mit dem Hinweis auf die Best-Practice-Datenbank zum Thema Energieeffizientes Bauen und Sanieren. Hierzu bittet die BAK alle Architekten, ihre gebauten Projekte unter www.energiewende-mit-architekten.de einzutragen. Mit der Erfassung der Daten beabsichtigt die BAK, energie- und kostenbezogene Daten zu verschiedenen, bereits realisierten Neubau- oder Sanierungsprojekten zu erheben. Eine Auswahl an besonders gelungenen Projekten wird Eingang in eine Best-Practice-Publikation finden.

Die anschließend vorgestellten drei Best-Practice Beispiele veranschaulichten, wie die ambitionierten Ziele der Energieeinsparung konkret am einzelnen Objekt umgesetzt werden können, ohne dass dies zu Lasten gestalterischer Ansprüche gehen muss. Dass zwei der drei Projekte aus der Feder von Architekten stammen, die nicht als Energieeffizienzexperten gelistet sind, stellt unter Beweis, dass auch das Modell der Kooperation von Architekt und Energieberater zu energetisch ambitionierten und gleichzeitig gestalterisch anspruchsvollen Gebäuden führen kann.

Neubau Wohn- und Geschäftshaus

Architekt Marcus Patrias (Marcus Patrias Architekten BDA) stellte das in Dortmund Bodelschwing befindliche Wohn- und Geschäftshaus „Haus Dohmann“ vor – dem Firmensitz der Dortex und gleichzeitig Wohnsitz der Inhaberfamilie. Patrias legte bei der Planung großen Wert auf eine energieschonende, moderne Bauweise. Im täglichen Betrieb bedeutet dies für Dortex einen geringeren Energieverbrauch und ein besseres Raumklima. Die Dämmung besteht aus Naturfaser. Ziel war es, das Bauvorhaben kostengünstig und zeitsparend umzusetzen. Erreicht wurde das u.a. durch den Einsatz präfabrizierter Betonteile. Das Projekt wurde im KfW-EH-70-Standard realisiert. Hierzu kamen u.a. Geothermie und ein Wärmespeicher zum Einsatz. Günstig auf die energetische Performance wirken sich auch das gute A/V-Verhältnis sowie die Nutzung solarer Wärmeeinträge über die Fenster aus. Das Thema der KfW-Förderung kam bei diesem Projekt erst nach dem Entwurf, während der Finanzierungsplanung, auf. Dem Bauherrn Burkhard Dohmann, der übrigens die Veranstaltung im Haus der Architekten besuchte, waren die Grundzüge der KfW-Förderung bekannt. Ihm ging es allerdings weniger um die finanzielle Unterstützung als vielmehr um Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit.

Sanierung eines Baudenkmals

Das zweite Projekt, die Renovierung eines Baudenkmals in Münster-Angelmodde, wurde durch den Architekten Ludger Sunder-Plassmann und den Energieberater Bernd Leuters (ArchPlan, Münster) vorgestellt. Das Haus „Götting“ ist eines der Gründungshäuser der Künstlervereinigung „Die Schanze“ am Weserufer und gehörte ursprünglich dem Kunsthändler und Maler Heinrich Götting. Markantes Merkmal ist das steil aufragende Spitzdach. Sunder-Plassmann hob hervor, dass sich bei der Planung und Ausführung die gute Zusammenarbeit zwischen Architekt, Energieberater, Denkmalpflege und Handwerkern als „ordnendes Korrektiv“ bezahlt gemacht habe. Auf diese Weise ließen sich gestalterische Ansprüche sowie Anforderungen an Denkmalpflege und Energieeffizienz optimal aufeinander abstimmen. Leuters wies auf das Thema der Qualitätskontrolle hin. Die Arbeit, so Leuters, höre mit der Planung noch lange nicht auf. Wesentlich sei außerdem eine gründliche Baubegleitung.

