Kommentar: Planung heißt: In die Zukunft investieren!

AKNW-Vizerpräsident Klaus Brüggenolte: „Die Verantwortlichen in Bund, Land und Kommunen sind dazu aufgerufen, die gegenwärtig aufgebrachten, hohen Mittel zur Konjunkturbelebung in erster Linie in den investiven Sektor zu geben.“

24. August 2020
AKNW-Vizepräsident Klaus Brüggenolte - Foto: Agentur Lohnzich

Liebe Kollegin,
lieber Kollege!

„Sputnik V“ – unter diesem Namen ist in Russland just in den Tagen, in denen ich dieses Editorial verfasse, ein erster Impfstoff gegen das Corona-Virus bekanntgegeben worden. Abgesehen von den vielen kritischen Stimmen zu dem Vorgehen der russischen Regierung und der hoffentlich berechtigten Zuversicht, dass ein Impfstoff gefunden werden wird: Corona ist auch in der zweiten Jahreshälfte eine Gefahr, mit der wir leben und im Alltag umgehen müssen.

Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen sind weltweit gravierend. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung rechnet damit, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Krise im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent zurückgehen wird. Betroffen sind davon natürlich auch unsere Architekturbüros und alle Architekturschaffenden – allerdings in abgestufter Intensität.

Über unsere Bundesarchitektenkammer haben die deutschen Länderkammern im Sommer eine zweite „Corona-Kurzbefragung“ in der Architektenschaft durchgeführt. Die bundesweit rund 6000 Kolleginnen und Kollegen, die dankenswerterweise den Fragebogen ausgefüllt haben, zeigen sich überwiegend noch relativ gefasst: Im Bundesdurchschnitt teilen 62 Prozent (NRW 64 %) der Befragten mit, dass sie gegenwärtig negative Auswirkungen der Corona-Pandemie spüren. 43 Prozent berichten von konkreten negativen wirtschaftlichen Folgen. Immerhin ist es aber den meisten Büros (85 % in NRW) noch gelungen, auch in Zeiten der Corona-Krise neue Aufträge zu akquirieren. Entlassungen gab es bislang nur in Ausnahmefällen. Mit anderen Worten: Unsere Branche ist gegenwärtig (noch) nicht so hart von der Corona-Krise getroffen wie viele andere Wirtschaftssektoren.

Andererseits hat in der Befragung der Bundesarchitektenkammer jedes zweite nordrhein-westfälische Architekturbüro angegeben, man befürchte, dass sich die Lage sich in den kommenden Monaten verschlechtern werde. Der Vorstand der Architektenkammer NRW hat sich in seiner August-Sitzung intensiv mit dieser Fragestellung befasst. Wir kennen den Effekt, dass die Planungs- und Baubranche mit Verzögerung auf konjunkturelle Schwankungen reagiert. Große Sorge macht uns vor allem der Auftraggeber Öffentliche Hand. Wenn die Steuereinnahmen der Kommunen in der Weise einbrechen, wie vorausgesagt wird, steht zu befürchten, dass notwendige Investitionen in Bau- und Infrastrukturprojekte auf ungewisse Zeit verschoben werden.

Die Verantwortlichen in Bund, Land und Kommunen sind deshalb dazu aufgerufen, die gegenwärtig aufgebrachten, hohen Mittel zur Konjunkturbelebung in erster Linie in den investiven Sektor zu geben – und nicht etwa für konsumptive Ausgaben. Die Schulden, die wir damit den nächsten Generationen aufbürden, sind nur dann zu rechtfertigen, wenn die jungen Leute auch einen Gegenwert erhalten, der über eine kurzfristige konjunkturelle Belebung hinausgeht. Das ist bei allen Investitionen in Gebäude und in langlebige Infrastrukturprojekte der Fall.

Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen steht ihren Mitgliedern weiterhin durchgehend mit Rat und Tat zur Seite. Unsere Geschäftsstelle in Düsseldorf war in der gesamten Zeit der Krise geöffnet und bleibt dies weiterhin; auch unsere „Corona-Hotline“ lassen wir geschaltet, sodass Sie Ihre Fragen rund um die Folgen und Auflagen zu COVID 19 gezielt an uns richten könen.

Wie Sie in diesem Heft lesen können, gehen wir mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen in den Herbst, die teilweise digital, teilweise hybrid, teils auch vor Ort stattfinden – selbstverständlich unter Beachtung aller notwendigen Schutzmaßnahmen. Wir erproben dabei neue Formate und Kommunikationswege, vom virtuellen Hausbesuch bis zum Live-Stream von Preisverleihungen. Insofern kann die Corona-Krise auch Impulse geben, Innovation zu wagen und zum gemeinsamen Experiment einzuladen. Bleiben Sie gesund –und zuversichtlich!

Es grüßt Sie herzlich
Ihr

Klaus Brüggenolte
Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen

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