Architektur und Film-Reihe: Wir bauen in den USA Düsseldorf
Mit einer neuen Staffel der Filmreihe „Wir bauen in den USA“ erzählen die Architektenkammer NRW und das Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf Geschichten über die Architektur europäischer Emigrant*innen.
- Termin ab 12. Oktober 2024
Black Box Düsseldorf
Die erste deutsche Siedlung auf dem Boden der heutigen USA geht auf 13 mennonitische Familien aus Krefeld zurück, die sich im 17. Jahrhundert in Pennsylvania niederließen. In wirtschaftlichen und politischen Krisenzeiten gingen auch zahlreiche Architekt*innen und Ingenieur*innen aus Deutschland und ganz Europa in den Norden Amerikas, oft ohne zurückzukehren.
Von Johann Augustus Röbling im 19. Jahrhundert bis Karola Bloch, Cornelia Oberlander, Marcel Breuer und Mies van der Rohe im 20. Jahrhundert berichten die ausgewählten Dokumentarfilme vom Leben dieser Menschen und von ihrem kreativen Schaffen in den USA. Von New York nach Chicago, von New Hampshire nach Massachusetts und schließlich bis über die Grenzen nach Kanada führt die filmische Reise von Brücken zu Wolkenkratzern und von Wohnanlagen zu Privathäusern. Damit wird ein breites Bild des architektonischen Erbes Europas in den USA gezeichnet.
Wir empfehlen, frühzeitig Karten in dem Programmkino Ihrer Wahl zu reservieren.
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Brooklyn Bridge (USA, 1981 - 58 min)
Die Brooklyn Bridge ist eine Ikone des New Yorker Stadtbildes, die wie ein nicht alternder Superstar immer wieder im Film zu bewundern ist. Weniger bekannt ist, dass ein deutscher Architekt und Auswanderer sie konzipiert hat. Johann Augustus Röbling (1806-1869), der u.a. Architektur und Brückenbau an der Berliner Bauakademie studiert hatte, wanderte 1831 in die USA aus, wo er in Pennsylvania mit weiteren Deutschen Land kaufte und die bis heute als Saxonburg bekannte Siedlung Germania gründete. Nach der Konstruktion zahlreicher Aquädukte und Hängebrücken plante John A. Roebling – mit seiner Einbürgerung im Jahr 1837 verwendete er eine anglisierte Form seines Namens – ab 1865 die Brooklyn Bridge, die über den East River die Stadtteile Brooklyn und Manhattan verbinden sollte. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Washington Roebling das Projekt, erkrankte aber an der Caissonkrankheit. Schließlich konnte dessen Frau Emily Warren Roebling den Bau bis zur Fertigstellung sichern. Die prämierte Dokumentation erzählt die Entstehungsgeschichte der damals längsten Hängebrücke der Welt.
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Karola Bloch - und dann nimmt die Frau die Geschicke in die Hand (BRD, 1982 - 43 min)
Die 1905 im polnischen Lodz in einer jüdischen Familie geborene Karola Bloch glaubte an die Utopie des Bauhauses. Sie studierte u.a. in Berlin als Schülerin von Hans Poelzig und Bruno Taut Architektur, schloss ihr Studium in Zürich ab und kehrte anschließend nach Berlin zurück. Nach aktivem Widerstand gegen den Nationalsozialismus musste die begeisterte Kommunistin Deutschland verlassen. Ihr Exil führte sie und ihren Mann, den Philosophen Ernst Bloch, in die USA, wo sie als Architektin arbeitete und ihre Familie ernährte. Als sie 1949 zurückkehrte, fand Bloch eine temporäre Heimat in Leipzig und entwarf Typengrundrisse für Kindergärten und Kinderkrippen im Auftrag der Deutschen Bauakademie. Als im August 1961 die Berliner Mauer errichtet wurde, entschied sich das Paar, gerade auf Vortragsreise in der BRD, im Westen zu bleiben. 1982 ergreift die in Berlin tätige Dokumentarfilmemacherin Helga Reidemeister (1940-2021) die Initiative, die damals 77-jährige Architektin zu interviewen. Bloch und Reidemeister teilten die Begeisterung für Sozialismus und Feminismus. Im Film erzählt Bloch von ihrem Leben und ihren Hoffnungen.
