Vorstand: Architekten kämpfen um die HOAI

Nach der HOAI-Novelle ist vor der HOAI-Novelle. Und immer wieder geht es darum, die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure grundsätzlich zu sichern und im Sinne von Bauherren, Auftraggebern und Architekten weiter zu entwickeln. In seiner Sitzung Mitte August zeigte sich der Vorstand der Architektenkammer NRW erfreut über die große Zahl der Unterzeichner der Online-Resolution, welche die deutschen Architektenkammern unter www.change.org gestartet hatten. „Die Petition ist ein politisches Signal“, betonte der Präsident der Architektenkammer NRW, Ernst Uhing. „Je mehr Kolleginnen und Kollegen unterzeichnen, desto deutlicher ist das Signal auch in Brüssel wahrzunehmen.“

27. August 2015von Christof Rose

Zum Zeitpunkt der Vorstandssitzung wurde gerade die Grenze von 20 000 Unterzeichnern geknackt. Mit der Petition wird die Bundesregierung in ihrer Haltung unterstützt, die HOAI weiterhin gegen Angriffe aus Brüssel zu verteidigen. Die Kommission der Europäischen Union hatte ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland angekündigt. Die EU wirft Deutschland vor, den freien europäischen Markt durch verschiedene Zugangsbeschränkungen zu beeinträchtigen – insbesondere durch die Mindestsätze der  Honorarordnung für Architekten und Ingenieure. „Dieser Vorwurf ist schon in der Vergangenheit durch unabhängige Gutachter widerlegt worden“, erinnerte Präsident Uhing. „Die HOAI ist europarechtmäßig!“

Planen und Bauen in der Flüchtlingshilfe
Die Überforderung vieler Städte und Gemeinden in NRW in der Frage, wie mit der gegenwärtig hohen Zahl von Flüchtlingen und Asylbewerbern umgegangen werden kann, veranlasst die AKNW dazu, den fachlichen Diskurs zu intensivieren. „Wir müssen schnell Antworten finden auf die Frage, wie und wo Flüchtlinge sinnvoll untergebracht werden können - jenseits von Notunterkünften in Turnhallen oder Zelten“, erklärte Kammerpräsident Ernst Uhing.

Die Vorstandsmitglieder Gabriele Richter und Prof. Rolf Westerheide berichteten aus den Gesprächen, die sie als Teil einer Arbeitsgruppe mit Fachleuten verschiedener Disziplinen geführt hatten. Eine zentrale Erkenntnis sei, dass Flüchtlinge im Schnitt viele Monate oder Jahre in Deutschland blieben. Entsprechend müssten Wohnangebote angemessen und nachhaltig konzipiert werden. Der Vorstand beschloss, das drängende Thema weiter zu verfolgen und noch im Herbst 2015 eine Fachveranstaltung zum Planen und Bauen für Flüchtlinge im Haus der Architekten durchzuführen.

Novelle LBO: Volle Bauvorlage für Innenarchitekten erhalten!
Mit klaren Worten stellte sich der Vorstand hinter das Anliegen der nordrhein-westfälischen Innenarchitektinnen und Innenarchitekten, die Möglichkeit des Erwerbs der uneingeschränkten Bauvorlageberechtigung für die Fachrichtung auch in der künftigen Landesbauordnung zu erhalten. „Gerade in Zeiten, in denen das Bauen im Bestand zu einer vordringlichen Aufgabe unseres Berufsstandes geworden ist, gibt es überhaupt kein sinnvolles Argument, die uneingeschränkte Bauvorlageberechtigung für Innenarchitekten anzugreifen“, erklärte Kammerpräsident Uhing unter einhelliger Zustimmung des Vorstands. Martin Müller, Vertreter der Innenarchitekten im Kammervorstand, verwies auf die zahlreichen Innenarchitekturbüros im Lande, die ihr volles Bauvorlagerecht seit vielen Jahren erfolgreich nutzen. „Es ist im Sinne der Verbraucher und der Baukultur in diesem Land, dass die Kolleginnen und Kollegen ihr Know-how auch in Zukunft einbringen können.“

Kritisch sieht der Vorstand auch weiterhin die geplante Einführung eines neuen Sachverständigen für Barrierefreiheit. „Das Thema ist wichtig und muss differenziert in allen Bauprojekten betrachtet werden“, hob Ernst Uhing hervor. Allerdings warnte der Vorstand davor, ein Thema, das in großer Breite relevant ist, nur wenigen Spezialisten zuzuordnen. „Wir haben bereits Spezialisten für Barrierefreiheit – das sind die Architektinnen und Architekten“, betonte Uhing.

Hochschulstatistik: Rund 11 000 Studenten in NRW
Am 1. Juni 2015 waren 11 751 junge Männer und Frauen in den nordrhein-westfälischen Studiengängen der vier Architektur-Fachrichtungen eingeschrieben. 9100 von ihnen studierten Architektur (5238 Frauen und 3862 Männer). Der Architektenkammer ist es gelungen, Daten von IT-NRW zu erhalten, die Auskunft darüber geben, wie viele Studierende es aktuell gibt und wie die Absolventenzahlen liegen. Demnach erreichen gegenwärtig jedes Jahr knapp 2.000 Studierende aller vier Fachrichtungen einen Hochschulabschluss; aber nur gut die Hälfte von ihnen wäre mit diesem Abschluss „kammerfähig“.  

Der Vorstand beschloss, die Hochschul-Info-Kampagne „Von der Hochschule in den Beruf“ mit Nachdruck weiter zu führen, um Studentinnen und Studenten frühzeitig über die Eintragungsvoraussetzungen in die Architektenliste aufzuklären. „Es bleibt auch eine wichtige Aufgabe, in der Hochschulpolitik darauf zu drängen, dass eine ausreichende Zahl von Master-Studienplätzen angeboten werden, damit möglichst viele junge Leute einen qualifizierenden, mindestens achtsemestrigen Hochschulabschluss erreichen können“, bekräftigte Heinrich Pfeffer, der Vorsitzende  des Ausschusses Aus- und Fortbildung, die Haltung der Architektenkammer NRW.  

Unterzeichnen Sie bitte hier die Petition

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