Effizienzhäuser in Holzrahmenbau

Der Architekt und Energieberater Jan Schulte (js-architektur) stellte sein Portfolio KfW-geförderter Effizienzhäuser vor; die meisten davon in Holzrahmenbauweise erstellt. Den Anfang machte das als KfW-EH-55 gebaute Einfamilienhaus in Lemgo. Das Haus wird mit Fernwärme versorgt, die auf Kraft-Wärme-Kopplung basiert, so dass ein sehr günstiger Primärenergiefaktor von 0,29 zugrunde gelegt werden konnte. Allein daraus resultierte ein sehr günstiger Jahres-Primärenergiebedarf. Laut Schulte wäre bei dem Projekt auch ohne bauliche Anpassung ein KfW-EH-40-Standard möglich gewesen. Hierzu hätte er allerdings das Potenzial des detaillierten Wärmebrückennachweises ausschöpfen müssen. Bereits die Wahl des Wärmebrückennachweises habe erhebliche Auswirkungen auf das Rechenergebnis und damit auf den erzielten Energiestandard. Pauschale Zuschläge, so Schulte, führten zu schlechteren Berechnungsergebnissen. Höchste Energiestandards seien auf diese Art nicht (wirtschaftlich) zu erreichen. Der Einzelnachweis sei ein Schlüssel zu wesentlich besseren Ergebnissen.

Die Veranstaltung schloss mit einer angeregten Podiumsdiskussion. Auf die Frage, von wem in der Regel die Idee zu einer KfW-Förderung käme – vom Bauherrn oder vom Architekten – lautete die einhellige Antwort der Referenten, dass besonders im Bereich der Wohngebäude viele Bauherren mit klaren Vorstellungen hinsichtlich Energieeffizienz und Nachhaltigkeit an die Architekten herantreten. Die Mehrheit wisse zumindest in Grundzügen über die KfW-Förderung Bescheid.

In speziellen Fällen, zum Beispiel wenn Denkmalschutzanforderungen zu beachten sind, muss der Architekt jedoch Überzeugungsarbeit leisten. Leuters wies darauf hin, dass im Bereich der gewerblich genutzten und kommunalen Gebäude noch Aufklärungsbedarf bei Bauherren bestehe. Merzbach erwiderte, dass die KfW hier bereits mit einer Einführung der Tilgungszuschüsse für zusätzliche Anreize gesorgt hat. Auf die Frage welche Hebel in Bewegung gesetzt werden könnten, um Gewerbetreibende für Energieeffizienz zu gewinnen, antwortete Leuters, dass man das Thema Komfortgewinn in den Vordergrund rücken sollte, der mit einer energetischen Sanierung einhergehe. Weiterhin betonte Leuters die Wichtigkeit der frühen Ansprache im Planungsverlauf und der kooperativen Zusammenarbeit zwischen Architekten und Energieberatern.

In seinem Schlusswort fasst Martin Müller, Vizepräsident der Bundesarchitektenkammer, zusammen, dass die Förderlandschaft nach wie vor sehr komplex wäre und die technischen und fachlichen Anforderungen an Architekten hoch sind. Umso wichtiger seien Veranstaltungen wie diese, die nun schon seit 2012 durchgeführt wird. Abschließend betonte Müller die guten technologieoffenen Gestaltungsmöglichkeiten der KfW-Programme, durch die sichergestellt sei, dass sich Effizienz und Baukultur nicht ausschließen. Dies hätten auch die vorgestellten Projekte eindrucksvoll gezeigt.

Weitere Informationen

Präsentationen der Vorträge

Einführungsvortrag: Aktuelle Förderprogramme der KfW
Markus Merzbach, Abteilungsdirektor KfW

Technische Anforerungen und Umsetzungen in Energieeffizient Bauen und Sanieren
Dipl.-Ing. Oliver Völksch, Energieberater und externer Sachverständiger der KfW

Best Practice: Wohn- und Geschäftshaus, Dortmund-Bodelschwingh
Dipl.-Ing. Architekt BDA Marcus Patrias, Dortmund

Best Practice: Baudenkmal Haus Götting, Münster-Angelmodde (1)
Dipl.-Ing. Architekt Ludger Sunder-Plassmann, Münster

Best Practice: Baudenkmal Haus Götting, Münster-Angelmodde (2)
Dipl.-Ing. Bernd Leuters, Münster

Best Practice: Einfamilienhaus, Lemgo
Dipl.-Ing. (FH) Architekt Jan Schulte, Lemgo

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