Diskussion im Rahmen der Ausstellung „RheinRuhrCity“

Diskussion im Rahmen der Ausstellung „RheinRuhrCity“ Vom Stadttor Düsseldorf bis zur Zeche Zollverein in Essen: Architektur stiftet Identität!

Der Kölner Dom, die Düsseldorfer Rheinpromenade, der RWE-Tower in Essen – es gibt Bauwerke, die für viele Menschen in Nordrhein-Westfalen Heimat und Identität repräsentieren. Nach Einschätzung der nordrhein-westfälischen Architektenschaft kann Architektur gerade in Zeiten der Globalisierung den Menschen eine Orientierung bieten, Identität und Bindung vermitteln. Das ergab eine Umfrage unter den 29.000 Architektinnen und Architekten in NRW, die von der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen heute (05.02.03) bei der Diskussionsveranstaltung „Architektur und Identität“ im Rahmen der Ausstellung „RheinRuhrCity“ in Düsseldorf vorgestellt wurde.

05. Februar 2003

„Bauwerke sind mehr als Behausungen. Bauwerke sind unverzichtbarer Bestandteil der jeweiligen Identität.“ Mit dieser Feststellung führte der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Hartmut Miksch, in die Diskussion „Architektur und Identität“ ein. Miksch konnte seine Behauptung anhand einer Umfrage belegen, die die Kammer kürzlich unter ihren Mitgliedern durchgeführt hat. Demnach spielt die Berücksichtung spezifisch regionaler Gegebenheiten, Werkstoffe oder Traditionen für zwei Drittel der befragten Architekten in ihrer täglichen Arbeit eine wichtige Rolle. 90 Prozent der Befragungs-Teilnehmer waren der Ansicht, dass regionale Architektur gepflegt werden müsse, um die Vielfalt der Architektur auch in einer globalen Welt zu ermöglichen. Dabei zeigten sich ebenso viele Kammer-Mitglieder davon überzeugt, dass regionale Architektur beides kann: Bewährtes erhalten und zugleich Neues integrieren.

Die Diskussion im Düsseldorfer NRW-Forum mit über 300 Teilnehmern war ein Beitrag der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen zur Ausstellung „RheinRuhrCity“, die federführend durch den niederländischen Architekten und Stadtplaner Winy Maas vom Büro MVRDV aus Rotterdam konzipiert worden war. Winy Maas verwies in der Debatte auf die steigende Aufmerksamkeit, die den Regionen in Europa heute wieder geschenkt wird. Es gelte, das global verfügbare Knowhow zu nutzen, um regionale Probleme und Aufgaben zukunftsorientiert zu lösen. Auch der renommierte Darmstädter Architekt Professor Max Bächer verwies in der Diskussion im Düsseldorfer NRW-Forum darauf, dass die Berücksichtigung regionaler Besonderheiten nicht dem Anspruch auf Weiterentwicklung widerspreche, sondern gerade Innovation ermögliche. „Wir gewinnen viel durch den internationalen Austausch, aber wir müssen darauf achten, dass dieser globale Wissenstransfer nicht zu einer Beliebigkeit und Uniformität in der Architektur führt.“ Identität könne man nicht planen, wohl aber die baulichen Rahmenbedingungen gestalten, die den Menschen ein unverwechselbares, regional und auf den Ort zugeschnittenes Angebot schafften, so Bächer.

In der Erhebung der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen gaben die meisten Befragten als Grund für den Wunsch nach Regionalität in der Architektur an, es gehe darum, Mentalität und Vielfalt wider zu spiegeln sowie das architektonische und städtebauliche Umfeld angemessen zu berücksichtigen. Auch die Herausforderung, Tradition und Moderne zu kombinieren, ist für viele ein ausschlaggebender Faktor. Nach der Erfahrung der befragten Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner hat regionale Architektur einen eher geringen Stellenwert, wenn die Prägung des architektonischen Umfelds fehlt (z.B. Gewerbegebiete), wenn externe Faktoren wie gesetzliche Rahmenbedingungen oder eine reine Kostenorientierung die dominierende Rolle spielen - oder ganz einfach, wenn der Auftraggeber es nicht wünscht.

Als typische Beispiele regionaler Architektur für den Ballungsraum Ruhr bewerteten die befragten Kammer-Mitglieder insbesondere Bergarbeitersiedlungen (44%), Industriearchitektur allgemein (26%) und konkret die Zeche Zollverein in Essen (21%); aber auch Einkaufs- und Vergnügungsparks wurden von 8 % der Befragten als für das Ruhrgebiet typische Bauten benannt. Den Ballungsraum Rhein machen laut Umfrage hingegen in relativ gleichen Teilen die Rheinuferpromenaden (15 %) und die Brückenbauwerke, der Kölner Dom (13%), Verwaltungs- und Bürogebäude (13 %), Museen (11 %) und der Düsseldorfer Medienhafen (11 %) aus.

Die Umfrage wurde im Auftrag der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen durch den Sozialwissenschaftler Prof. Christoph Hommmerich (Forschung für die Praxis, Bergisch Gladbach) durchgeführt.


Eine Zusammenfassung der Untersuchung senden wir Ihnen auf Anfrage gerne zu!

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