Wenn die Kita zur Baustelle wird…

"Es ist schön, wenn man auch unter dem Dach wohnen kann. Dann braucht man aber auch Fenster!" Laura (5) stellte am 13. Juli in der Städtischen Kindertagesstätte "Tausendfüßler" in Kerpen das Ergebnis einer mehrmonatigen Projektarbeit vor - und bewies, dass schon Vorschulkinder vieles lernen können, wenn sie sich mit Architektur und Bauwerken beschäftigen. Die Architektenkammer NRW stellte in Zusammenarbeit mit der Kita "Tausendfüßler" ihr jüngstes "Kammer in der Kita"-Projekt vor.

21. Juli 2017von Christof Rose

„Wir möchten schon unsere Jüngsten dazu anregen, sich spielerisch mit Architektur und Städtebau zu befassen“, erläuterte Klaus Brüggenolte, Vizepräsident der Architektenkammer NRW, den Hintergrund zu der Aktion in seiner Begrüßungsrede. „Die Kinder sollen ihre Wahrnehmung schärfen und dafür sensibilisiert werden, dass wir alle unsere gestaltete Umwelt aktiv beeinflussen können.“ Dazu haben die Kita-Kids im Rahmen des Projektes eine Stadt mit vielen Modellen nachgebaut.

„Wir haben mit den Kindern Exkursionen und viele praktische Übungen durchgeführt“, erklärte Elisabeth Kulbatzki, Leiterin der Städtischen Kindertagesstätte „Tausendfüßler“, anlässlich der Abschlusspräsentation. Begleitend dazu hätten die Kinder kontinuierlich an gestalterischen Aufgaben gearbeitet, wobei sie natürlich durch das pädagogische Personal begleitet wurden. „Die Inhalte wurden aber von den Kindern selbst erarbeitet“, unterstrich Kita-Leiterin Kulbatzki.

Begeistert von der Wissbegierde und dem bautechnischen Interesse der Kinder zeigten sich auch die Erzieherinnen Nadine Fix und Linda Rick. „Fassade, Dachstuhl, Bodenbelag - die Kinder saugen die Fachworte auf wie ein Schwamm“, erklärte Linda Rick. „Wir hatten anfangs auch nicht erwartet, dass die Kinder so viele, ganz unterschiedliche Ideen entwickeln.“ Das Ergebnis war eine ganze Stadt, die sich aus den einzelnen Papp-Modellen zusammenfügen ließ. „Das Modell der Kinder zeigt, wie selbstverständlich Fünf- bis Sechsjährige eine urbane Nutzungsmischung wahrnehmen“, kommentierte AKNW-Vizepräsident Klaus Brüggenolte im Gespräch mit den Kindern und Medienvertretern vor Ort.

Die Architektenkammer NRW setzt sich seit mehr als 20 Jahren dafür ein, schon Kindern und Jugendlichen die Augen zu öffnen für Fragen der Baukultur und für ihre konkrete gebaute Umwelt. Für das Arbeiten mit Kita-Kindern hatte Ina Sinterhauf von der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Coburg ein Konzept entwickelt, um diese frühzeitig mit dem Thema in Berührung zu bringen und die gestalterische wie teilhabende Kompetenzentwicklung zu begleiten. Das Projekt ist in verschiedene Module gegliedert, die sich inhaltlich an den Vorerfahrungen und Fragen der Kinder orientieren: Wohnen, Das Haus, Raum, Geschichte, Kunst, Planen und Entwerfen, Bauen, Stadt.

Mit dem Projekt soll die bewusste Wahrnehmung der (gebauten) Umwelt und ihrer Wirkung auf die eigene Person durch die Kinder gefördert werden. Darauf aufbauend werden die Kinder angeregt, kreative Gestaltungsmöglichkeiten für ihre Umwelt zu entwickeln und zu erproben - als Grundlage für eine aktive Teilhabe an gestalterischen und gesellschaftlichen Prozessen.

Auch Kerpens Bürgermeister Dieter Spürck zeigte sich von dem Ergebnis, das er sich von den Kindern genau erläutern ließ, begeistert. Spontan schlug er vor, die Kinder-Stadt im Foyer des Kerpener Rathauses zu zeigen. Ein Versprechen, das er schon am nächsten Tag einlöste. 

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