Das „Baukosteninformationszentrum“ ist seit zehn Jahre als Dienstleistungseinrichtung der Architektenkammern tätig

10 Jahre BKI - Kompetenz für Kostenplanung

In fast allen Architekturbüros gehören sie zum täglichen Handwerkszeug, in den meisten Hochschulen werden sie als Lehrmaterial geschätzt und in den Regalen aller Fachbuchhandlungen trifft man sie an: Die Rede ist von den blauen, grauen und weißen Büchern des Baukosteninformationszentrums Deutscher Architektenkammern (BKI), das seit zehn Jahren Fachinformationen zur Planungs- und Bauökonomie für die Praxis herausgibt. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen ist Mitinitiator und einer der Hauptträger des BKI.

17. Oktober 2006von Hans-Ulrich Ruf

Seit 1996 hat sich das BKI zu der zentralen Service-Stelle in allen Fragen des wirtschaftlichen Planens und Bauens für die Architekten in Deutschland entwickelt. Es unterstützt mit seiner Baukostendatenbank, seinen Fachbüchern und seinen EDV-Programmen die Architektenschaft und alle Baubeteiligten bei einer qualifizierten Baukostenermittlung. Neben den Architekten, die selbstverständlich die Hauptadressaten der BKI-Angebote sind, gehören auch andere Berufsgruppen, Bauverwaltungen, Finanzierungsinstitute zu den Kunden - und dies nicht nur in Deutschland, sondern auch im benachbarten europäischen Ausland.

Das BKI hat sich eine marktführende Stellung erarbeitet. Aus fachlicher Sicht kann man feststellen: Das BKI hat die Entwicklung der Planungs- und Bauökonomie in Deutschland entscheidend geprägt. Diese Leistung ist in Fachkreisen unbestritten. Erfreulich ist es aus Sicht der Kammern als Gesellschafter des BKI, dass sich zum fachlichen auch der wirtschaftliche Erfolg gesellt.  

Mehr Kostenkompetenz gefragt

Was war vor zehn Jahren der Anlass, ein Baukosteninformationszentrum einzurichten? In den letzten 30 Jahren hat sich das Berufsbild des Architekten stark verändert - in technischer, ökologischer, rechtlicher, wirtschaftlicher und organisatorischer Hinsicht. Auch wenn die wirtschaftliche Planung schon immer zum Aufgabenspektrum des Architekten gehörte, sind die Anforderungen nach Wirtschaftlichkeit, Kostensicherheit und Termintreue gestiegen. Doch diese zunehmende Komplexität des Planens und Bauens hat viele Berufsangehörige das Heil darin suchen lassen, sich auf weniger Berufsinhalte zu konzentrieren und sich eher auf die gestaltende und technische Planung zurückzuziehen - die Bereiche, die auch in der Architektenausbildung den Schwerpunkt bildeten. Die wirtschaftlichen Aufgaben beim Bauen sind dann Anderen überlassen worden.

Die Architektenkammern erkannten die Gefahren, die in diesen Tendenzen zur Spezialisierung liegen: Allzu leicht können Andere am Markt in die Lücke springen und ihr Leistungsangebot in vormals von Architekten wahrgenommenen Aufgabenbereichen ausweiten. Die Folge solcher Veränderungen war, dass sich die Nachfrage nach Architektenleistungen rückläufig darstellte.  

Initiative der Architektenkammern: Baukosteninformationszentrum

Dieser Entwicklung versuchten die Architektenkammern gegenzusteuern und die Zuständigkeit der Architekten für das wirtschaftliche Planen und Bauen und für Managementaufgaben zu betonen. Gleichzeitig wurde versucht, Schwachstellen zu beseitigen, das heißt auf die Architektenausbildung hinsichtlich einer stärkeren Praxisorientierung Einfluss zu nehmen und eine ständige Fortbildung in Fragen der Bauökonomie, der Organisation und des Managements zu installieren. Einen wesentlichen Beitrag dazu, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Architekten auf dem Gebiet des wirtschaftlichen Planens und Bauens, insbesondere der Kostenplanung, zu fördern, leisteten die 16 Deutschen Architektenkammern schließlich mit der Gründung des BKI im Jahr 1996.

Die Architektenkammer Baden-Württemberg und die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen hatten bereits seit vielen Jahren Baukostenberatungs- und Informationsdienste unterhalten. Berufspolitische, fachliche, betriebswirtschaftliche und organisatorische Gründe sprachen maßgeblich dafür, diese bestehenden Dienste in eine bundesweit tätige Gemeinschaftseinrichtung aller Architektenkammern zu überführen. Die neue Gesellschaft mit Sitz in Stuttgart wurde – wie es der Gesellschaftervertrag formuliert - mit der Aufgabe auf den Weg gebracht, „Fachinformationen zur Förderung der Leistungsfähigkeit der Architektenschaft in Deutschland auf dem Gebiet des wirtschaftlichen Planens und Bauens, insbesondere der Kostenplanung, zu erarbeiten und bereit zu stellen“. Durch das BKI sollen insbesondere diejenigen Architekten unterstützt werden, die aufgrund der Bürogröße überfordert wären, allein Erfahrungswerte für die vielfältigen Bauaufgaben zu erarbeiten.

