Behutsam bauen mit Verantwortung

Für die renommierte Baukunst-Klasse bedeute der Start ins Semester „einen Neuanfang“, erklärte Prof.in Donatella Fioretti, Dekanin des Fachbereichs Architektur, zum Auftakt der neuen Lecture-Reihe an der Kunstakademie Düsseldorf. Das Vortragsprogramm, das am 14. November begann, entstand in Zusammenarbeit mit der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und verbindet jeweils den Vortrag renommierter Architektinnen und Architekten mit Erfahrungsberichten oder Thesen von Studierenden oder Absolvent*innen. „Wir wagen gemeinsam ein Experiment“, sagte auch Markus Lehrmann, Hauptgeschäftsführer der Architektenkammer NRW, in seiner Begrüßung vor rund 100 Studierenden und interessierten Gästen. Den Auftaktabend bestritten der mallorcinische Architekt Jaume Mayol (TEd‘A Arquitectes), selbst neuer Professor an der Kunstakademie, und der Nachwuchsarchitekt Ahsan Habib, der vom Planen und Bauen in Bangladesh berichtete.

16. November 2022von Christof Rose

"Wir sind immer Teil der Tradition", beschrieb Prof. Jaume Mayol sein Grundverständnis von Architektur. Deshalb sei es wichtig, die Einmaligkeit jedes Ortes und jedes Materials, das verbaut werden soll, zu respektieren und entsprechend verantwortungsvoll mit diesen Ressourcen umzugehen. Jaume Mayol stellte an konkreten Beispielen, die er mit seinem Büro TEd'A Arquitectes in verschiedenen Orten auf Mallorca und in anderen Ländern realisiert hatte, die Aspektfelder vor, die es nach seiner Überzeugung beim Planen und Bauen zu berücksichtigen gelte. Dazu zählte er neben Tradition und Material das Ziel, möglichst wenig Fläche und Material zu verbrauchen, und das "Prinzip Palimpsest". Damit war gemeint, die existierenden Zeitschichten eines bestehenden Bauwerks zu analysieren, freizulegen und - falls möglich und sinnvoll - in die Weiterentwicklung des Bauwerks einzubeziehen.

Ahsan Habib, der aus Bangladesh stammt und sein Architekturwissen seit einem Jahr in Deutschland weiterentwickelt, berichtete anhand gebauter Objekte über die besonderen Anforderungen des Planens und Bauens in seiner Heimat. Bangladesh sei sehr dicht besiedelt und durch die Elemente Erde und Wasser gekennzeichnet. Zahlreiche kleinere Bauwerke realisierte Habib, der mehrere Jahre für den renommierten Architekten Kashef Chowdhury arbeitete, mit lokalen Baumaterialien wie Bambus und Tonerde. Weil menschliche Arbeitskraft oft besser verfügbar sei als Energie und Maschinen, entstünden weiterhin viele Bauwerke unter dem Einsatz tradierter Handwerkstechniken und -werkzeuge. „Wir sind nicht als Personen wichtig. Es ist unsere Arbeit, die für die Menschen zählt“, betonte der junge Architekt.

Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und die Kunstakademie Düsseldorf setzen die Lecture-Reihe kooperativ im Jahr 2023 fort - und beleben damit eine alte Tradition wieder. Die Vorträge finden in der Aula der Kunstakademie statt und werden live gestreamt. 

Nächste Lecture: 16.01.23. Prof.in Elli Mosayebi gemeinsam mit 8000agency zu „Zeitgenössischer Wohnungsbau“. Info: www.klassebaukunst.de

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