Neugestaltung des Areals Königsallee/Hofgarten in Düsseldorf: Bürger- und Expertendiskussion

AKNW fordert Wettbewerb für Kö-Bogen

Die Düsseldorfer Kö mit dem Übergang zur historischen Parkanlage Hofgarten gilt für manche als „einer der schönsten Boulevards in Europa“ - so zumindest das Urteil von Prof. Udo Mainzer, Landeskonservator des Landschaftsverbands Rheinland. Mainzer referierte gemeinsam mit der Landschaftsarchitektin Christine Wolf und dem Verkehrsexperten Prof. Heiner Monheim von der Universität Trier im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung im Haus der Architekten zum Thema „Kö-Bogen: Machen Sie sich ein Bild!“

10. August 2007von Christof Rose

Hintergrund der Veranstaltung ist eine seit dem Jahr 2004 laufende Diskussion in der Landeshauptstadt um die Weiterentwicklung eines städtebaulich zentralen und historisch sehr wertvollen Areals im Herzen Düsseldorfs, dem sogenannten Kö-Bogen. Der Bereich umfasst das nördliche Ende der Königsallee, den Übergang in die öffentliche Parkanlage Hofgarten, den Jan-Wellem-Platz sowie Teile der Berliner Allee und das Areal Gustaf-Gründgens-Platz mit dem Dreischeibenhaus und dem Schauspielhaus.

Die Stadt Düsseldorf strebt für diesen Bereich eine Bebauung an, die in weiten Teilen der Fachwelt und der Bürgerschaft auf Kritik und zum Teil heftige Ablehnung stößt. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen hat frühzeitig gefordert, für dieses wertvolle und historisch aufgeladene Gebiet einen städtebaulichen Wettbewerb durchzuführen. Die Stadt hat dagegen bereits Vereinbarungen mit Investoren getroffen.

Verschiedene Institutionen und Interessensgruppen haben sich in diesem Jahr in Düsseldorf zum „Forum Kö-Bogen“ zusammengeschlossen, um öffentlich für eine angemessene und transparente Planung für den Kö-Bogen zu werben und um die Bürgerinnen und Bürger in diesem Zusammenhang über Aspekte der Architektur und der Stadtplanung zu informieren - unter ihnen auch die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen.Großes Interesse der Bürgerschaft

Dass der Kö-Bogen für die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer nicht nur aus städtebaulicher Sicht, sondern auch emotional ein bedeutsamer Bereich ist, zeigte die große Resonanz auf die Einladung zu der Diskussion ins Haus der Architekten am 9. August: Mit über 270 Teilnehmern war der Veranstaltungsraum und die Galerie in der Architektenkammer mehr als gut gefüllt.Als Gastgeber und Mitstreiter im Forum Kö-Bogen begrüßte Hartmut Miksch, der Präsident der Architektenkammer NRW, die Besucher im Haus der Architekten und stellte in einer kurzen Rückschau die Entwicklung des Themas Kö-Bogen seit dem Jahr 2004 dar.Gesamtkonzept ist notwendig!

Christine Wolf, Landschafsarchitektin und Vorsitzende des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten in NRW, analysierte dann in ihrem Vortrag die stadträumlichen Beziehungen der Elemente des Kö-Bogens und des umgebenden Stadtbereichs insgesamt. „Nur den Kö-Bogen zu betrachten, greift eindeutig zu kurz“, so ihr Urteil. Die Planung müsse vielmehr den Hofgarten in Gänze mit berücksichtigen. „Die Umgestaltung des Kö-Bogens stellt eine großartige Chance dar, den Hofgarten neu in die Stadt zu integrieren und auch die zahlreichen Kulturbauten besser erfahrbar zu machen“, meinte Wolf. Sie empfahl mit Nachdruck einen städtebaulichen Wettbewerb zur Entwicklung eines umfassenden, ganzheitlichen Konzeptes.Denkmalschutz beachten!

„Wir sprechen hier über einen städtischen Bereich, in dem es vor Denkmälern nur so wimmelt!“ In pointierter Weise brachte Landeskonservator Prof. Udo Mainzer Aspekte des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege in die Diskussion ein. Die Vielzahl bemerkenswerter und denkmalgeschützter Objekte rund um den Kö-Bogen müsse jeden Investor und Planer dazu veranlassen, mit großer Sorgfalt und Behutsamkeit vorzugehen. Auch Mainzer mahnte ein Gesamtkonzept an, das den Hofgarten, „den ersten Bürgerpark überhaupt“, unbedingt einbeziehen müsse. „Man muss dem Prozess eine angemessene Reifezeit geben, und das darf nicht von Zeitplänen von Investoren abhängig gemacht werden“, rief Prof. Mainzer unter dem Applaus des Publikums.Verkehr reduzieren statt umlenken

