04. Architekturquartett NRW: Neue Kultur-Schätze im Revier
„Die vielen Museen und Kulturbauten es Ruhrgebiets sind ein wahnsinniger Schatz, auf den man zu recht stolz sein kann!“ Uwe R. Brückner, Architekt aus Stuttgart mit Professuren in Basel und Shanghai, lobte auf dem 04. Architekturquartett NRW der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen die „kulturelle Dichte“ in Deutschland und Europa im internationalen Vergleich. Im Detail ließen aber viele der neuen Museumsbauten doch zu wünschen übrig, setzte der Architekt, der mit seinem Atelier Brückner vor allem Ausstellungsarchitekturen gestaltet, sogleich nach. Es ging lebhaft zu auf dem 04. Architekturquartett, das die AKNW erstmal nicht in Düsseldorf, sondern in Essen durchführte. „Kultur!“ lautete der Titel der Diskussion, an der sich neben Prof. Brückner auch Dr. Hanno Rauterberg, Architekturkritiker der ZEIT, Werner Lippert, Manager des NRW-Forum für Kultur und Wirtschaft sowie Prof. Kunibert Wachten (RWTH Aachen) beteiligten.
Anlass für den Ortswechsel war natürlich die Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010. Rund 400 Interessierte strömten in den RWE-Pavillon in der Essener Philharmonie, um sich über drei wichtige neue Kulturbauten im Revier zu informieren und der oft kontroversen Diskussion zu folgen.
Die von Kunibert Wachten geleitete Diskussion befasste sich zunächst mit einem Bauwerk, das noch sechs Monate bis zu seiner Fertigstellung benötigen wird: das „Dortmunder U“. Der Umbau des gewaltigen Turm der früheren Union-Brauerei mitten in der Dortmunder City zu einem der Kreativquartiere der Kulturhauptstadt durch Gerber Architekten (Dortmund) stieß bei den Diskutanten auf erwartungsvolles Interesse. „Der Ansatz ist spannend und ambitioniert für eine Stadt wie Dortmund“, urteilte Hanno Rauterberg. „Für Kreative darf es allerdings nicht zu glatt werden.“ Werner Lippert interpretierte das Konzept des U-Turm als „Laboratorium“, das durch die Belegung durch das Museum am Ostwall, Film- und Medieninstituten der Universität Dortmund sowie weitere Kreative viele „Transfer-Chancen“ biete. Auch das zweite Bauwerk, der Erweiterungsbau für Sonderausstellungen des Deutschen Bergbaumuseums in Bochum, fand bei Werner Lippert eine positive Resonanz. „Ich glaube, dass die sehr stark lokal geprägte Metaphorik des Schwarzen Diamanten bei den Menschen einen starken Eindruck hinterlassen wird.“ Hanno Rauterberg hingegen empfand den Neubau von Benthem Crouwel Architekten (Aachen), der wie ein großes Stück Kohle gestaltet ist, als „groben Klotz“, der die Harmonie des Altbaus störe. Uwe Brückner kritisierte vor allem die neuen Ausstellungsräume, die zu hallig geraten seien und viele praktische Probleme für die Ausstellungsnutzung stellen würden. Kunibert Wachten hingegen bescheinigte dem mit 1.400 Quadratmetern Nutzfläche kleinsten Bauwerk des Abends eine „heitere Note. Ich durchlaufe den Neubau sehr gerne.“ Allerdings erscheine ihm die metaphorische Sprache etwas zu stark.
Einer Meinung zeigte sich das Quartett beim dritten Bauwerk, das zur Diskussion gestellt wurde. „Der Neubau für das Museum Folkwang ist ein Bauwerk, das konzeptionell nachhaltig ist“, befand Hanno Rauterberg. Uwe Brückner lobte den „supermodernen“ Ansatz von Chipperfield Architects, eine mit 1.400 Quadratmetern sehr große, stützenfreie Halle für Wechselausstellungen geschaffen zu haben. „Heute kommen 90 Prozent der Museumsbesucher wegen aktueller Wechselausstellungen ins Museum - der Ansatz ist also auf der Höhe der Zeit.“ Auch Werner Lippert gefiel der Neubau; er plädierte allerdings für mehr Gelassenheit in der Diskussion. „Museen müssen sich à la longue über ihre Inhalte definieren.“
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