Förderpreis 2018: Begabter Nachwuchs fasziniert mit kreativen Entwürfen

Den Nachwuchs zu motivieren, zu inspirieren und gute Architekturkonzepte öffentlich zu präsentieren – das sind die Ziele des „Förderpreises“ der Stiftung Deutscher Architekten, der am 11. April 2019 im Baukunstarchiv NRW in Dortmund zum 17. Mal an angehende Architektinnen und Architekten verliehen wurde. Drei Preise und vier Anerkennungen gingen an Absolventinnen und Absolventen der nordrhein-westfälischen Hochschulen.

20. Mai 2019

„Architektur und Stadtplanung stehen gegenwärtig vor großen Herausforderungen, deshalb brauchen wir begabte junge Menschen, die unsere gebaute Umwelt von morgen engagiert gestalten und planen“, erklärte der Präsident der Architektenkammer NRW und Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Ernst Uhing, in seiner Begrüßung. „Ich bin stolz darauf, dass wir mit unserem Förderpreis nun schon seit mehr als 30 Jahren angehende Architektinnen und Architekten auf ihrem Weg in den Beruf motivieren und unterstützen können.“ Wir stellen Ihnen die ausgezeichneten Arbeiten hier vor.

Förderpreis: Stefan Otte und David Taffner (RWTH Aachen) für „60 % Steigung, 80 % Riesling, 100 % Terroir“
Auszüge aus den Jurybegründungen:
„Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie der ländliche Raum sowohl im Umgang mit dem Bestand als auch im Neubau architektonisch weiterentwickelt werden kann. Entwurfsbestimmende Grundidee dieser Arbeit ist der Erweiterungsbau eines Weinguts in Zell an der Mosel, welches sich mit seiner architektonischen Ausprägung harmonisch in das sensible Landschaftsbild und die komplexe Topographie einfügt. [….] Den Verfassern gelingt es auf bemerkenswert sensible Art, eine komplexe Raumskulptur in eindeutig ablesbarer Differenzierung von Alt und Neu zu entwickeln, in der sich Gebäude und Gelände wie selbstverständlich miteinander verbinden und sich behutsam in das vorhandene Landschaftsbild einfügen. Die Jury sieht in der Arbeit einen wichtigen Beitrag von außerordentlich hoher Qualität zur Fragestellung des Umgangs mit erhaltenswerter Bausubstanz im ländlichen Raum. Es gelingt den Verfassern, sowohl mit den gewählten Funktionen als auch aus der vorhandenen Bausubstanz und Gebäudestruktur eine komplexe und zeitgemäße Lösung zu entwickeln. [….] “

Förderpreis: Jan Hafner (Bergische Universität Wuppertal) für „The Other Place – Das Haus der Kulturen der digitalen Welt“
„‘The Other Place‘ ist eine Arbeit, die ihrem Namen gerecht wird, sofort auffällt und heraussticht. Die Jury wird von der Kraft der Formen, der Schönheit und Vielfalt der Darstellungen sowohl spontan angezogen als auch herausgefordert. Nach dem Einlesen in die Zeichnungen und Texte sowie dem Studieren des Modells stand fest: Bei dem Verfasser haben wir es mit einem Talent, mit dem berühmten Gesamtpaket zu tun. Architektonische Produktivität, ein feiner Intellekt und kreative Gestaltungskraft greifen vorbildlich ineinander. Jan Hafner setzt sich mit seinem Entwurf für das ‚Haus der Kulturen der digitalen Welt‘ mit einem der heute großen gesellschaftlichen Themen auseinander. Dem ‚Digital Turn‘ als schleichenden Übergang unserer Lebensrealität vom realen zum virtuellen Raum setzt er einen physisch monumentalen Energieblock entgegen. Dessen Urgeometrie, von außen eingeschnitten und verdreht, wird innen als ikonographisch visionäre Raumcollage fortgesetzt.  [….] Bei aller experimentellen und spielerischen Leichtigkeit gelingt es dem Verfasser auf ganzer Linie zu überzeugen – von der didaktischen Umsetzung der Aufgabenstellung über die städtebauliche Einbindung im Hamburger Oberhafenquartier bis hin zur Bearbeitung konstruktiver Details. [….]“

Förderpreis: Sophia Rodermund (Hochschule Ostwestfalen-Lippe) für „Der Siebenschläfer - Übernachten in der alten Scheune“

