Modernes Baurecht rückt näher

Die Architektenkammer NRW hat im Zuge der Novellierung der nordrhein-westfälischen Bauordnung die Gespräche mit den baupolitischen Repräsentanten der Parteien und dem Bauministerium weiter intensiviert.

21. Februar 2018

Wie AKNW-Präsident Ernst Uhing dem Vorstand in seiner Sitzung am 6. Februar berichtete, konnte er in einem Austausch mit NRW-Heimat- und Bauministerin Ina Scharrenbach am 19.01.18 deutlich machen, dass die neue BauO NRW sinnvollerweise weiterhin eine bauaufsichtliche Prüfung des Bauordnungsrechts, insbesondere der Abstandflächen, vorsehen müsse. Auch habe er unterstrichen, dass die Bauaufsichtsbehörden durch qualifiziertes Personal besetzt werden müssten, die mit Architekten und Bauherren auf Augenhöhe kommunizieren können. "Das Ministerium zeigt sich mittlerweile aufgeschlossen gegenüber unseren Argumenten", resümierte der Kammerpräsident. Das habe auch die Rede von Baustaatssekretär Dr. Jan Heinisch auf dem Neujahrsempfang der AKNW gezeigt. 

NRW soll mehr Architektenwettbewerbe ausloben!

Bereits seit Jahren kritisiert die Architektenkammer NRW den kontinuierlichen Rückgang der Wettbewerbsverfahren bei Bauvorhaben des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW (BLB NRW). "Der BLB muss sich seiner baukulturellen Vorbildrolle bewusst sein und bei geeigneten Projekten wieder Planungswettbewerbe ausloben", erklärte AKNW-Präsident Ernst Uhing im Nachgang zu einem Kennlerngespräch mit dem neuen Geschäftsführer des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW, Marcus Hermes. Der neue Geschäftsführer, habe sich gesprächsbereit gezeigt. "Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, diese berufspolitische Dauerbaustelle endlich aufzulösen", so Ernst Uhing in seinem Bericht an den Kammervorstand. Thematisiert worden sei überdies die Frage nach der Anwendung von BIM bei Bauprojekten des BLB. Beide Seiten begrüßten die politischen Vorgaben der neuen Landesregierung zur Einführung von BIM in NRW und erörterten die Möglichkeit einer Zusammenarbeit zwischen der AKNW und dem BLB NRW. 

Wohnraumförderprogramm 2018 kritisch gewürdigt

Das NRW-Bauministerium hat am 1. Februar 2018 die Wohnraumförderbestimmungen für das Jahr 2018 veröffentlicht. Bis Ende 2022 stehen nun jährlich 800 Millionen Euro für die öffentliche Förderung des Wohnungsbaus in NRW zur Verfügung. Der Vorstand der AKNW begrüßte das grundsätzliche Bekenntnis der NRW-Landesregierung zur sozialen Wohnraumförderung und die mehrjährige Ausgestaltung des Programms. Angesichts der Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt und des Förderergebnisses für das Programmjahr 2017 erschienen dem Vorstand die zur Verfügung gestellten Mittel wenig ambitioniert, so AKNW-Vizepräsident Christian Schramm. "Gerne hätten wir angesichts der immensen Herausforderungen auf dem NRW-Wohnungsmarkt eine Fortführung des bisherigen Niveaus von 1,1 Milliarden Euro gesehen.“ Problematisch ist überdies, so der AKNW-Vorstand ebenfalls einhellig, die mit dem Förderprogramm 2018 im Bereich der Gebietskulissen vollzogene Rückkehr zu einer "kommunalscharfen" Betrachtung der Wohnungsmärkte. Gerade im Ruhrgebiet führe dies in der Abgrenzung zwischen einzelnen Nachbarstädten zu einer erheblichen Förderschieflage.

Mobiler Gestaltungsbeirat

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) bereitet gegenwärtig den ersten "mobilen Gestaltungsbeirat" in Nordrhein-Westfalen vor. Nachdem bereits in 47 Städten unseres Bundeslandes unabhängige Beratungsgremien zur Stadtgestaltung existieren, will der LWL nun auch für den ländlichen Raum die entsprechende Expertise für kleinere Kommunen anbieten. AKNW-Vizepräsident Michael Arns, selbst Mitglied in den Gestaltungsbeiräten von Bergisch-Gladbach und Arnsberg, hatte die Verantwortlichen des Landschaftsverbandes bei der Konzeption des "Mobilen Gestaltungsbeirats" beraten. Der Vorstand begrüßte das Engagement des LWL und bot seine weitere tatkräftige Unterstützung an.

"Big Beautiful Buildings"

Die großen Bauformen der 1950er bis -70er Jahre leiden vielfach unter einem schlechten öffentlichen Image – und sind auch deshalb gegenwärtig an vielen Orten in der Bundesrepublik vom Abriss bedroht. Der AKNW-Vorstand beschloss, dass die Kammer ein Projekt der Landesinitiative StadtBauKultur NRW als Kooperationspartner unterstützen wird, das sich mit der Dokumentation und Diskussion der Beton-Brut-Bauten in NRW befasst: 

Unter dem Titel "Big Beautiful Buildings – Als die Zukunft gebaut wurde" (BBB) sollen in diesem Jahr nicht nur Objekte in Text und Fotos erfasst werden, sondern auch Symposien und Vor-Ort-Gespräche zu exemplarischen Bauwerken geführt werden. "Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Bauten aus dieser Epoche für die nächsten Generationen zu erhalten", betonte Kammerpräsident Ernst Uhing. "Dazu muss über ihre bauhistorische Bedeutung und ihre spezifischen Qualitäten öffentlich debattiert werden."

Das Projekt BBB konzentriert sich zunächst auf das Ruhrgebiet, das wie kaum eine andere Region durch Bauwerke der Nachkriegszeit geprägt ist. Im Sommer 2018 sollen ausgewählte Bauten ins Rampenlicht der Gegenwart gestellt werden.

Autor: Christof Rose

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