Neujahrsempfang der Architektenkammer NRW in Düsseldorf

Wie kann in Nordrhein-Westfalen schneller qualitätvoll gebaut werden – vor allem im Bereich des Wohnungsbaus? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Gespräche auf dem Neujahrsempfang der Architektenkammer NRW, zu dem gestern Abend (25.01.24) rund 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung sowie der Planungs- und Baubranche im Düsseldorfer Medienhafen zusammentrafen. Der Präsident der Architektenkammer, Ernst Uhing, stellte in einer „Düsseldorfer Erklärung“ 16 konkrete Handlungsvorschläge vor, deren Umsetzung die Bautätigkeit anregen und insbesondere den bezahlbaren Wohnungsbau in NRW mit neuen Impulsen beleben könnten. „Der Handlungsbedarf ist groß“, unterstrich Uhing. „Durch eine reduzierte Besteuerung von Bauleistungen und Grunderwerb, durch Beschleunigung von Genehmigungsprozessen und eine Erleichterung von Umnutzungen kann die gegenwärtige Stagnation im Wohnungsbau effektvoll überwunden werden.“

26. Januar 2024
AKNW-Präsident Ernst Uhing überreicht die Düsseldorfer Erklärung an NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach.

Kammerpräsident Ernst Uhing unterstrich, dass sich unser Land in einer schweren Wohnungsmarktkrise befinde. An die nordrhein-westfälische Landesregierung richtetet er den Appell, die Bauantrags- und Baugenehmigungsverfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen. Die geplanten 45.000 neuen mietpreisgebundenen Wohnungen, die bis 2027 in NRW entstehen sollen, seien nicht ausreichend. „Gebaut werden müssten mindestens 25.000 Wohneinheiten – in jedem Jahr“, forderte der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Zwar stelle NRW mit seinem Wohnraumförderprogramm für dieses Jahr insgesamt 1,7 Milliarden Euro bereit. „Es müssen aber weitere Anreize geschaffen werden, damit das Geld auch für den Neubau von geförderten, preisgedämpften Wohnungen abgerufen wird“, unterstrich Ernst Uhing.

In seiner Rede vor den geladenen Gästen aus Politik und Verwaltung, Architektur und Bauwirtschaft, Kultur und Verbänden warb AKNW-Präsident Uhing in der ARCHITEKTENKAMMER.NRW u. a. für die Einführung eines neuen „Gebäudetyp E“ im Bundes- und Landesbaurecht, mit dem es kundigen Bauherren und Architekten ermöglicht werden soll, „einfach“ und „experimentell“ zu bauen. Uhing verwies auf Bayern, wo aktuell in ersten Pilotprojekten nach dem Gebäudetyp E in nicht sicherheitsrelevanten Bereichen von den gesetzlichen Vorschriften, Technischen Baubestimmungen und anerkannten Regeln der Technik abgewichen werde - etwa beim Schallschutz, bei der Haustechnik, bei alternativen Baustoffen oder beim Stellplatzschlüssel. „Wir brauchen mehr baupolitischen Mut, um endlich zu einem besseren Wohnungsangebot zu kommen“, erklärte Ernst Uhing. Er rief die NRW-Landesregierung dazu auf, Modellprojekte auszuloben, um neue Wege zu erproben. „Dazu stehen wir, die Architektenschaf dieses Landes, gerne zur Verfügung!“

Die nordrhein-westfälische Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, Ina Scharrenbach, kündigte auf dem Neujahrsempfang der Architektenkammer NRW an, die Genehmigungsverfahren für das Planen und Bauen im Lande weiter beschleunigen und vereinfachen zu wollen. Dazu habe die Novellierung der Landesbauordnung, die zu Jahresbeginn in Kraft getreten ist, bereits beigetragen. „Im nächsten Schritt wollen wir die untergesetzlichen Vorschriften und Normen reduzieren. Dazu werden wir ein Bürgerbeteiligungsverfahren starten“, kündigte Ministerin Scharrenbach an. Die NRW-Bauministerin wünschte sich eine breite Fachdebatte über Standards und mögliche Freiheiten. „Wir müssen für den Wohnungsbau einen Standard finden, der dazu führt, dass sich auch Menschen ohne hohe Einkommen noch Wohnungen in unseren Ballungsräumen leisten können“, unterstrich Ina Scharrenbach.

Kammerpräsident Ernst Uhing hatte den Neujahrsempfang der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen mit einem Aufruf zu mehr Solidarität eröffnet. „Es ist ermutigend, dass in den letzten Tagen viele hunderttausend Menschen öffentlich für Toleranz und Demokratie eingetreten sind“, bekräftigte Ernst Uhing. „Unser Land wäre ohne Vielfalt ärmer – auch aus baukultureller Sicht!“

Die „Düsseldorfer Erklärung“ ist hier abrufbar.

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