Angeregte Diskussion mit (v. r.) Prof. Rolf-Egon Westerheide (AKNW), Peter Köddermann (Baukultur NRW) und Jens Kreiterling (Landmarken AG); moderiert von Journalist Jörg Biesler. – Foto: Christof Rose/Architektenkammer NRW

polis Convention: Umbaukultur und Stadtplanung

Die Architektenkammer NRW bestritt auf der diesjährigen „polis Convention“ in Düsseldorf an beiden Messetagen jeweils ein Diskussionsforum. Am 24. April ging es um die Frage, wie die notwendige „Umbaukultur“ im Rahmen von Stadtentwicklungsszenarien vorangetrieben werden könne.

30. April 2024

Jens Kreiterling, Vorstand des Projektentwicklers Landmarken AG, bedauerte, dass noch immer Förderschwerpunkte auf dem Neubau läge. „Das beste Produkt entsteht, wenn die Rahmenbedingungen gut sind; das spricht für die Weiterentwicklung des Gebäudebestandes.“ Lange Jahre sei es für Investoren wirtschaftlicher gewesen, abzureißen und neuzubauen. „Heutzutage ist es schon aus ökonomischen Gründen ratsam, im Bestand zu arbeiten.“ Es sei absurd, die Neubaukosten mit hohen Fördermitteln auf bezahlbare Mieten herunterzudrücken. „Die Gelder wären in der Bestandsförderung deutlich besser aufgehoben.“

Wie Peter Köddermann, Geschäftsführer der Initiative Baukultur NRW, erklärte, fließen gegenwärtig nur 20 Prozent der Fördergelder in den Bestand. Neben Änderungen in der Fördersystematik sei es im Sinne einer echten Umbaukultur auch wichtig, dass ein Markt für gebrauchte Baumaterialien entstehen kann.

Prof. Rolf-Egon Westerheide, Vorstandsmitglied der AKNW, wies darauf hin, dass nicht alle Fragen mit dem Umbau zu lösen sein würden. „Gerade der Wohnungsbau lässt sich nicht in alle Bestandsbauten einfügen“, so Westerheide. Auch er betonte aber: „Richtig ist der Weg, Baumaterial zu erfassen, neu zu nutzen und vor allem: Wert zu schätzen!“

Wie aber umgehen mit den großen Bauwerken der 1970er und -80er Jahre, fragte Moderator Jörg Biesler. Für Peter Köddermann lag eine Qualität schon darin, zunächst einmal nach den Werten solcher Gebäude zu fragen und für mehr Akzeptanz in der Bevölkerung zu werben. „Wir müssen mit guten Beispielen die Attraktivität dieser Bauwerke stärken.“ Für Rolf-Egon Westerheide stellte sich die Frage der Skalierung. „Über Einzelobjekte nachzudenken, kann Signalwirkung haben. Wir müssen aber noch viel stärker auf den Wohnungsbau der 1970er und -80er Jahre blicken, denn hier liegen große Stückzahlen – und künftig auch viele Probleme.“

Jens Kreiterling verwies auf experimentelle Projekte wie das „Moringa“ in Hamburg, das zu 80 Prozent mit Blick auf das Baumaterial rückbaubar und wiederverwertbar sei. Problem: Noch sind die Vorinvestitionen deutlich höher, „wir liegen hier bei 20 bis 25 Prozent höheren Ausgangskosten“, so Kreiterling.

Westerheide forderte, die Speckgürtel vor den Toren der Stadt zu festigen, vor allem aber auf den Innenbereich zu setzen, um dem Donat-Effekt entgegenzuwirken. „Wir brauchen neue Narrative, um den Umbau breit in die Gesellschaft zu tragen.“

Den Nachbericht zum Diskurs zu dem Thema „Künstliche Intelligenz in der Stadtplanung“ am 25. April finden Sie hier.

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