Aktionsplattform „NRW wohnt“ mit Preisverleihung beendet

Abschluss "NRW wohnt": Architektenkammer fordert mehr Mut für den Wohnungsbau

"Wie werden wir morgen wohnen?" - Diese Fragestellung stand als Generalthema über der Aktionsplattform "NRW wohnt", mit der die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen über zweieinhalb Jahre Aspekte des Woh-nens in Nordrhein-Westfalen analysiert und öffentlich diskutiert hat. Mehrere tausend Teilnehmer kamen zu den sieben Veranstaltungen, die quer durch das ganze Land stattfanden. „Es gibt viele innovative Bauten und Projek-te in Nordrhein-Westfalen, mit denen Architekten, Wohnungswirtschaft und Bauherren moderne Wohnformen entwickelt und erprobt haben“, erklärte der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Hartmut Miksch, heute Abend (19.04.10, 18.00 Uhr) im Rahmen der Abschlussveranstaltung zu „NRW wohnt“ auf der Zeche Zollverein in Essen. Mit Blick auf die sich wandelnden Wohnbedürfnisse sei ihre Zahl aber noch zu gering. „Wir wünschen uns mehr Mut für den Wohnungsbau!“

19. April 2010

Zukunftsweisende Ideen, Konzepte und Praxisbeispiele wurden im Rahmen von „NRW wohnt“ in verschiedenen nordrhein-westfälischen Städten öffentlich vorgestellt und diskutiert. „Neue Wohnformen für die Stadt“, „Wohnen mit sozialem Anspruch“, „Wohnen im ländlichen Raum“ und „Integration im Stadtteil“ lauteten einige der Themen, die kennzeichnen, in welchen Bereichen sich das Wohnen in Deutschland gegenwärtig stark verändert. „Unsere Gesellschaft gliedert sich in immer mehr Teilgruppen auf“, erläuterte Hartmut Miksch in Essen. „Das Wohnangebot ist aber noch wie vor überwiegend standardisiert: 2 - 3 Zimmer, Küche, Diele, Bad. Das wird unseren modernen Wohnwünschen nicht mehr gerecht.“ 

Notwendig sind aus Sicht der Architektenkammer NRW vor allem ein deutlich größeres Angebot an barrierearmen Wohnungen, damit ältere Menschen noch lange in ihren eigenen vier Wänden leben können, mehr gemeinschaftsorientierte Wohnprojekte, die ein generationenübergreifendes Wohnen ermöglichen sowie Raumkonzepte für Wohngemeinschaften - gerade auch für ältere Menschen. Der Präsident der Architektenkammer NRW bedauerte, dass der Wohnungsneubau in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgenommen habe. „Wir benötigen bessere steuerliche Anreize, damit wieder mehr privates Kapital in Wohnungsbauprojekte fließen kann“, forderte Hartmut Miksch. 

Wie groß das Interesse an zeitgemäßen Wohnangeboten ist, belegten zwei Auszeichnungsverfahren, welche die Architektenkammer NRW im Rahmen der Aktionsplattform „NRW wohnt“ durchführte. Mit „Wohnen an ungewöhnlichen Orten“ wurden Objekte ausgezeichnet, die ursprünglich nicht als Wohngebäude errichtet worden waren, aber erfolgreich für Wohnzwecke umgebaut werden konnten - von der Fabrikhalle über das Bürohaus bis zum Hochbunker. Das Auszeichnungsverfahren „Lebendige Nachbarschaften“ würdigte Initiativen, Organisationen und Vereine, die sich um ein besseres Miteinander unter Mieterinnen und Mietern bzw. Eigentümern verdient gemacht haben. Die hohe Zahl der Teilnehmer an den Verfahren und das große mediale Resonanz belegten, dass es ein breites öffentliches Interesse an neuen Wohnformen in Nordrhein-Westfalen gibt. 

Das nordrhein-westfälische Ministerium für Bauen und Verkehr teilt diese Einschätzung und hat die Aktionsplattform „NRW wohnt“ deshalb von Anfang an inhaltlich und finanziell mit getragen. „Die Architektenkammer hat es mit ‚NRW wohnt’ geschafft, ein ganz zentrales Thema, das uns auch alle ganz persönlich sehr betrifft, wieder in den Fokus zu rücken“ bekräftigte NRW-Bauminister Lutz Lienenkämper auf der Abschlussveranstaltung in Essen. Das „Wohnen“ sei lange Zeit etwas ins Abseits geraten, weil man vor allem über die Themen Handel, Kultur, Freizeit und Gärten in der Stadt diskutiert habe. „Aber das Wohnen, das eigentlich die Stadt bestimmt und der eigentlich belebende Faktor für jede Stadt und für jede Innenstadt ist, wurde vernachlässigt. Das ist inzwischen anders“, lobte Lienenkämper das Aktionsprogramm der Architektenkammer NRW. 

