100 Klimaschutzsiedlungen für NRW

Nordrhein-Westfalen geht beim Klimaschutz voran: In Minden wird die 100. Klimaschutzsiedlung des Landes mit rund 100 Mietwohnungen, mehreren Gemeinschaftsräumen sowie einer Kindertagesstätte entstehen. Drei weitere Projekte in Dortmund, Warendorf und Wuppertal erhielten in der jüngsten Kommissionssitzung ebenfalls den Status „Klimaschutzsiedlung NRW“. Damit ist die Zielmarke von 100 Wohnquartieren, die in besonderer Weise dem Ziel des nachhaltigen Bauens verpflichtet sind, erreicht.

16. April 2021von Energieagentur.NRW/Christof Rose

„Klimaschutzsiedlungen sind wichtige Vorreiter für klimagerechtes und zukunftsweisendes Wohnen: Von den 100 Projekten profitieren nicht nur die Bewohner vor Ort, sie dienen auch als wichtiges Vorbild für viele weitere Projekte, die in den kommenden Jahren in Nordrhein-Westfalen entstehen sollen“, erklärte der nordrhein-westfälische Energie- und Innovationsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart anlässlich der Vorstellung des Mindener Projektes im Dezember 2020 in Düsseldorf. Nordrhein-Westfalen sehe sich im Hinblick auf die Klimaschutzziele in einer besonderen Verantwortung und strebe ein starkes Wachstum bei Erneuerbaren Energien an. „Ich bin stolz darauf, dass wir in Nordrhein-Westfalen jetzt mit der 100. Klimaschutzsiedlung einen Meilenstein gesetzt haben“, betonte Pinkwart. „Es gilt jetzt, Klimaschutzmaßnahmen im Gebäudebereich breit auszurollen".

Passivhäuser aus nachhaltigen Baustoffen

Die Häuser der 100. Klimaschutzsiedlung in Minden werden im Passivhausstandard mit Lüftungsanlage gebaut. Alle Gebäude sollen – soweit möglich – mit nachhaltigen oder recycelten Baustoffen errichtet werden. Um die CO₂-Bilanz weiter zu verbessern, sind Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 600 kWp geplant.
Das Projekt „100 Klimaschutzsiedlungen“ wurde 2009 ins Leben gerufen. Ziel des vom Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen mit der EnergieAgentur.NRW umgesetzten Projektes ist es, die wärmebedingten CO₂-Emissionen in Wohnsiedlungen und somit auch die Energiekosten konsequent zu reduzieren. Damit eine Siedlung den Titel „Klimaschutzsiedlung“ erwerben kann, müssen die Planer ein innovatives Energiekonzept entwickeln. Über das Förderprogramm „progres.nrw – Markteinführung“ des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums werden die Projekte gefördert. Zusätzlich zum innovativen Energiekonzept zeichnen sich die Siedlungen durch besondere städtebauliche, architektonische und soziale Qualitäten aus. Um langfristig einen hochwertigen Wohn- und Lebensraum zu bieten, werden daher im Rahmen des Projekts auch Anforderungen an das gesamte Gestaltungskonzept gestellt. So wird umweltverträgliches Bauen als wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung vorangebracht.
Die Bandbreite der Siedlungen umfasst sowohl Neubauten als auch Sanierungsmaßnahmen. Darunter sind Baugebiete mit einzelnen Baufamilien, aber auch Baumaßnahmen im Rahmen des geförderten Wohnungsbaus, Eigentumswohnungen, Altenwohnheime und Baugruppenprojekte. Die realisierten Energieversorgungsvarianten reichen beispielsweise von Holzpelletheizungen über Wärmepumpen bis zu Eisspeichern.

