Architekten fordern Differenzierung bei der Grunderwerbssteuer

Die geplante Erhöhung der Grunderwerbssteuer läuft den intensiven Bemühungen des Landes zuwider, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, und ist das falsche Signal an Investoren“, erklärte der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Ernst Uhing, anlässlich der Einbringung des Gesetzentwurfes in den Landtag. Der Vorstand der Architektenkammer NRW befasste sich am Tag zuvor (04.11.14) intensiv mit der Anhebung der Grunderwerbssteuer, die nach dem Willen der Landesregierung zum Jahreswechsel greifen soll.

06. November 2014von Christof Rose

Der Vorstand der Architektenkammer NRW zeigte dabei grundsätzlich Verständnis für das Bemühen der Regierungskoalition, mit Hilfe einer Erhöhung der Grunderwerbssteuer zur weiteren Konsolidierung des Landeshaushalts beizutragen. Die geplante Erhöhung der Grunderwerbssteuer von jetzt 5,0 auf dann 6,5 Prozent sei allerdings aus mehreren Gründen der falsche Weg:  

Die Erhöhung der Grunderwerbssteuer werde zu einer spürbaren weiteren qualitativen und quantitativen Belastung der nordrhein-westfälischen Wohnungsmärkte führen. Die Grunderwerbssteuererhöhung werde gerade auf den angespannten Wohnungsmärkten insbesondere der Rheinschiene und in den Universitätsstädten zu einer weiteren Verteuerung des dringend benötigten Baulands führen. „Das ist das falsche Signal an potenzielle Investoren und wird die Bereitschaft, in Wohngebäude mit geringen Mieteinnahmeerwartungen zu investieren, weiter verringern“, warnte der Kammervorstand.  

Anreiz durch Steuersenkung

Um das Spannungsverhältnis zwischen dem politisch Gewollten und dem fiskalisch Möglichen aufzulösen, schlug der Kammervorstand die Schaffung differenzierter Steuersätze innerhalb der Grunderwerbssteuer vor. Auf diesem Wege könnten geringere Steuersätze beim Erwerb von Grundstücken für den öffentlich geförderten Wohnungsbau ermöglicht werden. Die Architektenkammer regte in Schreiben an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Bauminister Michael Groschek an, für die notwendige Anpassung bundesrechtlicher Vorgaben eine Bundesratsinitiative zu starten.  

BIM mitgestalten!

Erneut befasste sich der Vorstand der Architektenkammer NRW mit der Frage, welche Rolle das Building Information Modeling, kurz BIM, künftig für die Architektenschaft spielen werde. „Es ist wichtig, dass wir uns in die Entwicklung dieses Planungstools einbringen, um mitgestalten zu können“, unterstrich Vorstandsmitglied Martin Müller, der als Vizepräsident der Bundesarchitektenkammer (BAK) das Thema auch auf Bundesebene begleitet. Es müsse darauf geachtet werden, dass die Implementierung von BIM im Planungsmarkt nicht allein durch die Bauwirtschaft und die Softwarebranche gesteuert werde. Der diskutierte Beitritt der BAK zu einer „BIM-GmbH“, in der die Industrie die Mehrheit hat, wird aber kritisch gesehen. „Es dürfen hier keine privatwirtschaftlichen Interessen im Mittelpunkt stehen“, so die vorherrschende Meinung. Denn das Building Information Modeling, bei dem alle Planungsdaten in einem virtuellen Modell zusammengeführt werden, werde sich als Planungsprinzip vermutlich in großer Breite durchsetzen - und damit alle Architekten und Ingenieure betreffen.  

Neue Daten zu Freischaffenden

„Die wirtschaftliche Lage kleiner Architekturbüros ist weiterhin katastrophal!“ Zu diesem klaren Fazit kam der Vorstand nach der Diskussion der „Strukturuntersuchung 2014: Befragung der selbstständig tätigen Kammermitglieder“, die das Forschungsinstitut Hommerich im Auftrag der Architektenkammern der Länder bundesweit durchgeführt hatte. Nicole Reiß von Hommerich-Forschung stellte dem Vorstand die Ergebnisse für NRW vor. Demnach führen 81 % der Befragten kleine Büros mit bis zu fünf Vollzeit-Beschäftigten. Der Pro-Kopf-Umsatz aller Büros lag im Mittel bei 56 000 €. Der Überschuss je Inhaber bzw. Partner lag 2013 bei 46 000 € (Median-Wert). Einzelunternehmer konnten allerdings lediglich einen Überschuss von 30 000 € erwirtschaften - wobei das Inhabergehalt aus diesem Überschuss entnommen werden muss. „Die schlechte Einkommenssituation insbesondere der ganz kleinen Büros hat sich in den letzten Jahren nicht verbessert“, konstatierte der Vorstand. Es soll nun weiter in den Gremien der Kammer beraten werden, wie diese Daten berufspolitisch eingesetzt werden sollen.

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