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City Dreamers (CAN/USA, 2018 - 80 min)
„Eine Stadt zu bauen heißt, Dinge zu verändern“. Diese These der kanadischen Architektin Phyllis Lambert betont das riesige Potenzial, durch Städteplanung, Architektur und Landschaftsarchitektur das alltägliche Leben der Menschen angenehmer zu machen. In diesem Sinne hat die Architektur der Städte eine politische Dimension. In „City Dreamers“ lädt uns der Regisseur Joseph Hillel zu einer Reflexion über den urbanen Raum ein, indem er vier Architektinnen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts portraitiert: Es sind die US-Amerikanerin jüdischer Herkunft Denise Scott Brown (*1931), die in London mit Frederick Gibbert Anfang der 50er arbeitet, bevor sie in Philadelphia mit Robert Venturi ihr Büro gründet; die Kanadierin jüdischer Herkunft Phyllis Lambert (*1927), die in den späten 40ern mit Mies van der Rohe am Seagram Building arbeitet; die britisch-kanadische Blanche Lemco van Ginkel (1923-2022), die mit 14 mit der Familie aus Großbritannien nach Kanada immigriert und in der Nachkriegszeit mit Le Corbusier in Marseille arbeitet; und die in Mülheim an der Ruhr geborene Cornelia Hahn Oberlander (1921-2021), die mit ihrer Schwester und Mutter nach der Reichspogromnacht nach England floh und schließlich 1939 in die USA immigrierte. Oberlander studierte als eine der ersten Frauen in Harvard. Sie arbeitete im Anschluss als Landschaftsarchitektin u.a. mit den zwei Immigranten Louis Kahn und Oskar Stonorov in Philadelphia zusammen und gründete 1953 ihr eigenes Büro in Vancouver.
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Deutschlandpremiere: Breuer's Bohemia (USA, 2021 -73 min)
In Europa – und vor allem in Deutschland – ist Marcel Breuer (1902-1981) hauptsächlich als Designer bekannt. Er hatte in den ersten Stunden des Bauhauses in Weimar studiert und nach dem Studium die Möbelwerkstatt am Bauhaus Dessau geleitet. Mit seinen Möbelentwürfen wurde er schnell erfolgreich. In den USA wird er dennoch eher als Architekt erinnert. Das in Österreich-Ungarn in einer jüdischen Familie geborene Multitalent wurde 1933 gezwungen, Deutschland zu verlassen. Nach Aufenthalten in Ungarn und in England ging er schließlich 1937 in die USA und bekam 1944 die US-amerikanische Staatsangehörigkeit. Dort arbeitete er zunächst im Architekturbüro des ebenso emigrierten Walter Gropius, machte sich aber bald selbstständig. Breuer konzipierte neben Museen und Geschäftshäusern zahlreiche Häuser an der nordöstlichen Küste der USA, die zur Privatbühne der Nachkriegsbohème wurden. Unterstützt wurde er von dem Industriellen Rufus Stillman, der drei Häuser für den kleinen Ort Lichtfield (Connecticut) in Auftrag gab. Der US-amerikanische Filmemacher und Kunsthistoriker James Crump lädt mit Interviews, historischen Fotografien und Luftaufnahmen zu einer intimen Entdeckung dieses Kreises in dem sich wandelnden sozialpolitischen Kontext der Zeit ein. Er ermöglicht eine visuelle Begegnung mit Breuers Architektur mit einem Fokus auf der Belebung dieser Häuser auf privater Ebene. Crump schafft ein Bewusstsein für Breuers Erbe in Bezug auf gegenwärtige Architektur und Design.
Black Box, Düsseldorf:
02.10., 20:00 Uhr: „Brooklyn Bridge“
09.10., 20:00 Uhr: „Karola Bloch - und dann nimmt die Frau die Geschicke in die Hand“
16.10., 20:00 Uhr: „City Dreamers“
23.10., 20:00 Uhr: „Breuer's Bohemia“
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