Vertreterversammlung tagte in Königswinter

Architektenparlament fordert schnellen Abschluss der HOAI-Novellierung

„Die HOAI-Novelle duldet keinen weiteren Aufschub!“ Einstimmig verabschiedete die 53. Vertreterversammlung (VVS) der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen am 18. Oktober 2008 eine Resolution, mit welcher der Gesetzgeber aufgefordert wird, den für Mitte dieses Jahres zugesagten zweiten Referentenentwurf zur Novellierung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure „unverzüglich“ vorzulegen. Das Thema HOAI stand im Mittelpunkt der berufspolitischen Beratungen des höchsten Gremiums der Architektenkammer, das in diesem Jahr in Königswinter tagte.

20. Oktober 2008

Hartmut Miksch, der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, ging in seinem Jahresbericht ausführlich auf den Kampf um die HOAI ein. Die zurückliegenden zwölf Monate seien ereignisreich und in der Frage der HOAI-Novelle durchaus erfolgreich gewesen, erklärte Miksch. Zwar sei der Prozess zur Novellierung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) immer noch nicht abgeschlossen. Allerdings habe es – gemessen an früheren Plänen der Bundesregierung, die auf eine Abschaffung bzw. eine drastische Beschränkung der HOAI zielten – in der Sache über den Sommer hinweg wichtige Fortschritte gegeben.Dies sei nicht zuletzt auf die wirkungsvolle Kampagne der AKNW zum  Erhalt der HOAI zurückzuführen, die politische Stellungnahmen, öffentliche Positionierungen, Plakate und Radiospots umfasst habe. „Vor allem die aktive Unterstützung unserer Mitglieder hat den Protest in großer Breite ins Land getragen“, freute sich der Präsident der AKNW. Nun sei es an der Zeit, endlich Nägel mit Köpfen zu machen, damit die HOAI-Novelle nicht in den Strudel des Wahljahrs 2009 gerate. „Die Bundesregierung ist jetzt in der Pflicht, kurzfristig ein zustimmungsfähiges Novellierungsvorschlag vorzulegen“, forderte Miksch begleitet von starkem Beifall der 201 Delegierten. „Die Losung muss heißen: Endspurt im Novellierungsmarathon!“

Als wichtiger berufspolitischer Erfolg der Kammerarbeit könne ebenfalls verbucht werden, dass die AKNW eine eingeschränkte Bauvorlageberechtigung für Handwerker verhindert habe, obwohl dies erklärtes Ziel der Koalitionsregierung von CDU und FDP gewesen sei. Bei der Gesetzesnovelle zur Überarbeitung des Baukammerngesetzes habe die Kammer erreicht, dass die langjährige Forderung nach einer Anhebung der Mindeststudiendauer bei den Fachrichtungen der Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplanern Eingang in den Gesetzentwurf gefunden habe. Das Kabinett habe der Gesetzesnovelle bereits zugestimmt. Der Landtag werde sich wohl Mitte November abschließend mit dem Gesetzesvorhaben befassen. Nach wie vor seien die Chancen gut, dass die Angleichung der Studienzeiten in NRW endlich erreicht werde.  

Konjunkturprogramm gefordert

In seiner Rede ging Miksch auch auf die unverändert schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Architektinnen und Architekten in NRW ein. Mit Verve forderte er ein Investitionsprogramm des Bundes zur Ankurbelung der Baukonjunktur. „Bevor Deutschland in die Rezession abgleitet, muss die Regierung gegen steuern. Der Bausektor kann dabei eine wichtige Lokomotive für die deutsche Volkswirtschaft sein“, so Miksch. Die AKNW fordere damit kein einseitiges Beschäftigungsprogramm für den Architektenberuf, sondern Investitionen in die Zukunftsvorsorge der Gesellschaft.

Hartmut Miksch widmete sich anschließend der Förderung der Baukultur in NRW, die – gleichrangig neben der Vertretung der Berufsinteressen – zum institutionellen Auftrag der Kammer gehört. Herzstück des Kammerengagements in diesem Bereich bleibe die erfolgreiche Landesinitiative „StadtBauKultur NRW“. Hier werde die AKNW mit innovativen Projekten, die breite Bevölkerungsschichten ansprechen, weiterhin Akzente setzen. In seiner Querschau über die vielfältigen Aktivitäten der AKNW im Rahmen der Baukulturinitiative griff Miksch einige Highlights heraus.

Dazu gehört beispielsweise die erfolgreiche Reihe „NRW wohnt“, die bei den Bürgerinnen und Bürgern in NRW lebhaftes Beteiligungsinteresse gefunden hat. „NRW wohnt“ versteht sich als Plattform für den Meinungs- und Gedankenaustausch über die Auswirkungen aktueller gesellschaftlicher Entwicklungstrends auf Wohnformen der Zukunft. Fortgeführt werden soll auch die Erfolgsgeschichte des Internetportals „baukunst-nrw“, das sich innerhalb weniger Monate zu einem zentralen Informationsportal für alle diejenigen entwickelt hat, die sich für Bauwerke in unserem Bundesland interessieren. Rund 10.000 Zugriffe pro Monat sprechen für sich. Die Objektdatenbank, in der bereits über 700 Bauwerke erfasst sind, wird beständig erweitert. 

