Interview: Wertermittlung - ein zweites Standbein

Der Dortmunder Stadtplaner Hans-Georg Tillmann ist Experte für die Bewertung von bebauten und unbebauten Grundstücken und gibt sein Wissen seit über 20 Jahren an Kolleginnen und Kollegen aller Fachrichtungen weiter. Gemeinsam mit der Akademie der Architektenkammer NRW hat er die Veranstaltungsreihe „Die Wertermittlung von Grundstücken“ entwickelt, die bis zur öffentlichen Bestellung und Vereidigung führen kann. Im Interview berichtet Hans-Georg Tillmann, wie relevant das Thema Wertermittlung ist, und warum sich eine solche Spezialisierung lohnt.

24. Oktober 2018von Melanie Brans

Herr Dr. Tillmann, was macht das Thema „Wertermittlung von Grundstücken“ für Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner so attraktiv?
Die Wertermittlung von Grundstücken ist anspruchsvoll. Bei beruflichen Spezialisierungen geht es immer darum, dass diese sich zu einem „zweiten Standbein“ für Büroinhaber entwickeln können. Das Besondere hier ist: Die Wertermittlung kann sich aufgrund des großen Expertenwissens, das man erwirbt, sogar zu einem ersten Standbein entwickeln. Ich kenne viele Kolleginnen und Kollegen, für die die Gutachenerstattung inzwischen eine der Haupt-Einnahmequellen ist.

Derzeit sind die Auftragslagen in den Büros recht gut. Warum sollte man diesen Weg der Spezialisierung dennoch suchen?
Eines der Hauptargumente ist: Hinter dem Thema Wertermittlung verbirgt sich ein großes und spannendes Aufgabenfeld. Von Firmen, die ihr Vermögen bewerten lassen wollen, über Privatleute, die Erbschaftsangelegenheiten klären möchten, bis hin zu gerichtlichen Gutachten oder Wertermittlungen für fiskalische Zwecke; oder Bewertungen im behördlichen Auftrag. Sicher: Die Arbeitsfelder sind immer wieder in Bewegung. Und manche Bereiche, wie zum Beispiel die Wertermittlung bei Zwangsversteigerungen, sind derzeit weniger stark ausgeprägt. Dafür ergeben sich derzeit z. B. mehr Auftragseingänge für Privatgutachten. Es kommen immer wieder Aufgaben hinzu. Es lohnt sich also, in dieses Arbeitsfeld einzusteigen.

Was müssen Architekten und Planer mitbringen, wenn sie sich in Wertermittlung spezialisieren möchten?
Auf jeden Fall ein Grundinteresse für wirtschaftliche, rechtliche und kaufmännische Fragestellungen. Zudem empfiehlt sich Zielstrebigkeit. Denn die Fortbildung, wenn man sie in der Form macht, wie wir sie entwickelt haben, nimmt einen insgesamt zwei bis drei Jahre lang immer mal wieder in Anspruch. In dieser Zeit muss man dranbleiben und die angebotenen Seminarmodule besuchen. Am Ende sind es über 25 Tage Ausbildung, die man absolviert. Hinzu kommen Nach- und Vorbereitung sowie individuelle Lernzeiten. Wie viel Zeit man sich dafür letztendlich nimmt, ist natürlich typabhängig. Aber alle Themenfelder sind modular aufgebaut und können entsprechend der Vorkenntnisse und Zielsetzungen zum Teil auch einzeln gebucht werden.

Welche Inhalte werden in der Seminarreihe vermittelt?
Los geht es mit einer Einführung in die Immobilienbewertung. Ein kompakter Termin, der die Grundlagen im Überblick vermittelt. Danach folgen mehrere Stufen, in denen Vertiefendes gelehrt wird. Inhalte sind z. B. Grundbuchrecht, Grundstücksrecht, Methoden der Wertermittlung und deren Anwendungen in besonderen Konstellationen. Das alles passiert zunächst in zwei Intensiv-Phasen von je acht bzw. sieben Tagen. Ergänzt wird das Ganze um weitere vertiefende eintägige Seminare, in denen z. B. ein Richter aktuelle Entwicklungen erörtert oder ganz praktisch den Gerichtstermin des Sachverständigen vor Ort einübt.

Muss man sich für eine Tätigkeit in der Wertermittlung als Sachverständiger öffentlich bestellen und vereidigen lassen?
Nicht unbedingt. Doch die Prüfung am Ende abzulegen, ist in jedem Fall die richtige Wahl, um eine bessere wirtschaftliche Basis zu haben Die Belohnung ist: Wenn man methodisch sauber und gründlich arbeitet, kann die Gutachtenerstattung sehr lukrativ sein - auch schon für Einzelbüros.

Seminarreihe
Am 16. November 2018 startet die Reihe „Die Wertermittlung von Grundstücken“ mit einer Einführung in die Immobilienbewertung mit Dr.-Ing. H.-G. Tillmann. Seminarort: Oberhausen. Kosten für die Einführung: 130 Euro für AKNW-Mitglieder. Die mehrtägige Seminarreihe selbst beginnt dann ab Mitte Dezember.

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