Virginia Clasen war begeistert von der Führung. Foto: Christof Rose/Architektenkammer NRW

Junge Planerinnen und Planer besuchten die Bühnenbaustelle in Köln

„Man bekommt doch einen völlig anderen Eindruck von einem solchen Großprojekt, wenn man selber vor Ort war und mit den Beteiligten hat sprechen können“, fasste die Düsseldorfer Architektin Virginia Clasen am 27. Februar nach dem Besuch der Bühnenbaustelle Kölner Oper ihre Impressionen zusammen.

28. Februar 2020von Christof Rose

Die Architektenkammer NRW hatte im Rahmen ihrer Kampagne „Junge Planer“ eine Gruppe von 20 Nachwuchs-Architektinnen und -architekten zu einer Baustellenführung eingeladen. Unter der fachlichen Führung von Barbara Schlei von den Guiding Architects Köln wurde es ein Gang durch ein Stück architektonische Zeitgeschichte, der nicht nur überraschende Fakten und Erkenntnisse zutage förderte, sondern auch Anregung zur Diskussion lieferte: Wie soll man umgehen mit Bauwerken früherer Architektengenerationen, die in der Bausubstanz heutigen Nutzungsansprüchen nicht mehr genügen?

Die neue Oper war von der Stadt Köln nach dem Zweiten Weltkrieg nach Plänen von Wilhelm Riphahn auf dem Trümmergrundstück des früheren Schauspielhauses am Offenbachplatz als bewusstes Bekenntnis zur Moderne realisiert worden. „Riphahn wollte ein Bauwerk schaffen, das Ausdruck der jungen Demokratie war und mit dessen Hilfe die Oper von ihrem elitären Habitus befreit werden sollte“, erläuterte Barbara Schlei. Seit 2012 wird das Bauwerk nun saniert - und hat sich seitdem zu einer bundesweit beachteten Dauerbaustelle entwickelt. Die Sanierung bezieht sich auf die Oper sowie das Schauspiel; die Kosten haben sich von der ursprünglich geschätzten 253 Millionen Euro bis heute mindestens verdoppelt.

Die Führung macht deutlich, dass unklare Verantwortlichkeiten, überforderte ausführende Unternehmen und die Vorgabe an die Architekten der Sanierung, ihre Planung parallel zu laufenden Bauarbeiten erstellen zu müssen, zu den vielfältigen Hintergründen dieser Fehlentwicklung geführt hatten. In einer Pressekonferenz stellten Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Bernd Streitberger, Technischer Betriebsleiter der Bühnen Köln, Mitte 2019 die aktualisierten Zahlen vor. Demnach liegen die Kosten für die Sanierung zwischen 554 und 571 Millionen Euro. Die Übergabe der Häuser an Oper und Schauspiel ist für das zweite Quartal 2023 vorgesehen.

Weitere Termine für junge Planerinnen und Planer finden sich unter www.jungeplaner.de

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