"Ville de Folies": Was Stadt mit Lego lernen kann

Der ‚Baustoff Lego‘ bietet mir für meine Kunstprojekte noch unendlich viele Möglichkeiten und ist auch nach mehr als zehn Jahren noch lange nicht ausgereizt.“ Andreas Zimmermann, Fotokünstler aus Düsseldorf, stellt die Entwicklung seiner fotografischen Arbeiten, die auf Realfotos kleiner Lego-Blöcke basieren, in der Ausstellung „Ville de Folies“ noch bis zum 15. August im Düsseldorfer Haus der Architekten vor. Anlässlich der Vernissage am 7. Juli 2017 erörterte er im Künstlergespräch seinen künstlerischen Ansatz.

11. Juli 2017von Christof Rose

„Ich denke bei der Kreation meiner Werke nicht zwingend an ein reales Bild, etwa an eine Stadt oder eine konkrete Vorlage“, so Andreas Zimmermann, der von 1998 bis 2008 in Essen künstlerische Fotografie studierte. Er lasse sich eher von Eindrücken inspirieren, die sich häufig zufällig ergäben. So sei der Ausgangspunkt seiner Arbeit mit Lego-Steinen ein Werbeposter gewesen, das er für eine Spielmesse erarbeitet habe. „Bei einer Reise nach New York kam mir der Gedanke, diese klaren städtischen Strukturen mit Bausteinen nachzuempfinden.“

Seitdem fotografiert Andreas Zimmermann im Studio kleine Blöcke aus Legosteinen, die am Computer vervielfältig und in Reihe und Rhythmus gebracht werden. So entstehen großformatige Bilder, die oft wie Stadtlandschaften wirken. Die Arbeiten faszinieren durch Strukturen, die das Auge herausfordern, manchmal auch täuschen.

„Die Arbeiten von Andreas Zimmermann stehen in der Tradition der Op-Art“, erläuterte dann auch Dirk Lehr, Galerist des Künstlers und Inhaber der Galerie „Lehr Zeitgenössische Kunst“ in Berlin. Er kennt den Künstler seit vielen Jahren und zeigte sich in seinem Vortrag auf der Vernissage im Haus der Architekten überzeugt, dass Andreas Zimmermann sich kunstgeschichtlich in eine Gruppe jüngerer Künstler zählen lasse, die zwischen Abstraktion und Konkretion changiere. „Die Arbeiten sind oftmals rätselhaft, täuschen die Sinne. Sie werfen damit vielfältige Fragen auf“, betonte Dirk Lehr. Die jungen Künstler knüpften damit an die Op-Art der 1960er Jahre an, eine Stilrichtung der bildenden Kunst, die mit Hilfe präziser abstrakter Formmuster und geometrischer Farbfiguren beim Betrachter überraschende oder irritierende optische Effekte erzeugt.

Wie AKNW-Pressesprecher Christof Rose in dem anschließenden Künstlergespräch mit Andreas Zimmermann erfuhr, verbindet dieser durchaus Kritik an urbanen Entwicklungen und Stadtplanung mit seiner Arbeit. „Ich habe die Ausstellung auch deshalb ‚Ville de Folies‘ genannt, weil bestimmte Entwicklungen in der Stadt an Narretei denken lassen“, meinte Zimmermann. Enge Straßenschluchten ohne natürliches Licht, monotone Einfamilienhausgebiete in der Vorstadt, massive Baublöcke ohne Berücksichtigung des menschlichen Maßstabs. „Die Collagetechnik bietet mir die Möglichkeit, Schichtungen der Stadt deutlich zu machen, diese zu verdichten und damit pointiert darzustellen.“

Aus Sicht der Planungsbranche lassen sich aus den Werken des Düsseldorfer Fotografen Fragen nach Rhythmik und Struktur von Stadt, nach Monotonie und Vielfalt, nach Auflockerung und Verfestigung ableiten.

In jüngster Zeit ist Andreas Zimmermann dazu übergegangen, auch mit Holz-Bausteinen zu experimentieren, welche „atmosphärischer wirken und mehr Wärme in die Bilder bringen“ könnten. Zudem hat der Künstler in seinen neuen Arbeiten bisweilen Lego-Steine mit Spiegelfolie beklebt. „Die Ideen gehen mir noch lange nicht aus.“

„Ville de Folies“: Bis zum 31. August im Haus der Architekten. Katalog liegt im Foyer kostenlos aus. Eintritt frei. Öffungszeiten: Mo - Fr 8.00 - 17.00 Uhr.

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