Angespornt vom großen Zuspruch der Nutzer soll das Baukunstportal zügig ausgebaut werden. So wird in Kürze auch der Zugriff auf die baukunst-Informationen über mobile Endgeräte möglicht sein.  Haushaltsberatung: Kammeretat für 2009 verabschiedet

Die Verabschiedung des Haushalts zählt zur Kernkompetenz der Vertreterversammlung. Die Delegierten stellten fest, dass der von Horst Krüger, dem Vorsitzenden des Ausschusses „Haushalt und Finanzen“ vorgestellte Jahresabschluss 2007 eine verantwortungsvolle, sparsame und korrekte Haushaltsführung belege, und votierten einstimmig für die Entlastung des Vorstands. Im Anschluss daran erfolgte die Aussprache über den Etatentwurf für das Haushaltsjahr 2009. Hierbei stand die im Haushaltsentwurf vorgesehene Anhebung der Mitgliedsbeiträge im Mittelpunkt der Diskussion. Der allgemeine Preisschub in den zurückliegenden Monaten - mit zum Teil drastischen Kostensteigerungen - zwingt die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen für das Haushaltsjahr 2009 zu einer leichten Anhebung der Mitgliedsbeiträge. Die Beitragskalkulation im Haushaltsansatz für das kommende Jahr basiert dabei auf der durchschnittlichen Steigerungsrate der Lebenshaltungskosten in Höhe von rund 2,7 %, die vom Statistischen Landesamt ermittelt worden ist. Auf dieser Grundlage ergeben sich für das kommende Jahr Beitragssätze in Höhe von € 259 für Freiberufler, € 178 für Angestellte und Beamte sowie € 118 für Architektinnen bzw. Architekten im Ruhestand und andere nicht Berufstätige.

Nach intensiver Aussprache zu diesem Punkt fasste das Plenum den Beschluss, die Kammerbeiträge für 2009 moderat anzuheben. Der Etat für das Folgejahr wurde von den Delegierten zum Abschluss der Haushaltsberatungen ohne Gegenstimmen verabschiedet.  Wahlen zu Vorstand und Ausschüssen

Bestandteil der Vertreterversammlung war außerdem eine Reihe von Wahlgängen zur Nachbesetzung in den Gremien der AKNW. Wichtigste Personalie war hierbei die Nachwahl für den Kammervorstand. Dort hatte das langjährige Vorstandsmitglied Fritz Heinrich aus Altersgründen sein Mandat niedergelegt. Präsident Hartmut Miksch verabschiedete den Kollegen Heinrich und dankte ihm ganz herzlich für sein langjähriges Engagement in den Gremien der Architektenkammer. Fritz Heinrich habe sich als Vorsitzender des Wettbewerbsausschusses insbesondere um die Planungskultur verdient gemacht, so Miksch. „Fritz Heinrich ist ein anerkannter Fachmann, der auf Landesebene und auch bundesweit hohe Anerkennung genießt.“

Als Nachfolger wählten die Delegierten anschließend mit breiter Mehrheit den Aachener Architekten Joachim König. Präsident Miksch beglückwünschte den neuen Beisitzer zum Wahlerfolg und wünschte ihm für seine künftige Mitarbeit im Kammervorstand viel Erfolg. König übernimmt zugleich den Vorsitz im Wettbewerbsausschuss der AKNW.

Rente: Umsichtige Anlagepolitik

Das Versorgungswerk der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, zu dem u. a. auch die Mitglieder der Architektenkammern Hessen, Saarland und Bremen sowie der IK-Bau NRW gehören, hat seine erfolgreiche Anlage- und Vorsorgepolitik im abgelaufenen Bilanzjahr fortgeführt. Die Berichte des Vorsitzenden des Aufsichtsausschusses, Rolf Vollmer, und des Hauptgeschäftsführers der Versorgungswerks, Hans Kopicki, wurden mit großer Zustimmung aufgenommen. Die Delegierten lobten insbesondere die umsichtige und auf langfristige Wertzuwächse ausgerichtete Anlagepolitik, die dazu geführt hat, dass das Versorgungswerk von der Krise des Finanzmarktes weitgehend verschont blieb. Die steigende Lebenserwartung, die frühere Prognosedaten deutlich übertrifft, zwang das Architektenparlament allerdings zu der Entscheidung, in diesem Jahr keine Anpassung der Renten vornehmen zu können.

Für den Hauptgeschäftsführer des Versorgungswerks, Hans Kopicki, war es die letzte Vertreterversammlung seiner aktiven Laufbahn. Die Delegierten würdigten sein 30-jähriges Wirken für das Versorgungswerk und seine äußerst erfolgreiche Arbeit mit Standing Ovations. Die offizielle Verabschiedung von Hans Kopicki und ein ausführlicher Bericht erfolgen im Januar 2009.

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