47. Vertreterversammlung verabschiedete Resolution

47. Vertreterversammlung: Ein 100-Prozent-Votum pro HOAI

Entschlossen hat sich die Vertreterver-sammlung der AKNW am 27. September in Gelsenkirchen einer Abschaffung der HOAI entgegengestellt. In einer einstimmig verabschiedeten Resolution forderten die Delegierten Landes- und Bundespolitiker auf, die Honorarordnung als verbindliches Preisrecht zu erhalten. „Bundeswirt-schaftsminister Wolfgang Clement legt die Axt an einen Kernbestand unseres Berufes“, rief AKNW-Präsident Hartmut Miksch. Er forderte die Kollegen zu persönlichen Protesten gegenüber ihren Abgeordneten auf.

17. Oktober 2003von Christine Mattauch

Welchen Stellenwert die HOAI für den Berufsstand hat, verdeutlichte der Kammerpräsident mit Zahlen aus einer Blitzumfrage der AKNW: Danach sehen 86 % der Kolleginnen und Kollegen die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Büros als gefährdet an, wenn die Honorarordnung abgeschafft wird. Mehr als die Hälfte befürchtet, dass es in ihrem Büro zu Entlassungen kommt. "Zum Fortbestand der HOAI gibt es keine Alternative", folgerte Miksch. Sie ist, wie es in der Resolution heißt, für einen funktionierenden Markt der Architekten- und Ingenieurleistungen unverzichtbar, sichert die Qualität des Bauens, dient dem Verbraucherschutz und stützt Arbeits- und Ausbildungsplätze.

Miksch sagte, es sei richtig, dass die Honorarordnung reformiert werden müsse. Die Architektenkammer habe dazu schon vor Jahren Ideen entwickelt – "damals allerdings ohne große Resonanz". Heute seien die Vorschläge wieder aktuell, und die AKNW arbeite gemeinsam mit der Bundesarchitektenkammer an konkreten Formulierungen. Aktiv ist die AKNW auch auf der politischen Bühne: Miksch berichtete über die Brief-Kampagnen und zahlreichen Gespräche mit Ministern und anderen Entscheidungsträgern. "Der Kampf um die HOAI ist zum zentralen Handlungsfeld der Kammerarbeit geworden", sagte er und versprach: "Wir bleiben weiterhin am Ball."

Protest gegen Sparen an falscher Stelle

Das ist nicht die einzige Abwehrschlacht, welche die Kammer in den vergangenen Monaten führte. Miksch zählte auf:

• die geplante Streichung der Eigenheimzulage: "Ein politischer Zombie, sie kommt immer wieder." Die Kammer habe bereits im vergangenen Jahr massiv gegen die Abschaffung protestiert und Vorschläge für eine differenzierte Förderung vorgelegt. Denn es gebe Fehllenkungen. Eine radikale Streichung sei aber auch aus volkswirtschaftlicher Sicht "auf jeden Fall kontraproduktiv".

• die Einbeziehung der Freiberufler in die Gewerbesteuer. "Bundesfinanzminister Hans Eichel will Architekten zur Kasse bitten – ausgerechnet in diesen Krisenzeiten", empörte sich Miksch. Zwar sei keine Frage, dass alle Berufsgruppen einen Beitrag zur Konsolidierung der Staatsfinanzen leisten müssten. "Was wir allerdings mit Nachdruck einfordern, ist eine gerechte Lastenverteilung."

Novelle Baukammerngesetz begrüßt

Auf Landesebene fiel die Bilanz erfreulicher aus. Das novellierte Baukammerngesetz, das noch in diesem Herbst verabschiedet werden soll, stellt nach Mikschs Worten eine gute Grundlage dar. Zentrale Punkte: Die Mindeststudienzeit von vier Jahren als Voraussetzung für die Kammermitgliedschaft sowie die Verankerung einer Aus- und Fortbildungsordnung in dem Gesetz. Miksch: "Die Qualität der Architektenleistung ist ein entscheidender Bestimmungsfaktor für den Ruf unseres Berufsstandes, und darum wollen wir, dass sich die Kammermitglieder kontinuierlich weiter qualifizieren."

