19. Reihe „Architektur und Film“ startet im März im Düsseldorfer Filmmuseum

Traditionelle Bauweisen und Kolonialarchitektur, europäische Moderne und internationaler Stil – die Architektur der lateinamerikanischen Staaten war vielen Wechseln unterworfen und präsentiert sich heute entsprechend vielfältig. Mit ihrer 19. Ausgabe der Reihe „Architektur und Film“ richtet die Architektenkammer NRW in Kooperation mit dem Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf und Programmkinos in Bielefeld, Dortmund und Münster unter dem Titel „Casa Rio – Wohnraum Südamerika“ den Blick auf die Architekturen und das Wohnen in vier Ländern Lateinamerikas, die sich ganz unterschiedlich entwickelt haben – und doch gemeinsame Wurzeln aufweisen. Start: 2. März in der „Black Box“ in Düsseldorf und im „Cinema“ in Münster. Anschließend wandert die Reihe nach Bielefeld und Dortmund.

16. Februar 2016

Die Großstädte Südamerikas sind architektonisch äußerst vielseitig. Bis heute prägen verschiedene Einflüsse ihr Gesicht. Spanischer Kolonialstil, Barock, Neoklassik und Art déco sind ebenso zu finden wie wegweisende Bauten der Moderne des 20. Jahrhunderts. Der sprunghafte Anstieg der Bevölkerung in diesen Städten führte dazu, dass hier die Probleme heutiger Ballungsräume besonders stark zu spüren sind: Wohnungsnot, marode Mietskasernen, Kriminalität. Der Mythos der „Casa Rio“, der Inbegriff des paradiesischen Heimes in südamerikanischen Gefilden, der sich im Bewusstsein besonders der Europäer bildete, hat schon lange nichts mehr mit der Realität des Großstadtlebens in Mittel- und Südamerika zu tun.

•    Havanna – die neue Kunst, Ruinen zu bauen
(D 2006, 86 Minuten, Dokumentarfilm, spanisch mit dt. UT; Regie: Florian Borchmeyer)
Der Dokumentarfilm von Florian Borchmeyer ist eine Gratwanderung zwischen sozialer Real-Analyse und Ironie. Er bringt dem Zuschauer die Stadt Havanna in einer Weise näher, wie man sie als Tourist noch nicht betrachtet hat. Wirken die Gebäude im Vorbeigehen und Bestaunen immer noch ausdrucksvoll und imposant, wird dem Zuschauer in der Dokumentation plötzlich vor Augen geführt, dass es oftmals nur sehr wenig mit Romantik zu tun hat, hier leben zu müssen. Der Film porträtiert fünf Personen aus Havanna, die in Gebäuden in verschiedenen Stadien des Einsturzes wohnen. Sie alle versuchen, aus einer Existenz zu fliehen, die durch das Wohnen in einer Ruine selbst zur Ruine zu werden droht.

•    City of God (Cidade de Deus)
(BR/F/USA 2002, 128 Minuten, DF; Regie: Fernando Meirelles, Kátia Lund)
Das mit Laiendarstellern besetzte Slum-Epos, 2004 mit vier Oscar-Nominierungen bedacht, ist ein Meilenstein in der Geschichte des lateinamerikanischen Kinos. Über einen Zeitraum von über 20 Jahren zeigt Regisseur Fernando Meirelles aus Sicht des Jugendlichen Buscapé die zunehmende Verrohung des Stadtteils. Cidade de Deus, die Stadt Gottes: Das ist der Name, den die Stadtväter von Rio de Janeiro zynischerweise dem ärmsten Armenviertel der Zuckerhut-Metropole verpassten. Die Trabantenstadt vor den Toren der Stadt wurde für Landflüchtlinge aus dem seinerzeit von einer Dürre heimgesuchten Nordosten Brasiliens gebaut. Trotz aller guten Absichten der Architekten wurde die Cidade de Deus zu einem Slum, einer Brutstätte der Unmenschlichkeit.

•    Ruina
(D/VEN 2014, 73 Minuten, Dokumentarfilm, spanisch mit dt. UT; Regie: Markus Lenz)
Was kann passieren, wenn eine Bank Pleite geht? Sie wird zum Beispiel von 3000 Personen besetzt und zu einem Wohnprojekt umgebaut. Im Zentrum von Caracas ragt eine 200 Meter hohe Bauruine in den karibischen Himmel und dient als Zuflucht und Wohnstätte für 750 Familien. Von der Nachbarschaft gefürchtet und verachtet und von der Stadtadministration ignoriert, arbeiten die Bewohner des Torre Confinanzas an ihrem Modell einer sozialistischen Mikrogesellschaft in ihrer vertikalen Stadt. Der Dokumentarfilm des Regisseurs Markus Lenz erzählt von Schwierigkeiten und Erfolgen beim Aufbau einer Sozialgemeinschaft aus einer Masse an Menschen.

•    Medianeras
(ARG 2011, 95 Minuten, DF, Regie: Gustavo Taretto)
Martín, ein Web-Designer, und Mariana, eine Architektin, leben im selben Block in gegenüberliegenden Gebäuden im Zentrum von Buenos Aires. Obwohl sie Nachbarn sind, haben sie sich noch nie wirklich wahrgenommen. Sie laufen sich auf der Straße über den Weg, nehmen denselben Bus und sitzen im selben Kino, aber wissen nichts von der Existenz des anderen. Die Stadt führt sie immer wieder zusammen und trennt sie gleichzeitig. In „Medianeiras“, einem Spielfilm des Regisseurs Gustavo Taretto, schauen wir den beiden zu und entdecken dabei auch Buenos Aires, das Taretto in seiner architektonisch reizvollen Komposition mit visuellem Spürsinn festhält.

In alle Filme wird mit einem prägnanten cineastischen Vortrag eingeführt, in dem auf die architektonischen Besonderheiten des jeweiligen Werks hingewiesen wird. Nach der Vorstellung besteht bei einem kleinen Imbiss die Gelegenheit zum Austausch.

Kinos und Termine:
•    Düsseldorf, Black Box: 2. März, 9. März, 16. März, 23. März, jeweils 20.00 Uhr.
•    Münster, Cinema: 2. März, 9. März, 16. März, 23. März, jeweils 20.00 Uhr.
•    Bielefeld, lichtwerk: 29. März, 5. April, 12. April, 19. April, jeweils 19.00 Uhr.
•    Dortmund, sweetSixteen: 5. April, 12. April, 19. April, 26. April, jeweils 19.30 Uhr.

Alle weiteren Informationen finden Sie auf den jeweiligen Programmflyern und unter www.aknw.de.
Kartenreservierung empfohlen!


Teilen via