Jahrespressekonferenz der Architektenkammer NW

Architektenkammer schlägt Alarm: Arbeits- und Ausbildungsplätze in Architekturbüros gefährdet!

„Die anhaltende Rezession im Bausektor und falsche politische Weichenstellungen gefährden mehrere tausend Arbeits- und Ausbildungsplätze in deutschen Architekturbüros!“ Das erklärte der AKNW-Präsident Hartmut Miksch im Rahmen der Jahrespressekonferenz ...

25. November 2003von ros

„Die anhaltende Rezession im Bausektor und falsche politische Weichenstellungen gefährden mehrere tausend Arbeits- und Ausbildungsplätze in deutschen Architekturbüros!“ Das erklärte der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Hartmut Miksch, heute (25.11.03) im Rahmen der Jahrespressekonferenz der Kammer im „Haus der Architekten“ in Düsseldorf. Die etwa 9.600 Architekturbüros in Nordrhein-Westfalen hätten seit Jahren mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen. „Wenn jetzt die Eigenheimzulage gestrichen und über eine Abschaffung der Honorarordnung nachgedacht wird, kann das für viele Büros das endgültige Aus bedeuten“, warnte Miksch. Die Gesellschaft brauche aber kompetente Architekturbüros, um die anstehenden städtebaulichen Herausforderungen zu meistern: die notwendige Aufwertung der Innenstädte, den altersgerechten Umbau des Gebäudebestandes, die Nutzung brachgefallener Industrie-, Bahn- und Militärareale in den Städten.

Die nordrhein-westfälischen Architekturbüros bieten zurzeit rund 46.000 Menschen Arbeit und bilden rund 2.900 junge Leute aus. „Umfragen belegen, dass viele Büros am Rande des Existenzminimums wirtschaften müssen“, erläuterte Kammerpräsident Miksch. So habe sich die Auftragslage seit Mitte der 90er Jahre negativ entwickelt, selbst große Büros hätten in den vergangenen Monaten qualifizierte Mitarbeiter entlassen müssen. Miksch nannte Zahlen, die die harte wirtschaftliche Realität in vielen Architekturbüros - weit ab von allen Klischees des Porschefahrenden Künstlers - verdeutlichen:

  • 43 % der freischaffenden NRW-Architekten müssen gegenwärtig mit rückläufigen Umsätzen fertig werden.
  • Die Arbeitslosigkeit unter den nordrhein-westfälischen Architekten hat sich in den vergangenen vier Jahren verdoppelt: von rund 1.000 registrierten Arbeitssuchenden im Jahr 1999 auf heute knapp 2.000.
  • Die registrierten Insolvenzen von Architektur- und Ingenieurbüros in NRW stiegen von 76 im ersten Halbjahr 2001 auf 142 im ersten Halbjahr 2003 an.

„In dieser Situation sollte die Politik alles tun, um die Rahmenbedingungen für die klein- und mittelständischen Architekturbüros in Deutschland zu verbessern“, forderte Miksch. Gegenwärtig sei leider das Gegenteil der Fall: Die Zukunft der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) ist weiter ungewiss. Bundeswirtschaftsminister Clement ist zwar von einer völligen Abschaffung der Honorarordnung abgerückt, strebt nun aber offenbar eine indirekte Abschaffung an, indem der Geltungsbereich der HOAI stark reduziert werden soll. „Die Aufhebung der Honorarordnung würde zu einem massiven Verdrängungswettbewerb führen“, so Miksch. Die Arbeit der Architekten präge aber unsere gebaute Umwelt und dürfe nicht rein merkantilen Gesichtspunkten unterworfen werden. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen plädiere schon seit langem für eine Reform der Honorarordnung, mit dem Ziel, die HOAI transparenter und für den Verbraucher verständlicher zu machen.Auch die geplante Abschaffung der Eigenheimzulage führe in die falsche Richtung: Die Förderung des Wohneigentums ist nach Auffassung der Architektenkammer gerade vor dem Hintergrund der Rentendebatte und der demografischen Entwicklung richtig und wichtig. Allerdings sei eine zielgenaue Zuteilung der Mittel vonnöten: „Wir müssen das nachhaltige Bauen in den Kernbereichen der Städte stärker fördern“, riet Miksch. Ein richtiger Weg sei auch, innovative Bauprojekte zu unterstützten, um neue Konzepte für urbane Wohnformen vorantreiben zu können.Drei von vier Architekturbüros in Nordrhein-Westfalen sind kleine Einheiten mit weniger als sechs Mitarbeitern. „Es ist wichtig, Konzentrationsprozesse in diesem Bereich zu vermeiden“, erläuterte der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. „Bauen findet nun einmal regional statt, das Planen und Bauen hat mit lokaler und regionaler Identität zu tun.“ Deshalb sei die Kompetenz und Erfahrung für die anstehenden Aufgaben des Stadtumbaus und der Modernisierung des Gebäudebestandes unverzichtbar, so Miksch: „Architektinnen und Architekten arbeiten nicht nur für ihre Bauherren, sondern gestalten immer auch den öffentlichen Raum!“

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