Umfrage: Wie beurteilen Sie Ihre Kammer?

Die Architektenkammer NRW hat im Mai und Juni 2017 eine Umfrage unter neu eingetragenen Mitgliedern der vergangenen fünf Jahre durchgeführt. Angeregt hatte die Befragung die Vertreterversammlung im Oktober 2016. Es sollte vor allem um die persönlichen Erfahrungen der neuen Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner in Nordrhein-Westfalen mit ihrer Architektenkammer gehen.

19. September 2017von Lisa Melchior

Welche Service- und Beratungsangebote kommen gut an, an welchen Stellen sind noch Wünsche offen? – Die Einladung zur Umfrage wurde an 2482 Mitglieder per Mail verschickt. Bis zum Ende der Umfrage am 23. Juni 2017 beteiligten sich insgesamt 357 Mitglieder, dies entspricht einer guten Rücklaufquote von 14,38 %. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Ergebnisse vor.

Das Verhältnis von Männern und Frauen, die an der Befragung teilgenommen haben, ist ausgewogen (52,4 % weiblich, 47,6 % männlich). Die Altersspanne der Teilnehmenden ist breit gefächert: Den größten Anteil stellt die Altersgruppe zwischen 30 und 35 Jahren (38,9 %), den geringsten Anteil haben die Unter-30-Jährigen mit 5,3 %. Fast ein Drittel (31,4 %) der Teilnehmer ist über 40 Jahre alt. Diese verhältnismäßig hohe Zahl erklärt sich u. a. durch die Zahl von Mitgliedern, die durch einen Umzug die Architektenkammer gewechselt haben oder aber ihre Mitgliedschaft in der Architektenkammer NRW nach einer Pause neu aufgenommen haben.

Bei der Frage nach den Fachrichtungen überwiegt mit 76,8 % naturgemäß Architektur, mit Werten zwischen 7,0 % und 8,7 % sind die drei weiteren Fachrichtungen gleichmäßig vertreten. Ausgewogen sind hingegen die Zahlen, die sich ergeben, sobald nach der Dauer der Mitgliedschaft gefragt wird: Hier überwiegt keine Gruppe deutlich in Bezug auf die Dauer der Zugehörigkeit zur Architektenkammer NRW. Dies zeigt aber auch, dass sowohl diejenigen Architektinnen und Architekten, die erst seit kurzem Mitglied in der AKNW sind (0 - 1 Jahr Mitgliedschaftsdauer: 24,1 %), als auch jene, die schon länger „dabei“ sind (3 - 4 Jahre Mitgliedschaft: 18,5 % bzw. 20,7 % mit 4 - 5 Jahren Mitgliedschaft), sich gleichermaßen intensiv mit „ihrer Kammer“ auseinandersetzen. Dies deutet auf eine grundsätzlich hohe Bindung der Mitglieder an die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen hin und zeigt den Wunsch nach Identifikation mit und Repräsentation durch die Kammer.

Erstkontakt: Akademie

Auf welchem Wege sind die befragten neuen Mitglieder erstmals mit der Architektenkammer in Kontakt gekommen? Über die Hälfte der Teilnehmer gaben an, dass ihre ersten Berührungspunkte der Besuch einer Akademie-Weiterbildung (59,1 %) bzw. die Stellung des Mitgliedschaftsantrages (55,5 %) waren. Erfreulicherweise finden sich jedoch in den abgegebenen Antworten nicht nur solche „Pflichtübungen“ auf dem Weg zum vollwertigen Kammermitglied: Fast ein Drittel der Befragten (30,8 %) hatte schon einmal den „Tag der Architektur“ besucht und somit bereits vor ihrer Mitgliedschaft das Event der AKNW mit der größten öffentlichen Wirkung und dem größten Bekanntheitsgrad kennengelernt. Auch die Hochschul-Informationsveranstaltungen, die die Architektenkammer seit einiger Zeit an den nordrhein-westfälischen Architekturfakultäten aller Fachrichtungen durchführt, erreichen die späteren Mitglieder nachweislich: Knapp ein Fünftel (17,4 %) der Befragten gaben an, im Rahmen ihres Studiums eine solche Veranstaltung besucht zu haben. Die Zahlen belegen, dass das vielfältige Engagement der AKNW in den Bereichen Baukultur und Veranstaltungen sowie die intensivierte Zusammenarbeit mit den Universitäten und Fachhochschulen im Land Früchte trägt. 

Nach der Eintragung in die Architekten- bzw. Stadtplanerliste haben 56 Prozent der Teilnehmer noch keinen weiteren, initiativen Kontakt zur AKNW aufgenommen: Die große Mehrheit von ihnen (78 %) hatte bisher einfach noch keine Fragen, die einer Klärung seitens der AKNW bedurft hätten. Weitere 21 % haben sich anderer Quellen bedient. Fast jeder Fünfte (18,5 %) wusste hingegen nichts von den Serviceangeboten der Kammer, und jeder Zehnte war nicht davon überzeugt, dass die Architektenkammer bei der jeweiligen Problemlösung behilflich sein könnte.

Juristische Fragen, Altersvorsorge

44 % der Befragten haben sich seit Beginn ihrer Mitgliedschaft schon mit der AKNW in Verbindung gesetzt. Drei von vier Befragten hatten dabei hauptsächlich Fragen bezüglich der Eintragung und ihrer Mitgliedschaft, mehr als die Hälfte erkundigte sich bei Kammer und Akademie nach Fortbildungsangeboten (54,8 %).

