Kommentar: Prüfstand Baupolitik

Nach der Bundestagswahl ist vor der Bundestagswahl? "Nein!" meint AKNW-Vizepräsident Michael Arns und skizziert in einem Kommentar aktuelle berufspolitische Herausforderungen.

25. September 2017

Liebe Kollegin,
lieber Kollege!

Haben Sie vor der Bundestagswahl den „Wahl-O-Maten“ getestet, um herauszufinden, wen Sie wählen wollen? Am kommenden Sonntagabend um 18 Uhr wird der Wahlausgang feststehen. Und entgegen der Meinung „Es ändert sich ja doch nichts“, steht für mich fest: Natürlich ändert sich vieles, wenn die Karten in unserem politischen Betrieb durch Wahlen neu gemischt werden. Selbst wenn eine Kanzlerin bleibt, wie es derzeit aussieht.

Deutschland steht insgesamt zweifellos gut da. Wer die zurückliegenden Jahrzehnte Revue passieren lässt und auch einen Blick in unsere europäischen Nachbarländer nicht scheut, der wird konstatieren müssen, dass wir Deutschen gegenwärtig auf einem hohen Niveau leben und arbeiten. Gleichwohl gibt es viele einzelne Detailfragen, die unsere tägliche Arbeit als Architektinnen und Architekten, als Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner ganz konkret beeinflussen.

Welchen Stellenwert wird die künftige Bundesregierung dem Planen und Bauen inhaltlich und organisatorisch einräumen? Wie steht es um den Einsatz für Baukultur und für den Erhalt der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure in Deutschland? Wird es künftig wieder ein „Baukindergeld“ geben? Wie wird die neue Bundesregierung die Wohnungsbauförderung in Abstimmung mit den Bundesländern vorantreiben können? – Man kann diese Liste noch um andere wichtige Fragen erweitern. Die Bundesarchitektenkammer hat dies im Vorfeld der Wahlen getan, indem sie „Wahlprüfsteine“ in 12 Schwerpunktthemen an die relevanten Parteien versandt hat. Den Antworten, die wir auf unserer Homepage veröffentlicht haben, kann man entnehmen, dass es durchaus deutliche Unterschiede in den wohnungs- und baupolitischen Vorstellungen gibt, die nun – nach der Wahl – aller Voraussicht nach einiges für uns ändern werden.

Es ist nun an uns als berufspolitische Vertretung der deutschen Architekten und Planer, über unsere Bundesarchitektenkammer und in den Bundesländern auf unsere neu gewählten Abgeordneten einzuwirken, guten Argumenten für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Planen und Bauen im Lande Gehör zu schenken und sich im Rahmen der Regierungsbildung entsprechend einzusetzen. Immer wieder bitten wir auch Sie, die Mitglieder der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, darum, sich vor Ort an Ihre Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis zu wenden, um für wichtige berufspolitische Positionen und Forderungen zu werben.

Es wird in diesen Tagen wieder viel über Lobbyismus und politische Einflussnahme diskutiert. Für uns als deutsche Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner ist es eine besondere Herausforderung, uns im Konzert der zahllosen Interessensvertreter in Berlin und Brüssel Gehör zu verschaffen, sind wir doch eine vergleichsweise kleine Gruppe. Durch intensive berufspolitische Arbeit, kontinuierliche Gespräche auf allen Ebenen und aufgrund der öffentlichen Wirksamkeit unseres Tuns gelingt es aber immer wieder, erfolgreich für unsere Anliegen und für die Sache der Baukultur zu werben; das Verständnis unserer Parlamentarier für bestimmte Detailfragen zu fördern, und politisches Engagement zu erzeugen.

Je breiter die Basis, desto größer die politische Durchschlagskraft. Ich lade Sie deshalb herzlich dazu ein, sich in die berufspolitische Arbeit einzubringen. Die Möglichkeiten sind breit, vom Gespräch oder Leserbrief vor Ort über die Verbands- und Kammerarbeit bis hin zur konkreten politischen Arbeit. Ein solches Engagement kostet Zeit und Kraft, zahlt sich aber aus: für den Einzelnen genauso wie für unsere Gemeinschaft.

Das meint noch immer
Ihr

Michael Arns
Vizepräsident der Architektenkammer
Nordrhein-Westfalen
arns@aknw.de

Teilen via