Seit Gründung des BKI werden die angebotenen Dienstleistungen von Jahr zu Jahr stärker in Anspruch genommen, was sich merklich positiv auf das Leistungsangebot des Berufsstandes auswirkt. Architekten vermitteln zunehmend stärker als früher nach Außen, dass sie Kosten eines Gebäudes zutreffend vorausberechnen, Kosten- und Terminziele einhalten und Bauprojekte organisatorisch sicher bewältigen können.

 BKI-Angebot: Qualifizierte Daten

Kernstück der BKI-Leistungen ist die Baukostendatenbank, die derzeit bundesweit über 1.400 Objekte - Neubauten, Altbauten, energiesparendes Bauen und Freianlagen - umfasst. Die Datenbank enthält ausführliche Planungs- und Kostendaten fertiggestellter und abgerechneter Objekte. Beim Aufbau der Datenbank wurde besonderer Wert darauf gelegt, eine ausgewogene regionale Verteilung der Daten sicherzustellen. An der Baukostendatenbank wird von der Fachwelt besonders die Neutralität der Informationen, die Qualität der ausgewerteten Daten und nicht zuletzt die Transparenz geschätzt. Bei den BKI-Daten ist es möglich, den Zusammen-hang zwischen statistisch ausgewerteten Kennwerten und den dieser Auswertung zu Grunde liegenden Objektdaten nachzuweisen. Dies ist bei anderen Informationssystemen in dieser Form nicht möglich.

Die Fachbuchreihe „BKI-Baukosten“, die jährlich in aktueller Fassung erscheint, besteht aus drei Bänden. Teil 1 enthält statistische Kostenkennwerte für 70 Gebäudearten, Teil 2 dokumentiert Kostenkennwerte für Bauelemente und Teil 3 schließlich Kostenkennwerte für Positionen. Damit steht dem Anwender eine umfassende Datensammlung für alle Stufen der Kostenermittlung zur Verfügung.

Die Fachbuchreihe „BKI-Objekte“ dokumentiert die jedes Jahr neu hinzu kommenden Objekte der Datenbank. Objektkosten sind eine sinnvolle Ergänzung für die Kostenkennwerte der Datensammlung „BKI-Baukosten“. Sie helfen, Kostenermittlungen im Vergleich mit konkreten anderen Objekten aufzustellen bzw. zu überprüfen.

Das EDV-Programm „BKI-Kostenplaner“ liegt mittlerweile in der achten Version vor. Es wurde ständig hinsichtlich des Dateiinhalts aktualisiert und auch in seiner Funktionalität weiter entwickelt. Das Programm enthält alle Daten des BKI - sowohl die Daten einzelner Objekte als auch die statistisch ausgewerteten Kennwerte aus der Reihe „BKI-Baukosten“. Diese Software ermöglicht dem Anwender, unter Verwendung dieser und auch eigener Daten alle Stufen der Kostenermittlung nach DIN 276 aufzustellen.

Die Neutralität und die Qualität der BKI-Daten wird auch bei den offiziellen Stellen des Bauwesens anerkannt. So wurde das BKI vom Statistischen Bundesamt beauftragt, auf der Basis seiner Baukostendatenbank die Wägungsschemata der Baupreisstatistik zu überprüfen. In einem Forschungsauftrag des Bundesbauministeriums wurde ein Verfahren für regionale Baupreisindizes entwickelt, auf dessen Grundlage das BKI jährlich aktuelle Regionalfaktoren für die regionalen Kostenunterschiede ermittelt. Das Bundesbauministerium beauftragte das BKI, aktuelle Gebäudesachwerte für die Verkehrswertermittlung zu erarbeiten. Grundlage hierfür ist auch die Baukostendatenbank, mit deren Hilfe die Normherstellungskosten, die bei der Sachwertermittlung angewendet werden, überarbeitet werden.

Das Fachinformationsangebot erstreckt sich auch auf andere Planungsbereiche: In Anbetracht der neuen Energieeinsparungsverordnung und dem geplanten Energieausweis trifft das EDV-Programm „BKI-Energieplaner“ auf großes Interesse der Fachleute. 

Weitere Entwicklung, neue Aufgaben

Selbstverständlich gehört es zum Kern der BKI-Aufgaben, die eingeführten Produkte zu aktualisieren und weiter zu entwickeln. Das bedeutet, dass ständig neue Objektdaten erhoben und ausgewertet werden müssen, um die Baukostendatenbank entsprechend der technischen und wirtschaftlichen Entwicklung auf dem laufenden zu halten.

Während bisher die Investitionskosten von Baumaßnahmen im Vordergrund standen, werden künftig auch die Nutzungskosten von Gebäuden vom BKI bearbeitet. In der neuen Nutzungskostendatenbank sollen Instandhaltungs- und Instandsetzungskosten sowie Betriebskosten dokumentiert werden, um Grundlagen für Lebenszyklusbetrachtungen und die Berechnung der Gesamtwirtschaftlichkeit von Bauinvestitionen zu schaffen. Ein weiterer Schwerpunkt wird es sein, Aufwandswerk für Planungsleistungen und betriebwirtschaftliche Kennwerte für das Architekturbüro zu erarbeiten. Auch künftig werden alle Produkte und Dienstleistungen des BKI an dem Ziel ausgerichtet sein, die Leistungsfähigkeit der Architekten beim wirtschaftlichen Planen und Bauen zu stärken. 

Hans-Ulrich Ruf, Dipl.-Ing. Architekt und Hauptgeschäftsführer der AKNW, ist Vorsitzender des BKI-Beirats      

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