Als einen "Markstein" in der Geschichte der AKNW bezeichnete der Präsident den Umzug in das Haus der Architekten. Endlich Platz für größere Veranstaltungen, ein großes Besucherinteresse, ein hoher Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit: "Unsere Erwartungen haben sich voll und ganz erfüllt. Das Haus der Architekten hat sich in kürzester Zeit als feste Größe im Bereich der Baukultur etabliert." Zufrieden äußerte sich Miksch auch über die Gemeinschafts-Initiative StadtBauKultur NRW, in deren Rahmen die AKNW unter anderen die ambitionierten Projekte "1000 Baulücken" und "Architektur macht Schule" betreibt. Auch der "Tag der Architektur" ist Bestandteil von StadtBauKultur. Mehr als 23 000 Besucher in diesem Jahr seien "ein tolles Ergebnis", freute sich Miksch.Düstere Prognose

Sein Blick in die Zukunft fiel allerdings eher düster aus. Eine nachhaltige Besserung der Branchenkrise sei nicht in Sicht, von der Politik könnten die Architekten angesichts der angespannten Situation der öffentlichen Haushalte kaum Unterstützung zu erwarten. Zu befürchten sei vielmehr, dass über kurz oder lang auch noch eine Diskussion um das Kammerwesen entbrennen werde. "Wir leben in Zeiten, in denen überall die Deregulierer am Werk sind", bedauerte Miksch. Auf diese Debatte werde sich die AKNW schon jetzt argumentativ vorbereiten.

Die Probleme seien aber kein Grund zur Resignation, sondern Aufforderung zum Handeln. Miksch verwies auf die Studie zur "Zukunft des Architektenberufs", welche die Kammer kürzlich in Auftrag gegeben hat: Sie wird Perspektiven für den Berufsstand aufzeigen. Den Politikern werde die Kammer in Sachen Planen und Bauen weiterhin den richtigen Weg weisen und, wenn nötig, auch Kontra geben. "Stellen wir uns den Herausforderungen mit Mut, Tatkraft und Entschlossenheit", forderte Miksch. "Dann bin ich zuversichtlich, dass wir die Zukunftsaufgaben bewältigen werden."RAW zeitigen ErfolgeAuf der Höhe der Zeit war die Kammer mit den vereinfachten Regeln für die Auslobung von Wettbewerben (RAW 2001), die vor zwei Jahren die GRW als Standard für Wettbewerbe ablösten. Die Vertreterversammlung entsprach nun einem Wunsch des Landes Nordrhein-Westfalen und verabschiedete einstimmig eine neue Fassung der RAW, die jetzt auch für Ingenieurwettbewerbe gilt, ansonsten aber inhaltlich unverändert bleibt. Im Grundsatz gebilligt wurden auch "Leitlinien für die Zweittätigkeit von Hochschullehrern und die Durchführung von Studentenwettbewerben". Sie haben Appellcharakter und sollen verhindern, dass Studenten im Bauherrenauftrag konkrete Bauvorhaben planen und damit freien Büros Konkurrenz machen.

Haushalte verabschiedet

Die Delegierten nahmen den Jahresabschluss 2002 sowie einen Bericht zum Haus der Architekten zur Kenntnis und entlasteten den Vorstand einstimmig. Ein Nachtrag zum Haushalt 2003 sowie die Etats der AKNW und der Akademie für 2004 wurden ebenfalls ohne Gegenstimme gebilligt. Demnach steigen die Kammerbeiträge im kommenden Jahr in Höhe der Inflationsrate um 1,1 % – Freiberufler zahlen dann 243 €, Angestellte und Beamte 162 €, Rentner und andere nicht Berufstätige 93 €. Wie die Beitragsstruktur und mögliche Anpassungen künftig gestaltet werden sollen, dazu lagen verschiedene Anträge vor. Sie wurden an den Haushalts- und Finanzausschuss überwiesen.