Fast jeder Zweite (46,5 %) informierte sich zudem über die Altersvorsorge-Angebote des Versorgungswerks, ebenfalls gefragt waren die juristischen sowie die berufspraktischen Beratungsleistungen der Architektenkammer (44,6 % bzw. 19,7 %). Dies zeigt, dass die Expertise der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle der AKNW anerkannt wird und die Mitglieder gern auf die Service-Angebote der Kammer zurückgreifen – und ihr von Anfang an vertrauen.

Erfreulicherweise zeigte sich die große Mehrheit der befragten neuen Kammermitglieder (sehr) zufrieden mit den Leistungen und Angeboten der AKNW: 88,5 % bewerteten den bisherigen Kontakt mit Schulnoten von 1 bis 3, nur 4,5 Prozent der Befragten gaben der AKNW die Note „mangelhaft“ oder „ungenügend“.

Genutzte Medien

Die bekanntesten und am häufigsten genutzten Medien der Kammer bei den Befragten sind die Internetseite (92,4 %) sowie das Deutsche Architektenblatt (84,9 %). Die Social Media-Angebote der Kammer kannten und nutzten hingegen nur 8,2 % der Umfrageteilnehmer. Dies steht im Gegensatz zu der seit Jahren kontinuierlich wachsenden Fanbase der AKNW in den sozialen Netzwerken: Innerhalb der vergangenen zwei Jahre hat die Architektenkammer über 1000 neue Fans bei Facebook gewonnen. Und auch bei Twitter konnte die Zahl der Follower kontinuierlich gesteigert werden: Hier wurde in den vergangenen 24 Monaten ein Plus von über 200 Usern gezählt.

Offensichtlich lohnt es sich, die Social-Media-Angebote weiter zu bewerben. Seit Beginn der Umfrage hat die AKNW erneut fast 150 neue Fans bei Facebook gewinnen können. Dies legt die Vermutung nahe, dass viele Teilnehmer der Umfrage nun auch in den sozialen Netzwerken mit der Kammer verbunden sind.

Wünsche, Anregungen, Kritik

Die Online-Umfrage der AKNW unter neuen Mitgliedern wies auch ein Freitextfeld auf, in das die Befragten ihre persönlichen Anregungen und Wünsche in Bezug auf die künftige Kammerarbeit eintragen konnten. Fast die Hälfte aller Teilnehmer (46,5 %) äußerten sich – teilweise sehr ausführlich – an dieser Stelle. 58,28 % des Feedbacks beinhaltete konstruktive Kritik bzw. Änderungs- oder Verbesserungsvorschläge und Wünsche für die Zukunft. Jeder Fünfte äußerte sich sowohl konstruktiv als auch wertend, je rund 11 Prozent der Rückmeldungen war von rein positiver oder rein negativer Kritik geprägt.

Fast die Hälfte (44 %) der Befragten neuen Kammermitglieder gab ein Feedback zu den Fortbildungsangeboten der Akademie. Hier standen vor allem die Schlagworte „mehr Seminare für Landschaftsarchitekten und Stadtplaner“, „mehr Fortbildungen nach Feierabend und am Wochenende“ sowie eine Forderung nach einer stärkeren regionalen Verteilung von Seminarangeboten im Vordergrund. 14,5 Prozent der befragten Mitglieder forderten mehr Einsatz der AKNW für die Belange ihrer Mitglieder. Hier wurde vor allem ein verstärktes Engagement für weibliche Mitglieder gefordert und auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf swie auf flexible Arbeitszeitmodelle eingegangen.

Zudem wurde im Freitextfeld vielfach auf berufspolitische Fragen, insbesondere die HOAI abgehoben. Die Architektenkammer solle einen „stärkeren politische Diskurs führen für Erhalt und Ausbau der HOAI (...) und die vielen Mitglieder als potenzielle politische Wählerschaft stärker hervorheben“. Auch die intensivere Ansprache junger Mitglieder sowie ein stärker dezentrales Auftreten von Kammer und Akademie werden häufiger gewünscht.

Insgesamt 21 Prozent äußerten Kritik und Lob zu den Service- und Beratungsangeboten der Kammer. Vielfach lobend erwähnt wurde die Telefonberatung in juristischen
oder berufspraktischen Fragen; als ausbaufähig erachten die Umfrageteilnehmer beispielsweise das Softwareangebot, welches die Kammer ihren Mitgliedern bietet. Weitere Anregungen (11,4 %) betrafen die Inhalte der Internetseite und Themen für künftige Publikationen bzw. Artikel im Deutschen Architektenblatt. Auch hier forderten mehrere der Befragten eine verstärkte Beschäftigung mit Themen der Landschaftsarchitektur und Stadtplanung.

7,8 Prozent der Teilnehmer äußerten sich außerdem zum Engagement für und Umgang der Architektenkammer mit Absolventinnen und Absolventen sowie „frischen Mitgliedern“: So ist positiv zu bemerken, dass sich viele neue Mitglieder „sehr gut aufgehoben“ und fair behandelt fühlen. Eine Forderung der jungen Architektinnen und Architekten? „Die Kammer sollte sich mehr für die Herabsetzung der Auflagen zur Teilnahme an Wettbewerben bzw. der Beauftragung von jungen Architekturbüros einsetzen.“

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