Building Information Modeling im Architekturbüro

Aktuell gelten die Architekten als die Berufsgruppe, die die Verbreitung von Building Information Modeling (BIM) am meisten vorantreibt. Fast zwangsläufig war die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen daher am 14. November Gastgeber für ein Treffen des "BIM Cluster NRW", in dem die Kammer seit einiger Zeit aktiv mitwirkt.

24. November 2017von Herbet Lintz

AKNW-Vizepräsident Klaus Brüggenolte bestätigte vor über 100 interessierten Fachleuten, dass sich nach einer Befragung durch die Kammer viele Architektinnen und Architekten gegenwärtig intensiv mit der neuen Methode befassen. "Allerdings wenden erst 12 % der Büros BIM tatsächlich an. Damit hat BIM große Relevanz, aber natürlich noch keine tatsächliche Marktdurchdringung", folgerte Brüggenolte. Gerade deshalb habe die Kammer die aktuelle Debatte um BIM-Planer offensiv aufgegriffen. Ab dem 21. Februar 2018 bietet die Akademie der AKNW ein dreitägiges Seminar nach dem "BIM Standard deutscher Architektenkammern" an. "So können wir das bestmögliche Fortbildungsniveau für unsere Mitglieder sichern", zeigte sich der Vizepräsident zuversichtlich.

Cluster-Arbeit an der Marktdurchdringung

Das BIM-Cluster NRW ist eine Plattform von privaten Unternehmen und öffentlichen Institutionen zum Building Information Modeling. Sein Sprecher Arnim Spengler betonte die politische Dimension, die das Cluster spätestens mit der Düsseldorfer Erklärung erreicht hat. Darin unterstützen die Planer und Bauschaffenden die Absicht der Landesregierung, die Digitalisierung im Bauwesen voranzutreiben. In einer weiteren Verlautbarung bezog man Stellung zur Absicht des Bundesverkehrsministeriums, ein bundesweites BIM-Kompetenzzentrum zu schaffen. Der Hochbau dürfe bei einer solchen Entwicklung nicht zu kurz kommen.

HOAI bleibt Grundlage

Immer wieder äußern Architekten den Wunsch, mehr zu Vertragsinhalten und zur Honorierung beim Arbeiten mit BIM zu erfahren. Rechtsanwalt Dr. Jörg L. Bodden aus der renommierten Kanzlei Kapellmann und Partner stellte wesentliche Inhalte einer neuen Broschüre der AKNW und der BAK vor, an der er als Autor mitgewirkt hat. Aus der vertrauten Struktur der HOAI werde der BIM-spezifische Leistungsumfang verdeutlicht. "Die HOAI ist methodenneutral: Daher steht bei den Grundleistungen der werkvertragliche Planungserfolg im Mittelpunkt", betonte Bodden. Viele Möglichkeiten von BIM ließen sich aber den "Besonderen Leistungen" zuordnen und unterlägen damit der freien Honorarvereinbarung. Namentlich benannte Bodden das BIM-Management, einen erhöhten Detaillierungsgrad, das Erstellen und Nachführen eines as-build-Modells oder das Erstellen eines Modells für das Facility Management. 

BIM im Bestand

Als Praxisbeispiel zeigte Thomas Höxtermann von Nattler Architekten aus Essen die Revitalisierung eines Gebäudes der Uni Siegen. Gemäß seiner Philosophie "Zunächst digital, dann real Bauen" errichtete das Büro für das Bestandsgebäude aus alten Schalplänen und der damaligen Statik ein virtuelles Modell, das anschließend mit Punktwolken einer digitalen Vermessung verfeinert wurde. Die Nachmodellierung fungierte nun als Grundlage für weitere Planungs- und baubetriebliche Dimensionen. Ein solches Modell kann der Erstellung von Plänen, der Ermittlung von Massen und Kosten sowie dem Bauablauf dienen und bietet die Basis für Instandhaltung und Wartung. Mit dem Modell kann damit die Zusammenarbeit mit der Fachplanung für die technische Gebäudeausrüstung (TGA) und der Bauunternehmung optimiert werden. 

Sukzessiver Kompetenzausbau

Auf vergleichsweise viele BIM-Projekte kann das Büro RKW Architektur+ zurückblicken. Diese Erfahrung ermöglichte Ralf Wetzel, BIM-Koordinator des Düsseldorfer Büros, die bisherigen Planungsabläufe zu analysieren und Varianten zu beschreiben. Der Planung mit BIM kann man sich zunächst freiwillig nähern, so wie es auch den Befragungen der Kammer zufolge die meisten Architekten für ihre eigene Kompetenzerweiterung tun. Nur in wenigen Fällen verlangen bereits Bauherren die neue Methode. Wenn in einer kooperativen Arbeitsweise bereits Fachmodelle ausgetauscht werden, sind es zumeist die TGA-Ingenieure, die ebenfalls auf BIM setzen. Die Detaillierungstiefe sollte nicht übertrieben werden, riet Wetzel, nur so bleibe das Modell handhabbar. In einer Mischtechnik könnten notwendige Ausführungsdetails auch als pdf in das Modell eingebettet werden. BIM laufe nicht zwingend auf einen Generalplanervertrag hinaus. "Auch die kleinen Büros müssen sich mit der Technik auseinandersetzen", lautete daher der Rat des Düsseldorfer Architekten. 

Gerade weil die Zahl realisierter Beispiele noch überschaubar ist, werden auf verschiedensten Ebenen Hilfestellungen entwickelt. So bietet die EU in einem soeben erschienenen Handbuch zahlreiche Hinweise für öffentliche Aufraggeber, informierte Prof. Markus König von der Ruhr Universität Bochum. "Die Auftraggeber müssen ihren Nutzen aus dem Gebäudebetrieb ableiten. Für den öffentlichen Bauherrn kann es daher nur open-BIM geben", lautete seine Zusammenfassung. König informierte über neuste Entwicklungen bei VDI-Richtlinien und bei der Anwendung des BIM-Stufenplans. So würden gegenwärtig für den Infrastrukturbereich Anforderungen an ein BIM-Datenbankkonzept und an BIM-Objektvorlagen erarbeitet.

Vorträge

Dr. Jörg L. Bodden, Kapellmann und Partner: Leistungsbilder für das Planen mit BIM (PDF)

Thomas Höxtermann, Nattler Architekten: Revitalisierung der Uni Siegen mit BIM (PDF)

Ralf Wetzel, RKW Architektur+: BIM – Schattierungen einer Methodik (PDF)

Prof. Markus König, Ruhr-Universität Bochum: BIM Einführung in Deutschland - Aktuelle Entwicklungen (PDF)

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