5. Rheinischer Denkmalpflegetag: „Über Hecke und Zaun hinweg...“
Historische Siedlungsarchitektur stand im Mittelpunkt des fünften Rheinischen Tages für Denkmalpflege, zu dem der Landschaftsverband Rheinland gemeinsam mit der Stadt Duisburg und der Architektenkammer NRW in das Lehmbruck-Museum eingeladen hatte. Unter dem Motto „Über Hecke und Zaun hinweg…“ diskutierten am 7. Juni rund 120 Denkmalpfleger, Architekten und Stadtplaner den Wert und die Bedeutung historischer Siedlungsarchitektur und beleuchteten Fragestellungen zum Umgang mit dieser Denkmalgattung und ihrer öffentlichen Akzeptanz.
Der Veranstaltungsort im Ruhrgebiet war sorgfältig gewählt: Wie Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link in seiner Begrüßung betonte, stehen in der Stadt Duisburg 22 der historischen Siedlungen unter Denkmalschutz. „Ziel der Städte muss es sein, nicht nur die historische, sondern auch die architektonische, stadträumliche und soziale Relevanz dieser Siedlungen zu erkennen, dauerhaft zu erhalten und stellenweise neu zu bewerten“, so Link.
Diese Einschätzung wurde vom Fachpublikum aufgenommen und auch in den weiteren Fachbeiträgen thematisiert: Wohnungswirtschaftliche Entwicklungen und Privatisierungsprozesse, denen sich auch historische Siedlungen stellen müssten, aber auch gehobene Ansprüche und zunehmende Individualisierung stellten die Denkmalpflege vor anspruchsvolle Herausforderungen bei der Durchsetzung denkmalpflegerischer Konzepte. „Erfolgreiche Denkmalpflege gelingt nur mit den Eigentümern“, formulierte Dr. Claudia Euskirchen (Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln), die in ihrem Vortrag Strategien im Umgang mit historischen Siedlungen vorstellte. Dies sei nicht immer einfach; insbesondere die Betreuung großer Eigentümergemeinschaften erfordere einen zeitintensiven Austausch mittels neuer und sehr breiter Vermittlungskonzepte – und eine beidseitige Anpassungsfähigkeit.
„Dabei kann es nicht nur Aufgabe der Denkmalpflege sein, sich mit historischer Siedlungssubstanz auseinanderzusetzen“, fasste Landeskonservatorin Dr. Andrea Pufke (LVR) zusammen. Die Durchsetzung denkmalpflegerischer Belange sah sie vor allem im Verantwortungsbereich der Politik und der Kommunen, denn „Denkmalschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“.
Auch Michael Arns, Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, nahm die Politik in die Verantwortung und richtete sich in seiner Rede mit einer politischen Forderung an die neue Landesregierung: Nicht die aktuelle Form von Darlehen, sondern echte finanzielle Zuschüsse seien für viele (vor allem private) Eigentümer das angemessene Förderangebot. Nur über attraktive Fördermaßnahmen könne die notwendige Sanierung und der Erhalt historischer Substanz angeregt werden. „Denkmalgeschützte Siedlungen sind Heimat und Orte der Identifikation für Menschen. In einem guten Sinne gibt uns die Denkmalpflege immer wieder Hinweise, was des Erinnerns würdig und wert ist“, führte Arns aus. Das Verständnis für die Relevanz von Siedlungs- und Baukultur und Denkmalschutz könne nur durch breite Aufklärung und intensive Information, insbesondere für Eigentümer und Nutzer historischer Bauwerke und Siedlungen, geweckt werden. Denn, so Michael Arns: „Eine Gesellschaft, die ihre Denkmäler vernachlässigt, verliert ihr Gedächtnis.“
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