Vorstandssitzung im Juni: Operation „Phönix“

Exemplarisch für die Chancen, die in einer Krise liegen können, ist es der Akademie der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen gelungen, innerhalb weniger Wochen einen großen Teil ihres Fort- und Weiterbildungsangebotes auf Online-Seminare umzustellen. „Das Team der Akademie hat in einem enormen Kraftakt dafür gesorgt, dass unsere Mitglieder sich gerade in Zeiten der Corona-Pandemie fortbilden können“, hob Kammerpräsident Ernst Uhing in der Sitzung des Vorstands der AKNW am 16. Juni in Düsseldorf hervor.

18. Juni 2020von Christof Rose

Bis zum Herbst werden über 100 Seminare als Online-Angebote durchgeführt. „Der Zuspruch der Mitglieder, insbesondere aber im Bereich der Weiterbildung der Absolventinnen und Absolventen, war bisher sehr gut“, berichtete der Geschäftsführer der Akademie, Klaus-Dieter Grothe, dem Kammervorstand. Grothe zeigte sich optimistisch, dass die mit dem Namen „Projekt Phönix“ überschriebene Umstellung des Seminarangebots nach dem vollständigen Shutdown im Frühjahr die Akademie langfristig stärken werde. Insgesamt bestimmten die Folgen der Corona-Krise viele Fragestellungen der Vorstandsdiskussion im Juni. AKNW-Hauptgeschäftsführer Markus Lehrmann berichtete, dass die umfassenden Informationen für Kammermitglieder, die auf der Homepage der Architektenkammer kontinuierlich fortgeschrieben und aktualisiert würden, ebenso stark nachgefragt seien wie die telefonischen Beratungsangebote der Geschäftsstelle zu juristischen und wirtschaftlichen Fragen. „Unsere Mitglieder wissen: Wir stehen mit Rat und aktuellen Informationen jederzeit an ihrer Seite“, betonte Präsident Ernst Uhing.

AKNW-Haushalt 2021: Erste Lesung

Mit vielen Themen seiner Tagesordnung richtete der Vorstand der Architektenkammer in der Juni-Sitzung den Blick nach vorne. Vorstandsmitglied Friederike Proff stellte den Entwurf für den Haushaltsplan 2021 vor, der ein Gesamtvolumen von 9,5 Millionen Euro vorsieht. „Wir haben durch die Absage von Veranstaltungen im Frühjahr 2020 in diesem Jahr weniger Geld ausgegeben, als geplant war“, erläuterte die Vorsitzende des Finanzausschusses der AKNW. Im kommenden Jahr stünden allerdings besondere Kosten an, u.a. für das Jubiläum „50 Jahre Architektenkammer NRW“, ein Beitrag zum neuen Verwaltungsprogramm sowie Teilkosten zur Kammerwahl 2020 und die konstituierende Sitzung der dann neuen Vertreterversammlung im Frühjahr 2021. „Insgesamt wirtschaften wir in diesem und im kommenden Jahr mit Augenmaß und Zurückhaltung“, betonte AKNW-Präsident Uhing. Der Vorstand beschloss den Entwurf einstimmig.

Anhörung zum zweiten Hochschulstandort Landschaftsarchitektur

Am 20. Mai hatte der Präsident die AKNW im Rahmen einer Anhörung vor dem Wissenschaftsausschuss des Landtags die Haltung der Architektenkammer zu der Frage vorgetragen, ob in Nordrhein-Westfalen einer zweiter Studiengang „Landschaftsarchitektur“ eingerichtet werden solle. „Ich habe argumentiert, dass wir in NRW dringend mehr gut ausgebildete Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten benötigen“, berichtete Ernst Uhing dem Vorstand. Landschaftsarchitekt Karl-Heinz Danielzik bekräftigte im Vorstand noch einmal den dringenden Bedarf des Marktes.

Schwerpunkt „Digitalisierung“

Einstimmig verabschiedete der Vorstand das Programm für die erste „Regionalkonferenz Digitalisierung“, die am 17. Dezember stattfinden soll. Die Veranstaltung knüpft an die stark besuchten „BIM“-Veranstaltungen an, welche die AKNW in den letzten Jahren in Düsseldorf mit jeweils rund 300 Teilnehmern durchgeführt hat. Wie Martin Friedrich als Vorsitzender des Ausschusses „Dienstleistungen, Recht und Sachverständigenwesen“ ausführte, soll der Blickwinkel künftig geweitet werden auf den gesamten Prozess der Digitalisierung im Planungssektor. Der Ausbau der Veranstaltungsreihe zu einer „Regionalkonferenz“ bedeutet, dass das Format auch bundesweit von anderen Länderarchitektenkammern aufgegriffen und umgesetzt wird. Damit wird ein deutschlandweiter Austausch zu diesem wichtigen Thema sichergestellt.

