Kommentar von AKNW-Präsident Ernst Uhing: Die Stunde der Architekten

Der richtige Umgang mit dem Thema "Flüchtlinge" fordert unsere Gesellschaft in einer Weise und Intensität, die noch vor wenigen Monaten niemand vorhergesehen hat. Für uns Architektinnen und Architekten stellt sich die Frage nach angemessenen Bauten für die Erstaufnahme und das Wohnen der Männer, Frauen und Kinder, die zu uns kommen, mit großer Dringlichkeit.

17. November 2015

Liebe Kollegin,
lieber Kollege!

Der richtige Umgang mit dem Thema "Flüchtlinge" fordert unsere Gesellschaft in einer Weise und Intensität, die noch vor wenigen Monaten niemand vorhergesehen hat. Für uns Architektinnen und Architekten stellt sich die Frage nach angemessenen Bauten für die Erstaufnahme und das Wohnen der Männer, Frauen und Kinder, die zu uns kommen, mit großer Dringlichkeit. Niklas Maak schrieb Anfang November in einem ausführlichen Artikel in der F.A.Z., nun sei "Die Stunde der Architekten" gekommen.

Dauerhafte Wohnangebote für Asylbewerber schaffen
In der Tat gewinnen Architektur und Stadtplanung im Zuge der Debatte um Flucht, Asyl und Migrationsbewegungen in der öffentlichen Wahrnehmung und auch im politischen Diskurs von Woche zu Woche an Bedeutung. Die Architektenkammer NRW arbeitet mit Hochdruck an dem Thema und wird in einer Kooperationsveranstaltung mit der Akademie der AKNW im Dezember sowie mit einer öffentlichen Fachdiskussion im Januar weitere Impulse und Vorschläge in die Debatte einspeisen. Auch unsere nächste NRWlebt.-Veranstaltung am 25. Februar in Dortmund widmet sich dem Themenkreis „Flucht und Zuwanderung“.

Ich habe in den letzten Wochen in öffentlichen Stellungnahmen immer wieder deutlich machen können, dass ein schnelles Reagieren, das jetzt notwendig ist, nicht auf Kosten der Qualität gehen darf. Konzepte für zusätzliche Erstunterkünfte und für dauerhafte Wohnangebote für diejenigen Asylbewerber, die bei uns bleiben können, müssen dem Qualitätsanspruch gerecht werden, den wir auch im regulären geförderten Wohnungsbau erwarten.

Stärken des Quartiers nutzen um Zuwanderer zu integrieren
Die schrecklichen Ereignisse von Paris zeigen, wie wichtig es ist, Zuwanderer in die Gesellschaft zu integrieren. Deshalb müssen wir uns weiter darum bemühen, Wohnungen für Flüchtlinge in integrierten Lagen zu entwickeln und die Stärken unserer Quartiersstrukturen zu nutzen. Neue Bauvorhaben werden in großer Zahl entstehen, dürfen aber nicht zu einer Ghettoisierung führen. Das Thema muss sensibel diskutiert werden. Exotische Vorschläge einzelner Protagonisten helfen uns in dieser Situation nicht weiter. Kammern und Verbände entwickeln gegenwärtig viele durchdachte, pragmatische und schnell umsetzbare Vorschläge, die wir in die politische Diskussion einbringen müssen.

Für uns Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten sowie Stadtplanerinnen und Stadtplaner in NRW stellt das Planen und Bauen für Flüchtlinge in unserem dicht besiedelten und bebauten Bundesland eine ganz besondere Herausforderung dar. Dazu führen wir zahlreiche Gespräche mit Politikern und Praktikern vor Ort. Wichtig ist, dass die Architektenschaft geschlossen auftritt. Ihre politischen Repräsentanten benötigen die Legitimation möglichst vieler Mitglieder, um mit einem starken Mandat berufspolitisch agieren zu können.

Vertreterversammlung - Jede Stimme zählt
Wir wünschen uns deshalb für die Wahl zur XI. Vertreterversammlung der Architektenkammer NRW eine hohe Wahlbeteiligung. Bis zum 9. Dezember sind alle Mitglieder aufgerufen, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Im Interesse der nordrhein-westfälischen Architektenschaft und ihrer berufsständischen Selbstverwaltung bitte ich Sie: Nutzen Sie Ihr Wahlrecht, stärken Sie Ihre standespolitische Vertretung!

Zweifellos: Wir erleben eine fordernde Zeit. Die Aufnahme der Flüchtlinge ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die uns alle angeht! Die Schaffung und Gestaltung des dafür notwendigen baulichen Rahmens ist aber unser spezifisches Thema. Hier ist Niklas Maak zuzustimmen. Es ist jetzt die Stunde der Architektinnen und Architekten. Nehmen wir die Herausforderung an. Gemeinsam, mit Kompetenz und Kreativität!

Es grüßt Sie herzlich Ihr

Ernst Uhing
Präsident der Architektenkammer
Nordrhein-Westfalen

uhing@aknw.de

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