„[….] Erzählerisch beginnt der Textteil der Arbeit von Sophia Rodermund. Sie führt uns in ein kleines Bestandsgebäude, eine alte Scheune, in der Stadtkinder in einfacher Umgebung in einer ‚Stroh-Schlafstädte‘ übernachten können. Hierin entwickelt sie nun sieben verschiedene Innenraumwelten von bezaubernder atmosphärischer Dichte. Ihre illustrativen Darstellungen in Schnitten und Grundrissen tragen eine bemerkenswert eigenständige Handschrift von präziser, dabei fast verträumt wirkender Bildhaftigkeit. Sorgsam im Detail und sensibel in der Wahl innenarchitektonischer Mittel entsteht ein vielfältiges Spektrum unterschiedlicher Atmosphären, die gekonnt materialisiert sind. [….] Auch die Visualisierungen in ‚Licht auf dunklem Grund‘- Manier faszinieren die Jury. Sie vermitteln spürbar, welche Freude zu gestalten hier am Werk ist. Insgesamt zeigt die Arbeit von Sophia Rodermund auf handwerklich herausragendem Niveau ein verblüffendes Vermögen, ihre Entwurfsideen anschaulich greifbar zu machen. Hierin zeigt sich ihre besondere Begabung.“

Besondere Anerkennung: Sabrina Rothe (Fachhochschule Münster) für „Public Living Room“
„Sabrina Rothe beweist mit ihrer Masterthesis ‚Public Living Room‘ ihr bemerkenswertes entwerferisches Talent. Anhand der Umnutzung des alten Gießerei-Geländes der Deutz AG in Köln-Mülheim versucht sie, eine exemplarische Antwort auf einen neuen Typus von öffentlichem Raum für die heutige Stadt-Gesellschaft zu finden. Für das gesamte Areal entwickelt sie ein tragfähiges neues Nutzungskonzept. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Ausarbeitung von zwei Foren mit dazwischen angeordneter Markthalle als Bindeglied. Sie sollen als ‚öffentliche Wohnzimmer‘ fungieren. In ihrem komplexen Entwurfsbeitrag zeigt Sabrina Rothe in allen Maßstabsebenen eine große Sensibilität.[….]“

Anerkennung: Kevin Groß-Bölting (TU Dortmund) für „Grassi Future – Erweiterung Grassi Museum Leipzig“
„Die Arbeit von Kevin Groß-Bölting befasst sich mit dem Thema ‚Weiterbauen‘ am Beispiel des erweiterungsbedürftigen Grassi Museums in Leipzig und besticht dabei durch ihr klar strukturiertes Entwurfskonzept. [...] Durch die behutsame Einbeziehung des Ortes und die Orientierung an der Genese des Bestandsbaus kann zudem die durchaus stimmige und konsequente Entwurfsumsetzung in Konzeption und Materialität bewertet werden. [….]“

Anerkennung: Max Salzberger und Michael Lautwein (TH Köln) für „SimpliciDIY – Entwicklung eines Eigenbausystems”

„Weltweit gibt es einen großen Bedarf an bezahlbarem Wohn- und Arbeitsraum. Mit der Masterarbeit SimpliciDIY wollen Max Salzberger und Michael Lautwein neue Wege aufzeigen, wie unter Verwendung digitaler Planungs- und Produktionsmethoden bezahlbarer Wohn- und Arbeitsraum geschaffen werden kann. [….] Das im Open Source-Gedanken für alle frei zugängliche Bausystem besticht durch seine Einfachheit, handwerkliches Verständnis und architektonische Klarheit. [….]“

Anerkennung: Tobias Rabold (Fachhochschule Münster) für „Genius vacui – Über die Leere“
„Eine kraftvolle, tiefgründige, poetische Arbeit, die den Betrachter auffordert, sich dieser anzunähern und zu eigen zu machen. Mit der vermeintlich absurden Auseinandersetzung der Leere und Architektur gelingt es Tobias Rabold, den Betrachter zu fesseln und einen Ort der Leere mit eigenen Bildern, Assoziationen und Gedanken zu füllen. Seine Intention ist es, die Leere zum Klingen zu bringen. Dies ist ihm überaus gelungen.  […]“

Lesen Sie hierzu auch:

Bericht über die Preisverleihung am 11.04.2019

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