„Mensch, Raum und Inklusion“ - 11. Symposium des PerceptionLabs

Gemeinsam mit den Referierenden werden neue Denk- und Handlungsstrategien für die Gestaltung von Räumen diskutiert, durch die Orte des sozialen Zusammenlebens entstehen können, die Inklusion und Diversität ermöglichen und fördern.

03. September 2018

„Der Fortbestand [...] der Diversität – also die Evolution des Lebenden – hängt von der
Anzahl der Menschen und vor allem von den Praktiken ab, die diese Menschen
betreiben. [...] Die Uniformisierung der menschlichen Aktivitäten schlägt sich in einem
Rückgang der Varianz von Verhaltensweisen nieder. Die Vervielfältigung von
Fragmenten Dritter Landschaft (als Orte der Vielfalt) ist ein Selektionsfaktor der
Diversität.“ - Gilles Clément: Manifest der Dritten Landschaft


Ganz im Sinne von Cléments Konzept der „Dritten Landschaft“ untersucht der
Forschungsschwerpunkt PerceptionLab an der Detmolder Schule für Architektur und
Innenarchitektur im Rahmen seines jährlich stattfindenden Symposiums „Mensch,
Raum“ in diesem Jahr das Thema „Inklusion“.
Nur selten war der Druck, der auf ganzen Gesellschaften lastet, größer und
mannigfaltiger als zur heutigen Zeit, so die Veranstalter des Symposiums. Der generelle
Prozess der Globalisierung und damit einhergehende Urbanisierungstrends, die nicht
zuletzt durch die Digitalisierung hervorgerufene Verschiebung von Zeit- und
Raumgrenzen, die Entstehung von „flüchtigem Raum“, die Dynamisierung weltweiter
Bewegungsströmungen durch politische Fehlentwicklungen, das ökologische und
ökonomische Ungleichgewicht, die Folgen eines antiproportionalen
Bevölkerungswachstums sowie der Überkonsum von Raum und Ressourcen geben
Anlass darüber nachzudenken: Wie wollen wir in Zukunft leben?


Neue Strategien von Inklusion und Diversität


Dabei sollen die Begriffe von Inklusion und Diversität kontrovers diskutiert werden.
Inwiefern macht die Idee von Individuum und Gesellschaft und damit einhergehende
Konzepte wie das des Territoriums, des Innen und Außen, Gestern und Morgen, des
Bekannten und des Fremden, des Ich und des Anderen überhaupt noch Sinn? Oder ist
das Prinzip der Abgrenzung die logische Reaktion auf eine von Diversität geprägte
Gesellschaftsstruktur? Inwieweit ist das Kontern mit dem Erschaffen statisch
architektonischer Strukturen die passende Reaktion, oder braucht es nicht viel mehr
dynamische Strategien, die auf den enormen Mobilitätsdruck und die unstete
Unbeständigkeit flexibel und sensibel reagieren können? Wie können wir es schaffen,
die Grenzen eines Inklusionsgedankens zu überwinden, der nur zu oft mit dem Begriff
der Integration verwechselt wird?


Wahrnehmen und Wahrgeben - über die soziale Komponente der Wahrnehmung


Wie wir auf unser Gegenüber reagieren, hängt davon ab, wie wir es wahrnehmen. Dabei
sind räumliche Kognitionsprozesse keinesfalls objektiv und immer gleich, vielmehr
werden sie stark durch bisherige Erfahrungen, persönliche Absichten, individuelle
Fähigkeiten und Bedürfnisse aber auch durch geografische und kulturelle Unterschiede
geprägt. Wenn wir davon ausgehen, dass neue Medien wie Virtual Reality (VR) zu
einem Verlust von Empathie führen, sind wir dann überhaupt noch in der Lage, den
Anderen so wahrzunehmen, dass wir angemessen auf ihn reagieren können; d.h. seine
Eigenarten erkennen, seine Bedürfnisse verstehen, seine Situation und den Kontext
beurteilen können, um eine adäquate Form der Interaktion zu finden, die eine
emotionsbasierte, aber effiziente Kommunikation fördert?


Diversität der Orte


Welchen Beitrag kann Stadt dazu leisten? Wie können wir Räume gestalten, die
kulturellen Austausch befürworten, soziale Teilhabe fördern, das Ausleben individueller
Lebensmodelle ermöglichen und die Idee des Vielfältigen als gesellschaftlicher Motor
verstehen? Wie müssen Räume gestaltet sein, die ein homogenes Zusammenleben
heterogener Bevölkerungsgruppen ermöglichen? Welche Potenzialräume bieten dabei
„diverse Orte“ urbaner Verdichtungen als zufällige Ansammlung von Menschen
unterschiedlicher Herkunft, Erfahrungen, Bedürfnisse und Ziele? Wie können
zwischenmenschliche Differenzen identifiziert und so genutzt werden, um unter
Berücksichtigung gegenseitiger Bedürfnisse und Fähigkeiten zukunftsfähige Formen des
Zusammenlebens gestalten zu können?


Im Kontext - das PUDCAD Projekt


So wollen sich die Veranstalter beim diesjährigen Symposium „Mensch, Raum und
Inklusion“, das zum ersten Mal in Englisch stattfindet, den Wahrnehmungen der
unterschiedlichen Perspektiven widmen. Fünf internationale Referenten und
Referentinnen aus den Bereichen Social Design, Pädagogik und Psychologie, Design
und Strategien, Architektur sowie Stadtaktionismus geben Einblicke in ihre „Denk- und
Aktionspraxis“. Ergänzt werden diese durch zahlreiche Beiträge praktischer Arbeiten von
Professoren, Professorinnen und Studierenden der Detmolder Schule für Architektur und
Innenarchitektur (Hochschule Ostwestfalen-Lippe).
Das Symposium stellt in diesem Jahr die Abschlussveranstaltung der vorangehenden
Konferenzwoche des „ERASMUS+“- Projekts PUDCAD dar, in welchem das
PerceptionLab zusammen mit sieben internationalen Partnern kooperiert, um
gemeinsam einen Beitrag zur Inklusion an europäischen Schulen zu leisten. Die
Veranstaltung wird durch eine Ausstellung der Ergebnisse eines in diesem Rahmen
stattfindenden internationalen Studierendenworkshops ergänzt. So entsteht eine
Plattform zum aktiven und interdisziplinären Austausch aller Interessierten am Thema
der Inklusion.
Fortbildungspunkte für die Veranstaltung sind bei der Architektenkammer beantragt.


Anmeldung zum Symposium: http://www.hs-owl.de/fb1/forschung/perceptionlab/symposium-mensch-und-raum/anmeldungsymposium-application.html
Weitere Informationen: www.perceptionlab.de oder per Mail: perceptionlab@hs-owl.de
Kontakt: Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Detmolder Schule für
Architektur und Innenarchitektur, Jan Phillip Ley, M.A., Tel. +49 5231 769 – 6962,
jan.ley@hs-owl.de

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