Projektbeginn 1997 als „Solarsiedlungen“

Bereits im Jahr 1997 hat das Land Nordrhein-Westfalen den landesweiten Aufruf „Mit der Sonne bauen – 50 Solarsiedlungen in Nordrhein-Westfalen“ veröffentlicht und damit ein innovatives Projekt zur intensiven Nutzung der Solarenergie angestoßen. Als Nachfolgeprojekt wurde 2009 in Zusammenarbeit zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und der EnergieAgentur.NRW das Projekt „100 Klimaschutzsiedlungen in Nordrhein-Westfalen“ entwickelt, das die Reduzierung des Energieverbrauchs und der CO₂-Emissionen von Wohngebäuden in den Mittelpunkt stellt. Erstmals wurden damit die CO₂-Emissionen als Bewertungsmaßstab zur Unterstützung der Energiewende im Gebäudebereich herangezogen. Nordrhein-Westfalen unterstützt so als Vorreiter im energieeffizienten Siedlungsbau die Klimaschutzziele Deutschlands, die 55 Prozent Treibhausgaseinsparung bis 2030 gegenüber 1990 und Klimaneutralität bis 2050 vorsehen.

Seit 2009: Klimaschutzsiedlungen mit hoher Qualität

Im Rahmen des Förderprogramms „Klimaschutzsiedlungen“ können prinzipiell alle Technologien, die zur CO₂-Einsparung geeignet sind, eingesetzt werden. Planer und Investoren haben dadurch die Freiheit, aus einer großen Bandbreite innovativer Gebäudestandards und Versorgungsvarianten auszuwählen.
Auch wenn der Schwerpunkt des Projektes bei der Vermeidung von CO₂-Emissionen liegt, sollen sich diese Siedlungen über das innovative Energiekonzept hinaus auch durch besondere städtebauliche, architektonische und soziale Qualitäten auszeichnen. Um langfristig einen hochwertigen Wohn- und Lebensraum zu bieten, werden daher Anforderungen an das gesamte Gestaltungskonzept gestellt. So wird umweltverträgliches Bauen als wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung gefördert.

Anforderungen/Förderung

Um einen niedrigen Energiebedarf sicherzustellen, werden Mindeststandards für die Dämmung der Gebäudehülle gefordert, die über die gesetzlichen Anforderungen der Energieeinsparverordnung (seit 1.11.2020 Gebäudeenergiegesetz) hinausgehen.
Die Grenze für die maximalen wärmebedingten CO₂-Emissionen liegt beim Neubau bei 9 kg CO₂ pro Quadratmeter und Jahr und damit etwa 50 Prozent unter dem Wert, der sich für ein typisches Einfamilienhaus entsprechend den gesetzlichen Vorgaben ergibt. Die Werte für Bestandsbauten richten sich nach der gegebenen Kompaktheit (dem A/V-Verhältnis) und liegen zwischen 12 und 15 kg CO₂ pro Quadratmeter und Jahr. In den Berechnungen werden Emissionen durch Heizung, Warmwasserbereitung und Hilfsenergie berücksichtigt. In einem eigens erstellten Planungsleitfaden werden diese Anforderungen und weitere Empfehlungen für die Klimaschutzsiedlungen dargestellt, die neben energetischen Aspekten auch auf die Architektur und den Städtebau eingehen.

Ziel: Wohnraum für bis zu 25 000 Menschen

Von den 100 Klimaschutzsiedlungen in Nordrhein-Westfalen sind bereits 53 fertiggestellt. 10 000 Menschen leben heute dort. Pro Wohnung werden dort durchschnittlich – im Vergleich zu üblichen Bauweisen – 1,3 Tonnen Treibhausgasemissionen eingespart. An 25 weiteren Klimaschutzsiedlungen wird derzeit noch gebaut, weitere Siedlungen befinden sich in der Planungsphase. Nach Fertigstellung aller 100 Projekte werden rund 25 000 Menschen in einer NRW-Klimaschutzsiedlung leben.

Projektkoordination: EA.NRW

Die EnergieAgentur.NRW koordiniert das Projekt der 100 Klimaschutzsiedlungen im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie Nordrhein-Westfalen und begleitet die Projektpartner von der Planung bis zur Realisierung. Um die angestrebten Qualitäten zu sichern, werden die Projektvorschläge von einer interdisziplinär zusammengesetzten Auswahlkommission mit Experten aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Energie beurteilt; der Status „Klimaschutzsiedlung NRW“ wird nach der Prüfung erteilt.

Die bisher fertiggestellten 53 Klimaschutzsiedlungen werden in einer neuen Broschüre im Detail vorgestellt, die hier zum Download bereitsteht.  

 

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