Lehrer als „Schulbauberater“

Das NRW-Ministerium für Schule und Bildung möchte der Qualität von Räumen mehr Aufmerksamkeit widmen und überlegt, „Schulbauberater“ auszubilden. AKNW-Hauptgeschäftsführer Markus Lehrmann berichtete dem Vorstand über ein erstes Gespräch zu diesem Projekt mit dem Schulministerium. Die Grundidee sei, Lehrerinnen und Lehrer über eine Weiterbildung entsprechend zu qualifizieren. „Die Schulbauberater sollen in der Leistungsphase 0 bei der Überarbeitung oder beim Neubau von Schulgebäuden als besonders qualifizierte Gesprächspartner der Pädagogikseite zur Verfügung stehen“, führte Lehrmann die ersten Überlegungen aus, in die auch die Montag Stiftungen (Bonn) eingebunden sind. Der Vorstand beschloss, das Projekt seitens der Architektenkammer konstruktiv zu begleiten.

Befreiung von der DRV

Für angestellte Kammermitglieder bleibt die Befreiung von der Versicherungspflicht in der Deutschen Rentenversicherung ein wichtiges Anliegen in der berufspolitischen Arbeit der Architektenkammer. „Das ist ein Dauerthema, zu dem wir kontinuierlich Gespräche führen“, unterstrich Kammerpräsident Ernst Uhing vor dem Vorstand. Mit dem Versorgungswerk der AKNW habe er in dieser Frage den Bundesrat angeschrieben, der über das Änderungsgesetz zum Sozialgesetzbuch abzustimmen hatte. Grundsätzlich entwickele sich das Themenfeld gegenwärtig – auch durch einige Gerichtsurteile - durchaus positiv für den Berufsstand, berichtete Ernst Uhing.

Änderung des Denkmalschutzgesetzes

Die Architektenkammer NRW begrüßt ausdrücklich, dass im Rahmen der Novellierung des nordrhein-westfälischen Denkmalschutzgesetzes neue „Abwägungsgrundlagen“ eingeführt werden sollen, beispielsweise Kriterien wie Beitrag zum Wohnungsbau, Klimaschutz, Einsatz erneuerbarer Energien sowie Barrierefreiheit. Auch dass der Nutzungsaspekt gestärkt und die Frage der Zumutbarkeit eindeutiger geregelt werden sollen, entspricht der Haltung der Architektenkammer, Denkmalschutz als gesellschaftliche Aufgabe zu betrachten, dabei aber das Prinzip zu verfolgen: „Nutzung vor Musealisierung“. Dagegen sprach sich der Vorstand der AKNW klar gegen die Absicht aus, die unteren Denkmalbehörden von den Kommunen auf die Kreisebene zu verlagern. „Den Architektinnen und Architekten vor Ort würden kompetente Ansprechpartner der kommunalen Behörden verloren gehen“, warnte der Kammervorstand. Zudem sei gerade das lokale Know-how der Fachleute in den Denkmalämtern der Kommunen ein wichtiger baukultureller Beitrag.

Perspektiven für den Herbst

Der Vorstand beschloss außerdem, am 27. August eine „Kammer vor Ort“-Veranstaltung in der Stadthalle Mülheim/Ruhr durchzuführen, die ausreichenden Raum für eine Coronaschutz-gerechte Durchführung bietet, sowie eine erneute Beteiligung der AKNW am „Internationalen Holzbaukongress“, der für den 21./22. Oktober in Köln vorgesehen ist. Verabschiedet wurde auch der Entwurf für einen Relaunch der Homepage www.aknw.de, den die Kölner Agentur PPW in Zusammenarbeit mit der AKNW-Geschäftsstelle entwickelt hatte. „Es tut gut, Projekte zu beschließen, die – auch unter Corona-Bedingungen – positive Impulse in die Branche senden“, resümierte Kammerpräsident Ernst Uhing.

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