Preisverleihung zum Fotowettbewerb "NRWlebt.": Nicht ganz dicht!

Sozialer Wohnungsbau: hohe Dichte, viel Beton, Massenwohnungsbau. Diese Gleichung stimmt schon lange nicht mehr, bestimmt aber vielfach noch die Bilder in den Köpfen. Das ist eine der Erkenntnisse aus dem Fotowettbewerb „Nicht ganz dicht! Besser zusammenleben im geförderten Wohnungsbau“, den die Architektenkammer NRW im Rahmen ihrer Aktionsplattform „NRWlebt. - Planen und Bauen im demografischen Wandel“ ausgelobt und durchgeführt hat. „Wir brauchen nicht nur viele neue Wohnungen, sondern auch eine Imagekampagne für den geförderten Wohnungsbau in Deutschland“, resümierte Klaus Brüggenolte, Vizepräsident der Architektenkammer NRW, auf der Preisverleihung in Düsseldorf-Garath.

28. November 2016von Christof Rose

Rund 100 Gäste waren auf Einladung der Kammer in die Freizeitstätte des hoch verdichteten Stadtteils aus den 1960er Jahren im Süden der Landeshauptstadt gekommen. Unter ihnen auch Thomas Geisel, der Düsseldorfer Oberbürgermeister. „Ich bin ein Freund des sozialen Wohnungsbaus“, unterstrich Geisel. Die Landeshauptstadt wolle jedes Jahr 1000 geförderte Wohnungen bauen, insgesamt 3000 Wohneinheiten jedes Jahr. „Wir wollen keine mittelalterliche Struktur, wo die Reichen in der Stadt wohnen und die Armen davor“, spitzte Thomas Geisel sein Ziel zu, durchmischte Quartiere zu erreichen. Der geförderte Wohnungsbau habe heute eine hohe Qualität, betonte Düsseldorfs OB.

Eine Aussage, die auch Sigrid Koeppinghoff wichtig war. „Wir fördern seit vielen Jahren Wohnungen, die in aufgelockerten, überschaubaren und gemischten Quartieren entstehen“, erklärte die Abteilungsleiter aus dem nordrhein-westfälischen Bauministerium. Ihr Haus setze alles daran, die Zahl der geförderten Wohnungen wieder in die Höhe zu treiben. „Unser Ziel ist, bis zu 15 000 Wohneinheiten im Jahr zu fördern - davon sind wir aber noch ein gutes Stück entfernt“, so Sigrid Koeppinghoff. Sie dankte der AKNW für die Auslobung des „NRW-lebt.“-Fotowettbewerbs. „Die preisgekrönten Arbeiten zeigen die Vielfalt des geförderten Wohnungsbaus in Deutschland, aber auch, dass in vielen Köpfen noch immer ein veraltetes Bild verankert ist. Daran müssen wir alle arbeiten!“

Die Geschichte des Sozialwohnungsbaus zeichnete Prof. Marina Döring-Williams vom Institut für Bauforschung und Denkmalpflege der Technischen Universität Wien nach. Erste öffentlich errichtete Wohnbauten seien im 19. Jahrhundert entstanden; in Österreich folgte der Durchbruch im „Roten Wien“ der 1920er Jahre: Damals habe die Stadt im großen Stil Bauland erworben, das zur Grundlage des Sozialwohnungsbaus wurde. Eine wichtige Rolle hätte auch stets das genossenschaftliche Bauen gespielt. Die Tradition lebe bis heute fort. Die Stadt Wien trete aber seit 2004 nicht mehr selbst als Bauherr auf, sondern nur als Fördergeldgeber. Dennoch leben heute mehr als die Hälfte der Wiener in geförderten Wohnungen.

Die Bedeutung lebendiger Nachbarschaften stellte auch der Träger des 2. Preises heraus. Norbert Lampe hatte eine geförderte, genossenschaftlich errichtete Wohnsiedlung in München fotografiert. Den 1. Preis konnte Falk Coburger für sein Portrait der Siedlung „Sonneberg“ in Thüringen entgegen nehmen. Aus NRW stammte das Motiv für das dritte Preisträgerfoto: Manh Ngoc Nguyen hatte die Studentenwohnanlage Boeselagerstraße in Münster ins Bild gerückt. „Die Preise dokumentieren auch die Entwicklung des geförderten Wohnungsbaus“, fasste Peter Berner das Ergebnis des Fotowettbewerbs zusammen. Der Kölner Architekt hatte die Jury als Vorsitzender geleitet. „Der geförderte Wohnungsbau ist für Architekten und Stadtplaner eine spannende Aufgabe, mit der wir die Lebenswelten vieler Menschen gestalten. Arbeiten wir gemeinsam weiter hart daran, dass dieses wichtige gesellschaftliche Element die positive Konnotation erhält, die es verdient!“

Weitere Informationen

Die Dokumentation zur Ausstellung finden Sie in gedruckter Form im Haus der Architekten oder als PDF-Download hier.

Die ausgezeichneten Fotos finden Sie hier.

Zur Internetseite der Aktionsplattform "NRWlebt. - Planen und Bauen im demografischen Wandel".

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