Christine Mattauch

Vorstand stellt fest: Kreis der HOAI-Befürworter wächst

Gute Argumente setzen sich durch: Auf der letzten Sitzung des AKNW-Vorstands vor der Sommerpause gab es die erfreuliche Nachricht, dass der nordrhein-westfälische Landtagsausschuss für Städtebau und Wohnungswesen ein einstimmiges Votum pro HOAI abgegeben hat. Damit haben die Architekten im Kampf um den Fortbestand der Honorarordnung “eine wichtige Etappe genommen”, wie AKNW-Präsident Hartmut Miksch feststellte.

15. August 2003von Christine Mattauch

Der Städtebauausschuss hatte Anfang Juli über die HOAI diskutiert und sich anschließend quer durch alle Fraktionen für ihren Erhalt ausgesprochen. Mehr als 40 Planer hatten Präsenz auf der öffentlichen Sitzung gezeigt und dem Anliegen der Architekten dadurch Nachdruck verliehen. Rückenwind in Sachen HOAI erhofft sich die Kammer auch durch ein Spitzengespräch zwischen Landeswirtschaftsminister Harald Schartau und AKNW-Präsident Miksch. Nicht nur in Nordrhein-Westfalen, auch in anderen Ländern und auf Bundesebene geht die Überzeugungsarbeit weiter und verbucht Erfolge. “Aber noch ist der Kampf nicht gewonnen”, betonte Miksch – auch die HOAI-Gegner formierten sich.

Davon zeugt u.a. ein neues Gutachten, das überraschend im Rahmen der nordrhein-westfälischen “Zukunftsinitiative Bau” (ZIB) präsentiert worden ist. Darin wird die “kaum zu rechtfertigende Intensität des ordnungspolitischen Eingriffs” durch die HOAI kritisiert und ihre Abschaffung als Verordnung gefordert. Der AKNW-Vorstand äußerte großes Befremden über die Umstände, die zu diesem Gutachten geführt haben, und kündigte massive Proteste an. Die Kammer ist Mitglied der ZIB-Initiative.

Schmalseitenprivileg abschaffen!

Schnelles Handeln erfordert nach Ansicht des Vorstands die jüngste Rechtsprechung zum Schmalseitenprivileg. Anlass ist ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts zu der Frage, wann eine in sich gegliederte Wand noch eine einheitliche Außenwand darstellt. Die Richter nahmen dabei Bezug auf die “natürliche Betrachtungsweise” des Nachbarn, die sich an sehr unterschiedlichen Kriterien festmachen kann. In der Praxis führt dies zu erheblicher Rechtsunsicherheit und kann fatale Folgen für Planer und Bauherren zeitigen, da selbst auf bereits erteilte Baugenehmigungen kein Verlass ist, wenn der Nachbar klagt. In einem Schreiben an NRW-Bauminister Michael Vesper bittet die Kammer daher um eine Änderung des entsprechenden Paragraphen 6 der Landesbauordnung. Vorgeschlagen wird, die Regelung der Musterbauordnung zu übernehmen, die kein Schmalseitenprivileg vorsieht, sondern grundsätzlich geringere Tiefen der Abstandsflächen gestattet.

Neue Fassung der RAW

Einstimmig billigte der Vorstand eine neue Fassung der “Regeln für Architektenwett-
bewerbe” (RAW). Sie heißen künftig “Regeln für die Auslobung von Wettbewerben” und integrieren Regelungen für Ingenieure. Damit steigen die Chancen, dass die RAW auch künftig den Bauaufgaben des Landes zu Grunde gelegt werden. Das Bauministerium hatte die RAW für Bauprojekte des Landes zunächst befristet bis zum Jahresende 2003 eingeführt und eine Verlängerung von einer Einbeziehung der Ingenieure abhängig gemacht. Die RAW 2004 werden der Vertreterversammlung der AKNW zur abschließenden Beschlussfassung vorgelegt.

Zukunft des Berufsstands

In der Berufsbild-Diskussion ist die Kammer einen Schritt weiter. In der Vorstandssitzung präsentierte der Sozialwissenschaftler Prof. Christoph Hommerich (Hommerich-Forschung, Bergisch Gladbach) ein Konzept für ein Forschungsprojekt, das auf drei Säulen beruht. Der Meinungsforscher will aufgrund von Datenrecherchen, Workshops und einer Expertenbefragung zwei Trendberichte erstellen: einen zum künftigen Markt für Architekten und einen zur Entwicklung des Berufsbilds. Die Berichte sind Grundlage für den dritten Baustein des Konzepts: Strategien für eine aktive Markterschließung. Der Vorstand bewertete das Konzept einhellig positiv. Wenn sich die Frage der Finanzierung zügig klären lässt, könnten die Untersuchungsergebnisse Ende 2004 vorliegen.

Gespräch mit BAK-Geschäftsführer

Um die Kooperation auf Bundes- und Länderebene, aktuelle Themen wie HOAI und Public Private Partnership sowie die Interessenvertretung auf internationaler Ebene ging es in einem Gespräch des Vorstands mit dem neuen Geschäftsführer der Bundesarchitektenkammer (BAK), Dr. Tillmann Prinz. Beide Seiten betonten den Stellenwert einer guten Zusammenarbeit zwischen AKNW und BAK gerade in einer Zeit, in der der Berufsstand politisch und wirtschaftlich unter Druck ist.

Neue EDV-Programme für Mitglieder

Das Service-Angebot der AKNW erweitert sich um EDV-Programme zur Energieeinsparverordnung und zum Bürokostencontrolling: Der zuständige Ausschuss “Dienstleistungen, Recht und Sachverständigenwesen” hat entsprechende Programme geprüft und Vereinbarungen mit einigen Software-Anbietern getroffen. Interessierte Kollegen können ab sofort unter mehreren Programmen und Programm-Versionen wählen (vgl. www.aknw.de/mitglieder/service_fuer_mitglieder/). Die Preisnachlässe liegen zwischen 20 und 30 Prozent.

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