Corona und die Kultur

Die akute gesellschaftliche und wirtschaftliche Krise, die durch die Covid-19 Pandemie ausgelöst worden ist, trifft Solo-Selbstständige und insbesondere Künstlerinnen und Künstler besonders hart. In vielen Fällen ist eine prekäre Lebens- und Arbeitssituation in diesem Berufsfeld sowieso Alltag; ein Alltag, der es kaum erlaubt, Rücklagen für Ausfälle zu bilden, schon gar nicht für längerfristige oder gar ungewisse Zeiträume, wie sie im Moment zur Diskussion stehen. Der Kulturrat NRW, in dem die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen Mitglied ist, hat sich deshalb in den letzten Wochen wiederholt an die Landesregierung gewandt, um eine stärkere Unterstützung der Kunstszene in NRW zu fordern.

23. April 2020von Christof Rose

Die aktuelle Situation, in der Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten im Veranstaltungs-, Kultur- und Ausstellungssegment weitgehend wegbrechen, stellt viele Kreative vor existentielle Nöte. Darum waren die Solo-Selbstständigen und Freien Gruppen der Kreativbranche froh und dankbar darüber, dass sowohl die Länder als auch der Bund sehr schnell und unbürokratisch Soforthilfe-Programme aufgesetzt haben. „Doch aktuell scheint eine ganz andere Situation einzutreten, die wir als großen Rückschritt in den Hilfsangeboten beschreiben müssen“, klagt der Kulturrat NRW Mitte April in einem offenen Brief an das NRW-Kulturministerium. Die zu Beginn der Krise bereitgestellten Summen reichten bei Weitem nicht aus, um den existierenden Bedarf abzudecken. „Ohne zusätzliche Mittel droht daher erneut das Szenario einer existenzbedrohenden Lage für sehr viele Personen und Gruppen: Mieten sind nicht mehr bezahlbar, Lebensunterhalte können kaum mehr bestritten werden, die Situation für Künstler-Familien mit Kindern ist besonders prekär“, führt der Kulturrat NRW aus. „Es droht am Ende eine Kunstlandschaft ohne frei produzierenden Künstlerinnen und Künstler!“

Als eine der ersten Förderstellen in Deutschland hat der Fonds Darstellende Künste mit seiner sofortigen Förderanpassung und der ausgeschriebenen #takecare-Förderung auf die aktuelle Krise reagiert und eine Möglichkeit für Künstlerinnen und Künstler der freien Darstellenden Künste geschaffen, sich mit Konzepten, die sich auf die gegenwärtige Situation explizit beziehen und von ihr ausgehend Vorhaben vorschlagen, auf eine Förderung zu bewerben. Der Kulturrat NRW begrüßt diesen Ansatz ausdrücklich, ermöglicht er doch nicht nur eine gewisse existentielle Absicherung, sondern auch das Weiterarbeiten von Kreativen im Angesicht dieser gesamtgesellschaftlich prekären Lage. „Dass dies für das gesellschaftliche Miteinander und auch für Perspektiven für die Zeit sowohl in wie nach der Krise von großer Bedeutung ist, zeigt sich im Moment allenthalben, gehören doch künstlerische und kulturelle Angebote, etwa im Internet, derzeit zu den wichtigen Programmen, mit denen wir alle das Leben in der Isolation besser bestreiten und erträglicher gestalten können“, formuliert es Dr. Gerhard Baum, Vorsitzender des Kulturrats NRW. Grundsätzlich werde eine solche Fördermaßnahme auch von dem Leitsatz getragen: Besser die künstlerische Arbeit absichern, als die Beschäftigungslosigkeit aufzufangen.

In einem Meinungsbeitrag im „tagesspiegel“ stellte der NRW-Kulturratsvorsitzende Dr. Gerhard Baum am 16.04.20 heraus, dass der Beitrag der Kulturschaffenden gerade in Krisenzeiten zur Aktivierung von Kreativität, Urteilsfähigkeit und Nachdenklichkeit unverzichtbar sei. „Es ist ein Irrtum, die Kunst als eine beliebige Wirtschaftsbranche unter anderen zu sehen.“ Das „Produkt“ sei deshalb mit keinem anderen vergleichbar.

Mit seinem Offenen Brief fordert der Kulturrat NRW die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien dringend dazu auf, sich sowohl für die Fortsetzung der Soforthilfe-Programme für Künstler, Kulturschaffende und Solo-Selbstständige einzusetzen und einen länderübergreifenden Abstimmungsprozess zu begleiten, als auch zu prüfen, ob zusätzliche Mittel und Zuwendungen an den Fonds bereitgestellt werden können, mit denen die Fortsetzung und Erweiterung der durch den Fonds angebotenen Förderung gewährleistet werden könnte. „Wir möchten Sie eindringlich darum bitten, sich gegen die Aussetzung der begonnenen Maßnahmen einzusetzen und diese im Gegenteil noch zu erweitern, um die prekäre Situation von Künstlerinnen und Künstlern kurzfristig zu verbessern und die Bedrohung zahlloser Existenzen langfristig abzuwenden: Als Sorge um eine starke und vielfältige Kunst- und Kulturlandschaft in Deutschland für die Zeit während und auch nach der Krise.“

Die aktuellen Stellungnahmen finden Sie unter www.kulturrat-nrw.de.

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