Rentenanstieg um 1,2 %

Beim Versorgungswerk machten sich im Jahr 2002 der Konjunktureinbruch und die Baisse an den Aktienmärkten bemerkbar: Die Durchschnittsbeiträge der Mitglieder sanken, und die Nettorendite lag mit 2,8 % niedriger als in den Vorjahren. Gleichwohl habe das Versorgungswerk auch im schwersten Jahr seit der Gründung "seine Stabilität unter Beweis gestellt", so Horst Draheim, der Vorsitzende des Aufsichtsausschusses. Der Mitgliederbestand stieg auf 36 475, ein Plus von drei Prozent. Das Vermögen lag Ende 2002 bei knapp 3 Mrd. € und damit fast zehn Prozent höher als ein Jahr zuvor. Die Vertreterversammlung entlastete Verwaltungs- und Aufsichtsausschuss einstimmig. Die Renten steigen im nächsten Jahr um 1,2 %.

Diskussion über "Basel II"

Die neuen Finanzierungsregeln für Banken, kurz "Basel II", waren gleich zweimal Thema. Die AKNW wird versuchen, die Beteiligung von Architekten an Bauvorhaben als positives Kriterium beim Rating für Immobilienfinanzierungen zu verankern. Zur Frage, welche Auswirkungen die neuen Ratingverfahren für Büroinhaber haben werden, soll die Akademie Seminare anbieten.

Keine Mehrheit fand nach intensiver Diskussion der Antrag, einen Notfallfonds für eine Insolvenz-Beratung aufzulegen. Das Problem: Zum Zeitpunkt der Antragstellung war der Haushalt bereits verabschiedet, die Finanzierung eines solchen Projekts daher nicht gesichert. Angesichts der Tatsache, dass bereits zahlreiche ähnliche Hilfseinrichtungen anderer Stellen bestehen, wurde zudem die Notwendigkeit eines "eigenen" Angebots angezweifelt. Eine Übersicht, an wen sich betroffene Kollegen wenden können, bietet der Praxis-Hinweis "Büromanagement – Krisenmanagement". Er ist im Internet-Angebot der AKNW abrufbar.

Zum Abschluss der Tagung dankte Präsident Miksch den Delegierten für die engagierte und zugleich disziplinierte Behandlung der Themen. "Sie haben Maßstäbe dafür gesetzt, wie man auch mit komplizierten Fragen sachgerecht und ohne Aufgeregtheit umgehen kann."Ergebnisse der Nachwahlen

Bedingt durch das Ausscheiden einiger Mitglieder der Vertreterversammlung aus Gremien der AKNW hatte das Architektenparlament auf seiner Sitzung am 27. September in Gelsenkirchen auch über einige Nachwahlen abzustimmen. Die Ergebnisse:

Neues Vorstandsmitglied:
Rolf Westerheide (für Leonore Wolters-Krebs)

Neue Mitglieder in den Fachausschüssen:

"Aus- und Fortbildung": Heinrich Pfeffer (für Ursula Muscheler)
"Belange der Tätigkeitsarten": Sandra Rau (für Christine Wolf)
"Haushalt, Finanzen, Beitragswesen": Norbert Mergelsberg (für Peter Begiebing)
"Innenarchitekten": Kerstin Rüter (für Birgit Schwarzkopf), Berit Rieseberg (für Gudrun Bayer)
"Landschaftsarchitekten": Stefan Knapp (für Michael Ahn)
"Öffentlichkeitsarbeit": Birgit Schwarzkopf (für Michael Reder)
"Dienstleistungen, Recht, Sachverständigenwesen": Michael Ahn (für Sabine Feldmann)

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