Eröffneten die Ausstellung am 8. Oktober im Technischen Rathaus Bielefeld (v. l.): Catrin Hedwig (Leiterin Bauamt Bielefeld), Prof. Dr. Thorsten Scheer (PBSA, Kurator der Ausstellung), Svenja Pein (Bauamt Bielefeld) und Klaus Brüggenolte (Vizepräsident AKNW) - Fotos: Christof Rose

Bauhaus-Moderne in Bielefeld

Wie hat sich die Bauhaus-Schule im Raum Bielefeld baulich niedergeschlagen? Diese Leitfrage hatte sich das Bauamt der Stadt Bielefeld vorgenommen, nachdem mit der Architektenkammer NRW vereinbart worden war, die Wanderausstellung „Neues Bauen im Westen“ im Oktober im Technischen Rathaus Bielefeld zu präsentieren. „Das Thema hat uns zu einer kleinen Ergänzungsausstellung und mehreren Fachvorträgen inspiriert, die wir als Rahmenprogramm zur Ausstellung der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen anbieten“, erklärte Catrin Hedwig, die Leiterin des Bauamts der Stadt Bielefeld, anlässlich der Vernissage am 8. Oktober. Das mehrgeschossige Foyer des Technischen Rathauses bot optimale Voraussetzungen für die Ausstellung, die Kurator Prof. Thorsten Scheer als „Bilderberg“ konzipiert hatte, der sich bis auf eine Höhe von sieben Metern in das große Atrium des Rathauses erhebt.

10. Oktober 2019von Christof Rose

Zur lokalen Verortung des Ausstellungsthemas hatte sich Svenja Pein, Mitarbeiterin der Bauberatung Bielefeld, in der Region auf die Suche nach Bauwerken gemacht, deren Architekten und Bauherren Ende der 1920er Jahre die Gestaltungsprinzipien des Bauhauses bzw. des Neuen Bauens aufgegriffen hatten. „Es finden sich im Raum Bielefeld zahlreiche Beispiele im Bereich des Wohnungsbaus, aber auch an Bürobauten“, berichtete Pein, die das Thema auch in ihrer Bachelor-Arbeit zum Abschluss des Architekturstudiums bearbeitet hatte. Acht besonders markante Beispiele präsentierte das Bauamt der Stadt Bielefeld in einer Ergänzungsausstellung parallel zu „Neues Bauen im Westen“.

Nachträgliche Kanonisierung
Dass Gestaltungsprinzipien in Architektur, Design und Grafik nur ein Aspekt unter vielen war, die das Bauhaus ausmachten, betonte Prof. Dr. Thorsten Scheer in seiner Einführung in die Ausstellung. Als Kurator habe er Wert darauf gelegt, gesellschaftliche Entwicklungslinien zu skizzieren, welche die Entstehung des Bauhauses begleiteten. „Das eine Bauhaus gibt es sowieso nicht“, unterstrich Scheer und erklärte, dass erst rückwirkend - mit der Nachkriegsmoderne nach 1945 - die bauliche Gestaltung der „Bonner Republik“ und die intensive Vortragstätigkeit von Walter Gropius dazu geführt hätten, das Bauhaus als die zentrale Gestaltungsschule und als Synonym für die Moderne im öffentlichen Bewusstsein zu etablieren.

Vorträge im Rahmenprogramm

Mit einem Vortrag zum Thema „Bauhaus und die Politik“ führte Prof. Thorsten Scheer die Hintergründe am 16.10. weiter aus. Das „Bauhaus und die Baukunst“ beleuchte eine Woche danach der Architekturtheoretiker Prof. Dr. Eduard Führ. „Das Bauhaus und die Frauen“ untersuchte am 30. Oktober Karin Koenemann.

Einflüsse aus dem deutschen Westen

Mit der Wanderausstellung „Neues Bauen im Westen“ zeichnet die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen mit ihren Projektpartnern – den Landschaftsverbänden Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR) – die wichtigsten Entwicklungslinien des Bauhauses und des neuen Bauens aus rheinisch-westfälischer Perspektive nach. In über 250 Exponaten und eigens für die Ausstellung geschaffenen Architekturmodellen bietet die Ausstellung den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit, wechselseitige Einflussnahmen und Impulse zu überprüfen und auf Spurensuche bis in die Gegenwart zu gehen. „Das Bauhaus übt bis heute großen Einfluss auf Architektinnen und Architekten aus“, erläuterte Klaus Brüggenolte, Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, auf der Vernissage in Bielefeld den Hintergrund des Projektes. „Mit unserer Ausstellung wollen wir den architektonischen Schwerpunkt des Bauhauses im historischen Kontext beleuchten und aufzeigen, welche Wechselwirkungen es zwischen dem Bauhaus und anderen Gestaltungsschulen jener Jahre gegeben hat.“

Website bietet Bilder und Infos zu Objekten
Die Wanderausstellung ist ein Beitrag in der Programmvielfalt des Verbundprojektes „100 jahre bauhaus im westen“, das die beiden Landschaftsverbände Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR) zusammen mit dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW anlässlich des Bauhaus-Jubiläumsjahres ins Leben gerufen haben. Das parallel entwickelte Onlineportal www.neues-bauen-im-westen.de stellt über 100 relevante Objekte des Neuen Bauens im heutigen Nordrhein-Westfalen vor. Die Architektenkammer NRW konnte mit den Denkmalpflegeämtern des LWL und des LVR insbesondere Bauwerke der 1920er und -30er Jahre zusammenstellen, die einen umfassenden Überblick gewährleisten. Das Spektrum der dargestellten Bauwerke reicht insgesamt vom Beginn des 20. Jahrhunderts über die Nachkriegsmoderne bis in die 1980er Jahre. Die Website bietet auch die Möglichkeit, regionale Themenschwerpunkte abzurufen und eigene Routen zu erstellen, um die vorgestellten Objekte direkt vor Ort erleben zu können.

Der nächste Standort der Wanderausstellung „Neues Bauen im Westen“ ist die RWTH Aachen im Frühjahr 2020.



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