Etwa 220.000 Kraftfahrzeuge fahren täglich nach Düsseldorf ein - viele davon über die Berliner Allee. „Es hilft nicht, Verkehrsströme einfach nur umzulenken, hier müssen grundsätzliche Überlegungen mit dem Ziel einer Reduzierung des Verkehrsaufkommens angestellt werden“, forderte Prof. Heiner Monheim. Der Verkehrsexperte, der viele Jahre im nordrhein-westfälischen Städtebauministerium für Infrastrukturplanung zuständig war und heute in Trier lehrt, sprach sich mit Nachdruck gegen eine Tunnellösung am Kö-Bogen aus. „Ein Tunnelbauwerk muss über 50 bis 100 Jahre gedacht werden“, so Monheim. Bis dahin werde der Automobilverkehr schon aufgrund fehlenden Kraftstoffs deutlich geringer ausfallen. „Die Stadt hat längst vor dem Automobilverkehr kapituliert“, spitzte Monheim seine Philippika zu. Statt neue Straßen für Autos zu planen, müsse man über „shared space“ nachdenken, also über die Nutzung von Verkehrsflächen durch verschiedene Nutzer. „Jede Straße ist zunächst ein öffentlicher Raum - das wird allzu oft vergessen!“ In seinem Resümee erläuterte der Sprecher des Forums, Univ. Prof. em. Gerhard Curdes, wie durch ein passendes Volumen- und Nutzungskonzept für den Kö-Bogen den langfristigen Interessen Düsseldorfs entsprochen werden kann.Weitere Informationstermine

Das Forum Kö-Bogen will mit weiteren Informationsangeboten darauf hinwirken, dass die Stadt Düsseldorf einen städtebaulichen Rahmenplan für den Gesamtraum zwischen Hofgarten, Oper, Schadowstraße, Schauspielhaus und Dreischeibenhaus erstellt und einen städtebaulichen Wettbewerb für die Neugestaltung des Kö-Bogens auslobt.  

14. August 2007:
Fachforum II / Kulturbogen, Nutzungsvarianten, Planungskultur
19.00 Uhr, Haus der Architekten, Düsseldorf 

24. August 2007:
Spaziergang Kö-Bogen / Resümee
17.00 Uhr, Treffpunkt Gustaf-Gründgens-PlatzStichworte aus dem Vortrag von Christine Wolf

- Verträgt sich das geplante Gebäude mit dem umgebenden Lebensraum und Freiraum?  

- Es kommt auf ein gutes Zusammenspiel der Feiräume und der bebauten Flächen  an  

- Die Veränderungen der Stadtstruktur sind in diesem Bereich im Vergleich zur Vorkriegsstruktur erheblich: Trennung des Hofgartens, Zerschneidung der Räume. 

- Schon in den 1950er Jahren gab es die Forderung nach einem Gesamtkonzept – was damals und bis heute fehlt.              

- Verschwundener Hofgarten: Der Hofgarten ist von den umgebenden Hauptstrassen (Heinrichsallee, Kaiserstrasse) kaum wahrnehmbar.              

- Zahlreiche Zwischenräume sind verwahrlost.           

- Beschäftigt man sich  mit den Möglichkeiten, die die Situation heute bietet, lassen sich ganz unterschiedliche Entwicklungsoptionen für eine Weiterentwicklung dieses wichtigen Übergangsbereichs erkennen. Diese Optionen sind nicht untersucht worden. Die vorhandenen Möglichkeiten wurden nicht ausgeschöpft, die Chancen  nicht herausgearbeitet.  

- Es fehlen die Zusammenhänge zwischen Gustav Gründgensplatz, Hofgarten und dem Bereich um die Schadowstrasse.                  

- Der vorgelegte B-Plan ist unzureichend und kein Beitrag zur Baukultur.        

- Ein Gesamtkonzept ist erforderlich und ein Wettbewerb um die besten Lösungen. Stichworte aus dem Vortrag von Prof. Dr. Udo Mainzer

- Das Rheinische Amt für Denkmalpflege weiß schon lange von der Bedeutung der „Kö“.                

- Es gab dazu schon eine frühe Publikation.                

- Die “Kö“ ist der Wiener Ringstrasse und der Avenue des Champs-Élysées überlegen.          

 - Sie steht seit 1994 unter Denkmalschutz und ist von herausragenden Denkmälern (Hofgarten, Oper, Tausendfüssler) umgeben.           

 - Das Rheinische Amt wurde erst nach einer schriftlichen Beschwerden angehört und einbezogen.                   

 - Es wurde auch zum Entwurf des Bebauungsplanes angehört.                   

- Gegen die vorgesehenen Baukörper und Bauhöhen lassen sich allein aus dem Aspekt der Denkmalpflege keine Ablehnung begründen, weil mit dem Dreischeibenhaus wesentlich andere Höhen die Umgebung prägen.                   

- Es können jedoch nicht sein, dass allein Renditegesichtspunkte Baukörper und Bauhöhen und die gesamte Architektur bestimmten.                  

- Die Stadt sei für ihre Menschen da und müsse ein Konzept aus einer kulturellen und gesellschaftlichen Perspektive heraus entwickeln – und nicht diese einem Investor überlassen.            

 - Daher hat das Rheinische Amt für Denkmalpflege 2006 einen Ideenwettbewerb gefordert. 

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