Tag der Architektur: Mit mehr als 27 000 Besuchern wieder ein Publikumsrenner

Man kann mit guter Planung ein altes Gebäude in ein Traumhaus verwandeln - und ich will gerne zeigen, wie das geht.“ Edith Ortmanns, Architektin in Aachen, stellte am „Tag der Architektur“ in diesem Jahr ihr privates Wohn- und Bürohaus vor - und konnte sich über mehr als 100 Interessierte freuen. Das Wohngebäude, das 1956 im geförderten Wohnungsbau entstanden war, hatte sie von ihren Eltern geerbt und unter Ausschöpfung aller baurechtlichen Möglichkeiten in ein hochwertiges, attraktives Wohnparadies umgewandelt. „Das Beispiel zeigt, welches Potenzial in unserem Baubestand steckt“, betonte Edith Ortmanns während ihrer Führung.

25. Juni 2018von Christof Rose

„Architektur bleibt!“ Unter diesem Motto fand am 23. und 24. Juni bundesweit der Tag der Architektur 2018 statt. Das thematische Spektrum der Bauaufgaben reichte in Nordrhein-Westfalen von kleinen Wohnungsbauprojekten über die Umnutzung ehemaliger Werksanlagen bis zu signalhaften Großbauten für Handel, Industrie und Bildung.

In Xanten beispielsweise freute sich Architekt Thomas Frücht über 80 Besucher im neuen „Einfamilienhaus 60plus“ von Ursula und Paul Binn. Das Ehepaar hatte sich entschieden, sein altes, zu groß gewordenes Wohnhaus zu verkaufen und im fortgeschrittenen Alter noch einmal zu bauen. „Diesmal wollten wir ein seniorenfreundliches, schwellenloses und für uns dauerhaft bewohnbares Haus - das wir nun dank unseres hervorragenden Architekten erhalten haben und das wir gerne allen Interessierten zeigen möchten“, freute sich Ursula Binn.

Ein Wohnprojekt ganz anderer Art stellte Architekt Thomas Walta in Viersen vor. Dort stand die frühere Textilfabrik Goeters seit vielen Jahren leer und verfiel. Bis ein Investor die alte Spinnerei aufkaufte und das Baudenkmal mit dem Büro Wehmöller Walta Architekten (Aachen) in das Projekt „Arbeiten und Wohnen im Loft“ transformierte. „Es ist uns gelungen, ein wichtiges baukulturelles Zeugnis in der Viersener Südstadt einer neuen Nutzung zuzuführen und damit für die Zukunft zu sichern“, unterstrich Thomas Walta die Bedeutung des Projektes. „Das Interesse der Besucher zeigt, welche Strahlkraft ein solches Bauwerk entfalten kann.“

Das bestätigte auch Besucherin Petra Engelke-Burtschell, die mit ihrem Mann Klaus aus Krefeld angereist war, um die alte Seidenspinnerei kennen zu lernen. „Ich bin heute zum 13. Mal am Tag der Architektur unterwegs und freue mich darauf, spannende Architektur hautnah zu erleben und vom Architekten erläutert zu bekommen“, zeigte sich Petra Engelke-Burtschell begeistert. „Da hüpft mein Herz!“

Anders motiviert, aber ähnlich begeistert zeigte sich Beate Wyen in Mönchengladbach. Mit ihrer Familie besuchte sie das „Stadtmauerhaus“, das Architekt Dr. Burkhard Schrammen unmittelbar gegenüber dem Museum Abteiberg als Wohn- und Geschäftshaus realisiert hatte. „Ich interessiere mich privat für Architektur, arbeite aber auch als Immobilienberaterin in diesem Sektor“, erklärte Beate Wyen. Der Tag der Architektur sei eine tolle Möglichkeit, unmittelbar mit den verantwortlichen Architektinnen und Architekten zu sprechen. „Man spürt einfach im persönlichen Gespräch: Das steckt viel Herzblut drin, seitens der Architekten genauso wie bei den Bauherren.“

Begeisterung für Architektur, Neugierde auf unkonventionelle Lösungen, Ideen und Lösungsansätze kennen zu lernen - das sind die zentralen Motive der Besucherinnen und Besucher am „Tag der Architektur“. In Nordrhein-Westfalen nutzen am 23. und 24. Juni mehr als 27 000 Interessierte die Gelegenheit, um mit Architekten und ihren Auftraggebern in Kontakt zu treten. Manchmal geht es auch darum,festzustellen, ob eine Lösung oder ein Wohnungsangebot für einen selber infrage kommt. Etwa beim Projekt „Betreutes Wohnen mit 18 Wohneinheiten“, das Jutta Quasten-Mundt im Mönchengladbacher Ortsteil Hehn vorstellte. „Der Bedarf an solchen Angeboten ist unglaublich gewachsen in den letzten Jahren“, zeigte sich die Grevenbroicher Architektin sicher. „Wir stellen dieses Projekt sehr gerne vor, um den Menschen eine Orientierung über Qualitäten in diesem Segment zu geben und um Architektur besser begreifbar zu machen.“

Ähnlich motiviert zeigte sich auch Burkhard Verspohl bei der Präsentation der „Sanierung und Erweiterung eines Wohnhauses“ in Herzogenrath. Der Architekt hatte ein Siedlungshaus aus den 1930er Jahren im Auftrag seiner Bauherren energetisch optimiert, um einen Anbau erweitert und für eine zeitgemäße Wohnnutzung aufgewertet. „Mit diesem Beispiel kann ich darstellen, was bei solchen Bautypen baurechtlich zulässig und technisch möglich ist“, erläuterte Burkhard Verspohl.

Das bundesweite Motto des Tags der Architektur 2018 lautete „Architektur bleibt!“. Neben Umbau- und Sanierungsprojekten konnten in Nordrhein-Westfalen in 110 Städten und Gemeinden natürlich auch zahlreiche Neubauten aus den Bereichen Wohnen, Arbeiten, Industrie, Handel, Handwerk und Bildung besucht werden.

In Aachen stellte Wolfgang Marcour das neue „RWTH Cluster Biomedizintechnik“ vor, ein Großbauwerk, das den repräsentativen Auftakt für den Campus Melaten bilden soll. „Es ist wichtig, Architektur zu erklären“, meinte der projektleitende Architekt von SOP aus Düsseldorf. Er übernehme diese Aufgabe auch mit Freude, weil er gerne Erfahrung und Wissen weitergebe und nicht selten gute Anregungen zurückkämen.  

An zahlreichen Projektbeispielen wurde auch das Zusammenspiel von Bauwerk und Freiräum, von Innen und Außen thematisiert. Wer gezielt Objekte der Landschaftsarchitektur, der Innenarchitektur oder der Stadtplanung aufsuchen wollte, wurde über die Bilddatenbank auf aknw.de, die bundesweite TdA-App oder natürlich im beliebten Bild-Katalog zum Tag der Architektur in NRW fündig. 

Datenbank zum Tag der Architektur 2018

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