20. Reihe "Architektur und Film": Die Stadt von Morgen – Soziale Utopien

Modelle des urbanen, sozialen Wohnens stehen im Mittelpunkt der 20. Ausgabe der Reihe "Architektur und Film", welche die Architektenkammer NRW in Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf in diesem Herbst in Kinos in Bielefeld, Münster, Düsseldorf und Dortmund prä-sentiert. Den Auftakt zu der Jubiläumsreihe macht am 11. Oktober das Programmkino "Lichtwerk" in Bielefeld.

23. September 2016

Bauten des öffentlich geförderten Wohnungsbaus müssen vielfältigen Anforderungen gerecht werden: Sie sollen die speziellen Bedürfnisse ihrer zukünftigen Bewohner erfüllen, städtebaulich in die Stadtraumstruktur passen, eine wichtige sozialpolitische Aufgabe erfüllen und im günstigsten Fall architektonische Formvollendung beweisen. Sie stellen damit eine besondere Herausforderung für Planerinnen und Planer dar. Prominente Architekten wie Le Corbusier, Oscar Niemeyer oder Minoru Yamasaki betrachteten diese nicht von allen Kollegen geliebte Planungsaufgabe als besonderen Anreiz, und sie entwickelten innovative Konzepte für den geförderten Wohnungsbau.

Die Architektenkammer NRW zeigt gemeinsam mit dem Filmmuseum der Landeshauptstadt vier Filme, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit Modellen des urbanen, sozialen Wohnens befassen:

Leben in der Stadt von Morgen
(D 2007, 97‘, Dokumentarfilm, Regie: Marian Engel)
Der Dokumentarfilm ist anlässlich des 50. Geburtstags des Berliner Hansaviertels entstanden. Weltweit bekannte Architekten der Klassischen Moderne entwickelten für das Berliner Vorzeigequartier ihre Vorstellung einer „Stadt von Morgen“, unter ihnen Oscar Niemeyer, Walter Gropius, Alvar Aalto und Arne Jacobsen. Sie wollten nicht nur Wohnraum schaffen, sondern mit ihrer Vision einer durchgrünten Stadtlandschaft zur Schaffung eines neuen Menschenbildes beitragen. Der Film zeigt die Aufbruchsstimmung der 1950er Jahre und die Ideale sozialen Wohnungsbaus in West-Berlin. Er widmet sich aber auch dem Leben der heutigen Bewohner des Hansaviertels und fragt nach dem Gelingen des international gewürdigten Wohnmodells. Zu Wort kommen beteiligte Architekten wie Oscar Niemeyer, Zeitzeugen und Bewohner.

Mamma Roma
(I 1962, 105‘, Spielfilm, Regie: Pier Paolo Pasolini)
In dem italienischen Filmklassiker bildet eine Siedlung im römischen Viertel Don Bosco den architektonischen Hintergrund. Die Protagonistin, eine ehemalige Prostituierte (gespielt von Anna Magnani), erwirbt eine Wohnung, die im Rahmen des italienischen Sozialbauprogramms INA-Casa entstanden war, das sozial Schwachen in Ballungszentren Wohneigentum erlaubte. Doch der soziale Aufstieg misslingt, Mamma Roma kommt trotz ihres Umzuges aus einem Armenviertel in ein bürgerliches Umfeld dort nie wirklich an. Pasolinis Gesellschaftskritik schließt auch moderne Großsiedlungen ein, die oft zu wenig Infrastruktur aufwiesen.

Der Pruitt-Igoe-Mythos
(USA 2011, Regie: Chad Freidrichs, englische Originalfassung)
Die Dokumentation erzählt von einem staatlich geförderten Wohnprojekt in Saint Louis im Jahr 1956, das die Wohnsituation vor allem für den einkommensschwachen Teil der Bevölkerung verbessern sollte. Das oft als „Penthouse der Armen“ bezeichnete Projekt konnte die hohen Erwartungen jedoch nie erfüllen. Vom World Trade Center-Architekten Minoru Yamasaki geplant, wurde Pruitt-Igoe bereits 1972 wieder abgerissen. Der Film verdeutlicht an Einzelschicksalen, wie aus dem Vorzeigeprojekt für Sozialwohnungen innerhalb kurzer Zeit durch politische und wirtschaftliche Probleme ein Symbol für fehlgeplante Wohnprojekte wurde.

Junges Licht
(D 2016, 122‘, Spielfilm, Regie: Adolf Winkelmann. Mit Charly Hübner, Oskar Brose, Lina Beckmann, Peter Lohmeyer, Nina Petri)
Der Spielfilm ist eine faszinierende, authentische Zeitreise ins Ruhrgebiet des Jahres 1961. Der zwölfjährige Julian erlebt die Wirtschaftswunderjahre schmerzhaft. Die Welt der Erwachsenen scheint bedrohlich und einengend. Dennoch erlebt er einen Sommer, der alles verändert… Eine wehmütige Hommage an das Revier in seiner Blütezeit.

In alle Filme wird mit einem prägnanten cineastischen Vortrag eingeführt, in dem auf die architektonischen Besonderheiten des jeweiligen Werks hingewiesen wird. Nach der Vorstellung besteht bei einem kleinen Imbiss die Gelegenheit zum Austausch.

Kinos und Termine:

  • Bielefeld, Lichtwerk: 11.10., 18.10., 01.11. und 08.11.2016 (jeweils 19.00 Uhr)
    Flyer als PDF
  • Münster, Cinema: 31.10., 07.11., 14.11. und 21.11.2016 (jeweils 20.00 Uhr)
    Flyer als PDF
  • Düsseldorf, Black Box: 02.11., 09.11., 16.11. und 23.11.2016 (jeweils 20.00 Uhr)
    Flyer als PDF
  • Dortmund, SweetSixteen: 08.11., 15.11., 22.11. und 29.11.2016 (jeweils 19.30 Uhr)
    Flyer als PDF

Eintritt: 6 Euro. Kartenreservierung empfohlen!

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