Holzbau - eine Chance für die Stadt

"Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel, was das Bauen mit Holz angeht", zeigte sich Prof. Dr. h. c. Heinrich Köster von der Hochschule Rosenheim in seiner Eingangsmoderation zum 10. Europäischen Kongress "Bauen mit Holz im urbanen Raum" überzeugt. Am 18. und 19. Oktober kamen über 300 Architekten, Ingenieure und Angehörige der holzproduzierenden und -verarbeitenden Berufe im Kölner Gürzenich zusammen, um neue Entwicklungen und Chancen im Holzbau zu diskutieren.

20. Oktober 2017von Christof Rose

Veranstalter des zugkräftigen Kongresses ist seit vielen Jahren eine Gemeinschaft von internationalen Hochschulen mit entsprechenden Forschungsschwerpunkten sowie der Landesbeirat Holz NRW. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen unterstützt die Veranstaltung als Kooperationspartner und steuerte in diesem Jahr den Themenblock "Architektur im urbanen Kontext" bei.

Der Baustoff Holz habe in der Architektur der nordrhein-westfälischen Regionen eine lange Tradition, betonte AKNW-Vizepräsident Michael Arns in seinem Impulsreferat vor dem Plenum am Vormittag des ersten Kongresstages. Das geltende Baurecht in NRW schreibe aber vor, dass Gebäude in Holzbauweise mit mehr als zwei Geschossen nur in Ausnahmefällen errichtet werden dürfen. "Damit wurden lange dem Holzbau in unserem Bundesland urbane Bauweisen verwehrt, obwohl er in NRW vielerorts Tradition hat", erklärte Michael Arns. Hinderlich sei auch das Abstandflächenregime der Bauordnung NRW, das dichtes Bauen erschwere. "Eine generelle Tiefe der Abstandfläche von 0,4 H würde ein deutliches Potenzial darstellen, neuen Wohnungsbau in unseren Städten zu ermöglichen und durch diese Bauweise weitere Grundstücksflächen für die Innenentwicklung zu aktivieren!"

Ein Thema, das Dr. Heinrich Bottermann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW, ebenfalls in seinem Statement aufgriff: "Die Landesregierung will mehr Holzbau möglich machen", so Bottermann. Die Abstimmung zwischen dem Umwelt- und dem Bauministerium laufe sehr konstruktiv. Wer den Klimawandel ernst nehmen wolle, müsse im Bausektor verstärkt den natürlichen, nachhaltigen und CO2-bindenden Werkstoff Holz einsetzen. "Die Entwicklung neuer Fertigungstechniken ermöglichen bereits vieles. Da ist aber noch Luft nach oben", resümierte Staatssekrektär Bottermann. 

Was möglich ist, zeigten die Referate im Themenblock "Architektur im urbanen Kontext". Michael Müller vom Architektur Contor Müller Schlüter in Wuppertal stellte mehrere Beispiele aus dem Wohnungsbau vor, die eine Weiterentwicklung des Gebäudebestandes (Studentenwohnheim Burse, Wuppertal) oder auch Neubauten in Holzbauweise (Wohnbebauung Laerheide, Bochum) realisierten. Seine Erfahrung aus zwanzig Jahren Praxis zeige, dass in elementierter Holzbauweise die Vorfertigung ein hohes Maß an Präzision und Qualitätssicherung biete. "Auch die Vielfalt in der Architektur bleibt bei Vorfertigung erhalten, sie kann diese sogar unterstützen", betonte Müller.

Die neue "Akademie für Internationale Zusammenarbeit der GIZ GmbH" in Bonn stellte Prof. Felix Waechter (Waechter & Waechter Architekten, Darmstadt) vor. Das Lehrgebäude bietet Lernlandschaften, deren "Atmosphäre und Anmutung wesentlich durch den Holzbau" geprägt werde, so Prof. Waechter. 

Die Vorteile des modularen Bauens mit Holz nutzen werk.um architekten aus Darmstadt für ihr Konzept "mobi-sku:l". Erhard Botta erläuterte, wie sein Team im Jahr 2010 Holzmodule als temporäre Klassenzimmer entwickelte, um der klassischen Lösung mit Überseecontainern eine moderne, schnell zu errichtende und nach De-Montage erneut zu nutzende Variante mit hoher Raumqualität entgegen zu setzen. Das Konzept wurde mit Erfolg an mehreren Schulen einem Praxistest unterzogen. "Wir entwickeln die Module gegenwärtig weiter für anderen temporäre Nutzungszwecke - etwa als Büroeinheiten", erläuterte Botta.

Andere Vorträge stellten elementiertes Bauen im Wohnungsbau vor (z. B. KZA Architekten, Essen) oder unterstrichen die Potenziale leichter, schnell zu errichtender Holzarchitekturen im Bereich der urbanen Nachverdichtung. Internationale Beispiele kamen auch aus Wien, Bern, Graz, London und Helsinki.             

Das Forum Holzbau veröffentlicht einen umfassenden Dokumentationsband, der alle Vorträge und viele Objektbeispiele umfasst. Info unter www.forum-holzbau.com. 

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