Stadt 4.0: Ziel oder Fata Morgana?

Das „Jahrhundert der Städte“ schreitet voran. Immer plausibler scheinen die Prognosen, dass bis zum Jahr 2050 etwa 80 Prozent der Weltbevölkerung in urbanen Agglomerationen leben werden. Auch in Deutschland verzeichnen die großen Städte weiterhin starke Wachstumstendenzen: In Berlin, Hamburg, Stuttgart, München und Köln werden ganze Stadtviertel neu errichtet. - Der „Inselkongress 2018“ der Architektenkammer NRW (30.05.-03.06.2018) untersucht diesen Megatrend aus unterschiedlichen Disziplinen und Perspektiven.

06. Februar 2018von Christof Rose

Zu den Referenten des Internationalen Architektenkongresses 2018 gehören der Architekt, Soziologe und Hochschullehrer Prof. Dr. Werner Durth (TU Darmstadt), der Architekt und Architekturhistoriker Prof. Dr. Fritz Neumeyer (TU Berlin), der Soziologe Prof. Dr. Harald Welzer (Europa-Universität Flensburg), der Umweltexperte Dr. Axel Friedrich (langjähriger Abteilungsleiter beim Umweltbundesamt), der Soziologe Prof. Dr. Armin Nassehi (Ludwig-Maximilians-Universität München), die Bloggerin Simone Gorosics (Nach-Holland.de), der Filmemacher Prof. Adolf Winkelmann (FH Dortmund) und der Ruhrgebiets-Kult-
autor und -Kabarettist Frank Goosen (Bochum).

Sie alle machen sich Gedanken darüber, wohin sich die europäische Stadt entwickelt. Wird sie tatsächlich immer smarter, vernetzter, intelligenter? Oder entstehen zunehmend Ballungsräume, die infrastrukturell überfordert und sozial segregiert werden?

Es verwundert jedenfalls nicht, dass utopische Stadtentwürfe gegenwärtig wieder Konjunktur haben. In der Planungspraxis vor Ort bleibt aber weitgehend die Frage offen, welchem Leitbild Stadtentwicklungsprozesse verpflichtet sind. Denn aller Diskussionen der letzten Jahre zum Trotz stellen wir fest, dass das ungeliebte Prinzip der Funktionstrennung weiterhin das Bild der heutigen Stadt kennzeichnet. Die städtische und architektonische Idealmischung kommt nicht zustande. Die Stadt braucht eine neue Formel – nach 100 Jahren funktionaler Trennung müssen Wohnen und Arbeiten wieder zusammenrücken. Ein zeitgemäßes Programm für Städtebau und Architektur wird gesucht. Dazu gehört auch eine Weiterentwicklung des urbanen Selbstverständnisses der Stadtgesellschaft.

„Stadt 4.0: Realistisches Ziel oder Fata Morgana?“ Unter diese Leitfrage stellt die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen ihren Internationalen Architektenkongress 2018. Der Kongress, zu dem die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen traditionell alle zwei Jahre auf eine Insel einlädt, erfreut sich nicht allein aufgrund seiner aktuellen Themenwahl, seiner hochrangigen Referentinnen und Referenten sowie der starken Inhalte eines großen Zuspruchs. Die Veranstaltungstage bieten auch die Gelegenheit, alltägliche Probleme hinter sich zu lassen, thematisch über den Tellerrand zu schauen und sich im Kreis von Kollegen und Fachleuten anderer Disziplinen auszutauschen.

Rotterdam: Stadt-Architektur erleben!

Der dritte Kongresstag bleibt Fachexkursionen vorbehalten. Die neue Markthalle, das Hochhaus „De Rotterdam“, der Umbau des Hauptbahnhofs, Brücken und neue Quartiere: Rotterdam hat sich international als Architektur-Destination etabliert. Die Stadt hat sich nach der weitgehenden Zerstörung im Zweiten Weltkrieg in den letzten Jahrzehnten baulich gleichsam neu erfunden.

In fünf Fachexkursionen haben die Teilnehmer die Gelegenheit, die Stadt nach unterschiedlichen Ansätzen zu erkunden: Eine Radtour führt durch das Stadtzentrum zu den Ikonen der neuen Rotterdamer Architektur. Zu erleben sind die Halbinseln „Wilhelminapier“ und „Katendrecht“, die sich in den letzten Jahren vom Hafenmilieu emanzipiert und zu populären Stadtteilen mit Wohnen, Arbeiten und Freizeitkultur weiterentwickelt haben. Die Fachexkursionen finden am Eröffnungswochenende der IABR statt, der „Internationalen Architektur Biennale Rotterdam“.

Eine Fachexkursion kombiniert Teile des Biennale-Programmes mit dem Besuch des „Testgeländes“ Rotterdam. Eine weitere Exkursion führt durch die Geschichte der Stadt und zu den wichtigsten Bauten von OMA und MVRDV. Wer Baustellenluft schnuppern mag, folgt einer „Bauhelm-Tour“ zum Neubau des Schau-Depots für das Museum „Boijmans van Beuningen“ und zur Renovierung des Maastunnels (1942). Der älteste Tunnel der Niederlande wird gegenwärtig renoviert und sicherheitstechnisch auf den neuesten Stand gebracht.

"Stadt 4.0 - Fata Morgana oder Lösung?"/Inselkongress der Architektenkammer NRW, 30.05.-.03.06.2018, Lloydzaal, Lloydstraat 300, 3024 EA Rotterdam, Niederlande. Der Kongress ist bereits ausgebucht.

Informationen zu Programm

Architektenkongress 2018 - Programm

Teilen via