„Mauern sind sehr gerade Haufen“ - Nachbericht von der Nacht der Museen

Sebastian 23 ist nicht nur einer der erfolgreichsten deutsche Poetry Slammer, sondern auch ein origineller Sprachanalyst, Dichter und Wortverdreher. Seine zwei 45-minütigen Auftritte im Haus der Architekten waren in der „Nacht der Museen“ in Düsseldorf am 25. März derart nachgefragt, dass die Türen wegen drohender Überfüllung zeitweilig geschlossen werden mussten. „Hinfallen ist wie anlehnen - nur später“ heißt das neue Buch des Bochumer Autors, aus dem er einige Passagen frei vortrug. „Sprache birgt trojanische Pferde“, so die Überzeugung von Sebastian 23. Wer Worte wie Maulwurf, Tollpatsch oder Gauleiter genauer unter die Lupe nehme, entdecke lauter Wunderlichkeiten in der deutschen Sprache.

27. März 2017von Christof Rose

Beispiele dafür gab Sebastian 23, der schon mehrfach die deutschen Poetry-Slam-Meisterschaften gewonnen hatte, unter anderem mit zwei Vokal-Gedichten im Stile von Ernst Jandl. Auch das Gedicht „Bäume sind Büsche auf Balken“ fand beim Publikum großen Anklang, weil es - wie viele Texte des Autors - Humor mit Tiefgang verbindet. Darin heißt es unter anderem: „Schrauben sind Nägel mit Falten. Zugfahren ist Fließen auf Gleisen. Flüsse sind Meere auf Reisen. Träume sind Schlaf mit Ideen, Igel Kakteen, die gehen. Fenster sind gläserne Mauern, Und Berge Wellen, die dauern... Beine sind Arme zum Laufen. Mauern sind sehr gerade Haufen.“ Das Publikum ließ sich mit Mitmachen animieren - und dankte Sebastian 23 mit donnerndem Applaus.

Natürlich präsentierte die Architektenkammer NRW zur „Nacht der Museen“ auch eine Ausstellung. „Ein Kännchen Kaffee bitte!“ von Tobias D. Kern zeigte Konditorei-Cafés der 1950er bis -70er Jahre; aufgenommen in den letzten Jahren, dokumentiert Kern Cafés, in denen die Zeit seit drei oder vier Jahrzehnten stillzustehen scheint. Zugleich zeigen die Schwarz-Weiß-Bilder des Kölner Fotografen damit eine Welt, die gegenwärtig im Verschwinden befindlich ist. Und die verdeutlicht, wie stark sich unsere Gesellschaft und unsere Innenstädte in den zurückliegenden Jahrzehnten gewandelt haben.
Rund 2500 Besucher wurden während der Museumsnacht im Haus der Architekten gezählt.

Neben der Ausstellung und den Lesungen lockte auch DJ Vinylsurfer ins „Foyer des Architects“. Sein DJ-Set aus House, Deep House und Progressive House begeisterte Fans und verleitete Besucher zum Verweilen. Zumal für das leibliche Wohl ebenfalls gesorgt war. Vor dem Haus der Architekten standen Imbisswagen, die Slow Food und vielfältige Getränke anboten.   



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