Architektur und Film in Bielefeld: Bêka & Lemoine
Die 32. Ausgabe der Filmreihe Architektur und Film widmet sich einem berühmten Duo der internationalen Architektur- und Filmszene: dem Italiener Ila Bêka und der Französin Louise Lemoine. Die beiden schenken uns mit ihren Dokumentarfilmen einen anderen, etwa schrägen Blick auf Architektur.

- Termin ab 14. März 2023
- Ort
- Lichtwerk Bielefeld
- Ravensberger Park 7
- 33607 Bielefeld
- Anfahrt
Architektur ist überall, wir leben in ihr. Doch wie bewusst ist der Bezug zu ihr? Nehmen wir uns die Zeit, sie wahrzunehmen? Bêka und Lemoine liefern eine einzigartige Antwort auf die Frage nach der Möglichkeit des Mediums Film, Architektur zu zeigen.
Das Duo hat in den letzten fünfzehn Jahren über zwanzig Filme gedreht und produziert. Die außergewöhnlichen Dokumentarfilme zur Architektur distanzieren sich vehement von der oft stillen oder auch der spektakulären Art, Architektur auf der Leinwand sichtbar zu machen. Vielmehr plädieren sie für die Darstellung einer bewohnten Architektur und fokussieren sich deswegen auf die Körper im Raum und die Alltagsebene.
Die Filme von Beka und Lemoine dekonstruieren den Typus des Meisters, der hier so gut wie nie zu Wort kommt oder zu sehen ist. Ihr künstlerischer Anspruch scheint wichtiger als der dokumentarische zu sein. Ihre Filme werden dementsprechend sowohl im musealen als auch im Kinokontext gezeigt. Die Reihe wurde von der Kunstvermittlerin Océane Gonnet kuratiert.
Termine und Filme:
- Dienstag, 14. März, 20 Uhr:
BUTOHOUSE, J 2019, 33 min, engl. ZT, FSK ab 18
R/B: Ila Bêka, Louise Lemoine
Architektur als Solo-Improvisationstanz: Das könnte die Definition der Herangehensweise von Keisuke Oka zu seinem Bau Arimaston sein, den er im Herzen Tokios errichtet hat. Eine skurrile, zum Teil unterirdische Betongrotte, deren abstrakte und eckige Form gen Himmel ragt und sich dem Außen an vielen kleinen Stellen öffnet. Die Dokumentation von Keisukes Werk war für Bêka und Lemoine ein spontaner Akt, was im Film spürbar ist. (Deutschlandpremiere)
Im Anschluss:
MORIYAMA-SAN, F 2017, 63 min, OmU, FSK ab 18
R/B: Ila Bêka, Louise Lemoine
Die Welt in grün und weiß: Zehn minimalistische Blöcke ragen in Tokio aus dem Boden in der Mitte eines Waldes, der sich im Zentrum der Stadt befindet. Es handelt sich um das Moriyama Haus, das der berühmte zeitgenössische Architekt Ryue Nishizawa 2005 für den kunst-, musik- und architekturbegeisterten Bauherrn Moriyama konzipierte. Bêka und Lemoine sind eine Woche bei diesem zu Gast, filmen ihn aus verschiedenen Perspektiven und Winkeln beim Waschen, Lesen, Meditieren. Innen- und Außenraum fließen ineinander. Die Zeit spielt keine Rolle.
- Sonntag, 19. März, 13 Uhr:
THE INFINITE HAPPINESS, F/DK 2017, 85 min , OmU, ab 18
R/B: Ila Bêka, Louise Lemoine
Kann Architektur sowas wie kollektives Glück schaffen? Die soziale Macht der Architektur ist riesig, ihr Erfolg lange nicht gesichert. Bêka & Lemoine beobachten, inwiefern das ambitionierte „8 House“ seine Auszeichnung als „bestes Wohnensemble der Welt“ verdient. Sie sind 21 Tage vor Ort und versuchen, wie bei einem Legospiel, die vernetzen Lebenserfahrungen der Bewohner*innen in Bezug auf die Architektur zu erzählen.
- Dienstag, 21. März, 20 Uhr:
BARBICANIA, F/GB 2014 , 90 min, OmU, ab 18
R/B: Ila Bêka, Louise Lemoine
Das Londoner Barbicon Centre & Estate ist im Inneren extravagant, farbenfroh, vielfältig und von außen ein kaltes, dunkles und massives Betonschloss, das beispielhaft für den britischen Brutalismus steht. Hier beginnen Bêka & Lemoine ihre Erkundung. Es wird über den Ort und seine soziale Struktur gesprochen, bevor er überhaupt selbst zu sehen ist. Das Duo kommt hinter der Kamera ins Gespräch mit den Bewohner*innen des Gebäudes oder mit Mitarbeiter*innen des Kulturzentrums. Hier wird ein klassisches, renommiertes architektonisches Ensemble auf besondere Art und Weise porträtiert.
- Sonntag, 26. März, 13 Uhr:
SPIRITI, I 2015, 15 x 3 min, OmU, ab 18
R/B: Ila Bêka, Louise Lemoine
Die Doppeldeutigkeit des italienischen Wortes „Spirito“ – Alkohol und Geist – funktioniert hier wunderbar. Bêka & Lemoine „zeigen“ die alten Geister der Milanen-Destiller. In 15 kurzen Tableaus nutzt das Duo die Chance, den Bau zu filmen. Sie lassen sich sehr viel Zeit, um auf die Hände der Bauarbeiter*innen zu schauen, über die Materialität der Wände zu schwenken oder mit dem ehemaligen Besitzer einer der Häuser zu sprechen (Deutschlandpremiere).
Im Anschluss:
KOOLHAAS HOUSELIFE, F 2008, 58 min, OmU, ab 18
R/B: Ila Bêka, Louise Lemoine
Ein Haus porträtieren, ohne es wirklich zu zeigen. Maison à Bordeaux ist ein Privathaus, das von einer Familie bei Rem Koolhaas in Auftrag gegeben und 1998 fertiggestellt wurde. Bêka & Lemoine lassen diejenige berichten, die den Ort am besten kennt: die Putzfrau Guadelupe Acedo, die mit einem ehrlich-naiven Blick hemmungslos, aber mit Humor die moderne, beeindruckende Architektur und ihre technischen Probleme analysiert.
Architektur und Film: Beka & Lemoine - Film demokratisiert Architektur, Filmreihe 1.-22. März 2023, jeweils 20 Uhr, Blackbox Kino im Filmmuseum Düsseldorf; Alle Filme mit englischen Untertiteln und Einführung.
Weitere Informationen
Flyer (PDF)
zum Lichtwerk-Kino in Bielefeld
Copyrighthinweis:
Foto: Bêka & Lemoine
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