Die Aktionsplattform „NRW wohnt“ wurde im November 2007 von der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufen, um einen engeren Austausch zwischen den planenden Berufen, der Wohnungswirtschaft und den Nutzern von Wohnungen anzustoßen. Anders als in Fachdebatten üblich sollten die Fachleute nicht unter sich bleiben, sondern im Dialog mit privaten Wohnungseigentümern und Mietern darüber sprechen, welche Wohnformen und -angebote die Bürgerinnen und Bürger sich heute wünschen. Ein solcher Austausch kommt beiden Partnern zugute: Private Bauherren, Eigentümer und Mieter weiten ihre Sicht über den Raum der eigenen Wohnung hinaus, erfahren Trends und Entwicklungsperspektiven und werden auf diese Weise zu eigenen Projekten angeregt. Und die Fachleute erfahren, wie ihre Arbeit beim Nutzer ankommt, welche Wünsche und Vorstellungen sich neu entwickeln, welche Wohnträume bestimmte Bevölkerungsgruppen haben. Ein öffentlicher Diskurs wird angeregt, der dem Thema „Wohnen“ eine neue gesellschaftliche Relevanz verleiht. 

Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Jürgen Rüttgers, ist Schirmherr der Aktionsplattform „NRW wohnt“. Die Landesinitiative StadtBauKultur NRW nahm die Veranstaltungsreihe in ihre Projektliste auf. Neben dem Ministerium für Bauen und Verkehr begleitete auch der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen (VdW) die Veranstaltungsreihe als fester Partner. 

Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse von „NRW wohnt“, innovative Bauwerke und Beispiele für moderne Wohnformen sowie zahlreiche Analysen und Hintergrundtexte können auch über die virtuelle Aktionsplattform www.nrw-wohnt.de abgerufen werden. Die Architektenkammer NRW wird diese Plattform im Internet weiter betreiben.  

 

„Wohn(t)räume - Lebensräume“ / Fotowettbewerb und Ausstellung 

Im Rahmen der Abschlusspräsentation von „NRW wohnt“ wurden auf der Zeche Zollverein auch die Sieger des Fotowettbewerbs „Wohn(t)räume - Lebensräume“ geehrt. Der Wettbewerb war Teil der Aktionsplattform „NRW wohnt“ und von der Architektenkammer NRW in Kooperation mit der Internetplattform „fotocommunity.de“ bundesweit ausgelobt worden. Fotografen und interessierte Amateure waren aufgerufen, fotografisch darzustellen, wie sie leben, wie sie leben möchten, wie ihr Lebensumfeld aussieht.  Den Hauptpreis, der mit 2.500 € dotiert war, gewann Sven Korejtko aus Siegburg für sein Foto „Kristins Küche“. Der zweite Preis (1.000 €) ging an Daniel Schoenen (Freiburg) für „Dachgarten“, den dritten Platz (500 €) belegte Silvia Dirsch (Karlskron) mit „Meine Welt“.  Weitere sechs gleichrangige Preise vergab die Jury an Petra Günnewig (Freiburg) für „Zentraler Platz“, Stefanie Koch (Emsdetten) für „Der Platz, um den sich die Welt dreht“, Irina I. Wille (Linden) für „Küchen(t)raum“, Markus Schepers-Diekmann (Rheine) für „Männer-WG“, Thomas Leesch (Demmin) für „Die schönste Raucherecke“, Dr. Markus Zimmer (Albaching) für „Lesen“ sowie Katharina Levy (Lüneburg) für “Ort zum Aufblühen“. 

Die Ergebnisse des Fotowettbewerbs werden in der Doppel-Ausstellung „Wohn(t)räume - Lebensräume“ präsentiert: Diese ist vom 22.04. bis 20.05.10 im Düsseldorfer „Haus der Architekten“ (Zollhof 1, 40221 Düsseldorf) und vom 21. April bis zum 10. Mai 2010 auf der Zeche Zollverein (Zugang Halle VI) zu sehen.

Teilen via