Die Frauen um Gropius - Lesung im Haus der Architekten

Keine „Schlüssellochperspektive“ werde es geben, kündigte Dr. Ursula Muscheler zu Beginn ihrer Lesung an. Die Düsseldorfer Architektin und Autorin stellte am 19. Februar im Haus der Architekten ihr aktuelles Buch "Mutter, Muse und Frau Bauhaus. Die Frauen um Walter Gropius" vor, aus dem sie auch verschiedene Passagen las.

26. Februar 2019von Christof Rose

Wie Ursula Muscheler im Anschluss an die Lesung im Gespräch mit AKNW-Vizepräsident Michael Arns verdeutlichte, stützte sie sich bei der Erarbeitung des Manuskripts vor allem auf Briefe des Bauhaus-Gründers, die in den Nachlässen der vier zentralen Frauenfiguren erhalten geblieben sind: Alma Mahler, Lily Hildebrandt, Maria Bennemann und Ise Gropius, mit der der Bauhaus-Meister bis zu seinem Tod verheiratet blieb. Nicht zu vergessen Manon Gropius, die Mutter, die für ihren Sohn zeitlebens eine zentrale Bezugsperson blieb.

Durch die Briefwechsel erfährt der Leser bzw. die Leserin, dass Walter Gropius, der in seiner Architekturlehre und -arbeit so rationalistisch wirkte, ein äußerst bewegtes Privatleben führte. Wechselnde Beziehungen und hochemotional geschriebene Briefe zeigen die menschliche Seite des Meisters der Reduktion. Nicht nur amouröse Tumulte, sondern auch kontinuierliche Geldsorgen hätten Gropius ständig auf Trab gehalten, resümierte Ursula Muscheler.

Mehr als der Bauhausgründer selbst hätten sie aber die starken Frauen interessiert, betonte die Autorin. "Ich wollte prüfen, wie die Frauen an einer der fortschrittlichsten Schulen gesellschaftlich standen." Dass viele der Bauhausschülerinnen in die Weberklasse geschickt wurden, sei dem damaligen gesellschaftlichen Entwicklungsstand zuzuschreiben. An Frauen wie der Dichterin Maria Bennemann könne man ablesen, wie schwierig die wirtschaftliche Lage alleinstehender Frauen - etwa der viele Kriegerwitwen - in den 1920er Jahren gewesen sei. Auffallend sei, dass die Frauen um Gropius allesamt sehr starke Persönlichkeiten gewesen seien, denen man aus heutiger Sicht mehr Möglichkeiten gewünscht hätte, ihre kreativen Talente frei zu entfalten.

Das Buch von Ursula Muscheler ist im Berenberg-Verlag erschienen. 160 Seiten, Abbildungen, Halbleinen fadengeheftet. 24,00 Euro. Im selben Verlag erschienen ist auch das thematisch verwandte Muscheler-Buch „Das rote Bauhaus. Eine Geschichte von Hoffnung und Scheitern“ über Bauhaus-Architekten, die in den 1930er Jahren in die Sowjetunion auswanderten - wie Ernst May, Bruno Taut und Bauhaus-Direktor Hannes Meyer.

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