Die Westfalenhalle Dortmund von Walter Höltje wird 50

Walter Höltje (1920-2000): Ein großer Wurf

In den Architekturgeschichten sucht man seinen Namen vergebens, und selbst in Dortmund ist Walter Höltje weitgehend unbekannt. Sein wichtigsten Werk aber kennt jeder und nicht nur in Dortmund: die Westfalenhalle, Fest- und Sporthalle und zum 60ten mal Austragungsort der Sechs-Tage-Rennen. Höltjes zweites prominentes Bauwerk, das Haus der Bibliotheken am Hansaplatz in Dortmund, wurde trotz heftiger Proteste 1996 gesprengt. Dortmund hat den Schatz seiner Nachkriegsarchitektur, die untrennbar mit Höltje verbunden ist, noch nicht gehoben.

01. April 2002von Gudrun Escher

Walter Höltje, 1920 in Bevern geboren, konnte sein Architekturstudium erst nach dem Krieg an der TH Braunschweig u.a. bei Johannes Goederitz abschließen. 1948 kam er direkt von der Uni an das Stadtplanungsamt Dortmund, wo er in der stark zerstörten Stadt die planerischen Voraussetzungen für den künftigen Wiederaufbau erarbeitete. Sein Leitbild war die gegliederte und aufgelockerte Stadt, wie sie Goederitz in der Taut'schen Tradition aus dem Magdeburg der Vorkriegszeit vermittelt hatte.

Höltjes Fähigkeit, effizient und mit neuen Ansätzen überzeugend zu arbeiten, brachte ihm noch 1948 den Auftrag ein, einen Vorentwurf für den Wiederaufbau der zerbombten Westfalenhalle zu liefern, und dies unter den Augen von Stadtbaurat Delfs, der die erste Halle 1925 mit gebaut hatte. Ein Wettbewerb 1950 bestätigte Höltjes Entwurf. Um ihn umzusetzen, ließ sich der Architekt beurlauben. Nach Jahren selbständiger Arbeit lehrte er an der FH Holzminden. 2000 verstarb er in Holzminden. 

Rational-elegante Konstruktion 
Die alte Westfalenhalle war berühmt für ihre innere, von vier großen Holzbindern überspannte Weite. Wie hier lieferte die Radrennbahn auch für die neue Halle das Grundmaß. Höltjes Entwurf spiegelt in einer rationalen Konstruktionsweise die innere Disposition auch im Außenbau. Der einfache zylindrische Körper ist über einem Arkadengeschoss voll verglast. Er spannt sich um einen Kranz von 20 Stahlträgern, die in einen mittleren Ovalring münden. Statt die Schubkräfte auf diesen Ring abzutragen, werden sie nach außen über Zuganker in das Betonfundament geleitet. Dies bot die Möglichkeit, unter dem Ovalring eine Arbeitsbühne anzubringen und die Glasfelder außen an dem Kranzgesims hängend zu montieren. Auch wenn neuerdings die Fundamentblöcke mit Stahlplatten zusätzlich beschwert werden mussten, hat sich die aus der Konstruktion resultierende, außen wie innen schlüssige architektonische Form bewährt. 1959 wählte Höltje für das Hängedach der Halle 4 ebenfalls ein System auf Zugspannung.  

Sanierung und Umbau 
Längst ist die Westfalenhalle unter Denkmalschutz gestellt. Dennoch gab es im Laufe der Jahre Veränderungen. Als erstes verschwand die Verglasung zwischen dem obersten Wandelgang und dem Halleninneren aus Gründen des Blendschutzes, dann ein Kranz aus Glasbausteinen im Dach wegen Undichtigkeiten und die Außenverglasung wurde hinter den Metallstegen durch passgenaue Isoliergläser ersetzt. Zur Zeit wird innen modernisiert, d.h. Stahlpaneele in der Ladenstraße, in den Aufgängen schicke neue Treppengeländer anstelle der weiß lackierten Stahlrohrrahmen mit roter Drahtgitterfüllung und helle Böden statt schwarzem Asphaltestrich. 

Der Haupteingang liegt jetzt im Osten zwischen Kongresszentrum und Haltestelle, aber der alte Nordeingang unter seinem freistehenden Betondach auf sechs betonierten Pilzpfeilern kündet immer noch von jener Ökonomie der Mittel, aus der die feingliedrige Eleganz der Architektursprache der fünfziger Jahre hervorging.  

Westfalenhalle in Dortmund auf baukunst-nrw

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