Kommentar: Abschied von Michael Arns

Nach fast 29 Jahren als Mitglied der Vertreterversammlung und fast 19 Jahren als Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen verabschiedet sich Michael Arns aus seinen Ämtern. Seine Worte zum Abschied.

14. September 2019

Liebe Kollegin, lieber Kollege!

Alles hat einmal ein Ende. Ich bin jetzt fast 29 Jahre Mitglied unserer Vertreterversammlung, davon zehn Jahre als Mitglied des Wettbewerbsausschusses und als Vorsitzender eines Anerkennungsausschusses für staatlich anerkannte Sachverständige für Schall- und Wärmeschutz, seit fast 19 Jahren Vizepräsident unserer Kammer.

Eine lange Zeit also, in der die Arbeit im eigenen Büro zurückstehen musste bzw. ich selbst irgendwann so entschieden hatte. Nicht immer war die Arbeit als Lobbyist für Architektur und Architekten vergnügungs- steuerpflichtig, manchmal auch mühsam, aber grundsätzlich und zumeist war die Zusammenarbeit mit unseren Kolleginnen und Kollegen fair und angenehm. Spaß hat besonders der immer wieder neue Kontakt mit vielen und interessanten Menschen bereitet. Und ich habe viel gelernt, was mir ansonsten verwehrt worden wäre. Dafür bin ich dankbar.

Dankbar bin ich auch, dass in der vielleicht heikelsten Frage meiner ganzen Amtszeit, der Regelung in der Sichtungskommission zum „Tag der Architektur“, soeben ein Kompromiss gefunden werden konnte, der geeignet sein kann, diese ewige  Streitfrage unter den Verbänden zu befrieden.

Nicht, dass ich keine Lust mehr hätte. Aber mein Verband, der BDA meint, das reicht. Und so werde ich auf der kommenden Vertreterversammlung am 12. Oktober meinen Rücktritt als Ihr Vizepräsident anbieten, um einer jüngeren Kollegin Platz zu machen. Mit einem weinenden, aber auch einem lachenden Auge. Denn grundsätzlich ist es ja richtig, dass die Kammer – wie alle Verbände, Organisationen und Institutionen – frischen Input durch jungen Nachwuchs braucht. Es ist ja schon erstaunlich, was ein kleines Mädchen wie Greta bewirken kann.

Dabei ist es für unsere Architektenverbände besonders schwer, gerade unter den Selbstständigen junge Kolleginnen und Kollegen zu finden, die bereit sind, ihre Architekten-Ambitionen fürs Bauen hinter ei- ner ehrenamtlichen Tätigkeit für die Gemeinschaft zurück zu stellen, zumal das junge Büro alle Kraft und Zeit benötigt. Welcher jugendliche Architekt, welche jugendliche Architektin träumt schon von einer Karriere als Funktionär in Sachen Architektur und Architekten?

Dass diese Arbeit dennoch befriedigend sein kann, habe auch ich erst mit der Zeit erfahren. Ich kann unsere Jungen also nur ermuntern! Hatte ich doch das Glück, im Rahmen meiner Vorstands- und Präsidiumsarbeit meinen Neigungen und Schwerpunkten nachgehen zu können: Neben den gestalterischen Aspekten der Architektur und Stadtplanung waren dies das Bauen im Bestand, das ländliche Bauen, Denkmalschutz und Denkmalpflege sowie das regionale Bauen, wobei ich meine Sauerländer Herkunft nie verleugnen konnte. Fachwerk, Holz- und Lehmbau sind bis heute von mir präferierte Spezialdisziplinen.

Stolz bin ich auch auf die Ergebnisse meiner erfolgreichen Bemühungen um Gestaltungsbeiräte in NRW. Wenn ich mir gleichwohl in letzter Zeit immer wieder die Frage nach der Hierarchie von Notwendigkeiten gesellschaftlichen Handelns gestellt habe, so liegen die Prioritäten eindeutig beim Umweltschutz, bei der Sorge um das Überleben unseres Planeten Erde und seiner Menschen, bei der Verbesserung der Lebens- bedingungen der Dritten Welt. Wie wichtig, wenn nicht nichtig erscheinen dagegen meine und unsere soeben angesprochenen Bemühungen!

Ich bin überzeugt: Das Bauen mit Holz kann für unsere Industrienationen viel bedeuten; für die unterentwickelten Länder aber liegen beim Bauen die allergrößten Chancen teils im Holz-, auf jeden Fall aber im Lehmbau, um sich aus der Abhängigkeit von unseren modernen Technologien zu befreien, aus der Schuldenfalle auszubrechen. Denn Lehm ist fast überall verfügbar und kann leicht von Laien verarbeitet werden. Und die Ergebnisse sind gute Architektur!

Somit schließt sich der Kreis. Arbeit und Aufgaben gibt es also für einen aktiven Alten genug. Auf keinen Fall kann ich mir ein Rentnerdasein ohne Arbeit vorstellen. Denn das ist ja das Schöne an unserem Archi-tektenberuf: Solange wir geistig fit und rege sind, können wir diesen ausüben. Das will ich mir nicht entgehen lassen. Dank also an Sie Alle, alles Gute und Tschüss!

Ihr

Michael Arns

Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen

arns@aknw.de

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