„Der Politik Anstöße geben“

Architektin Runrid Fox-Kämper: „Der Politik Anstöße geben“

Runrid Fox-Kämper wechselte mehrfach zwischen Privatwirtschaft und öffentlichem Dienst, bis sie im Landesinstitut für Bauwesen (LB) in Aachen „optimale Arbeitsbedingungen“ für sich entdeckte. Ein weiterer Beitrag unserer Interview-Reihe mit Kollegen, die abseits der klassischen Berufsfelder tätig sind.

15. Mai 2002von Christine Mattauch

Runrid Fox-Kämper wechselte mehrfach zwischen Privatwirtschaft und öffentlichem Dienst, bis sie im Landesinstitut für Bauwesen (LB) in Aachen „optimale Arbeitsbedingungen“ für sich entdeckte. Ein weiterer Beitrag unserer Interview-Reihe mit Kollegen, die abseits der klassischen Berufsfelder tätig sind. Abteilungsleiterin Bauplanung und ökologisches Bauen im Landesinstitut für Bauwesen – das klingt nach einem eher trockenen Job.

Offen gestanden: Ich habe das anfangs auch befürchtet. Aber das Gegenteil ist richtig: Das Aufgabenspektrum ist sehr vielfältig, der Gestaltungsfreiraum groß. Wir sind durchaus in der Lage, unser Arbeitsfeld zu prägen, wenn wir gute Ideen haben.

Aber das LB ist doch eine nachgeordnete Behörde des NRW-Ministeriums für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport (MSWKS). Bedeutet das nicht, dass Sie sehr stringente Vorgaben erhalten?

Bestimmte Zielvorstellungen gibt es natürlich, aber das heißt ja nicht, dass wir keine Eigeninitiative entfalten dürften. Unsere Stärke ist die fachliche Kompetenz, wir können der Politik dadurch viele Anstöße geben. Zum Beispiel haben wir gerade eine Klimaschutzplakette vorgeschlagen, die für private Bauvorhaben mit besonderen passiven und aktiven Energiesparmaßnahmen verliehen werden soll. Die kam im MSWKS sehr gut an und wird Mitte des Jahres ins Pilotstadium gehen.

Sie brauchen also viel politisches Fingerspitzengefühl.

Es ist hilfreich, wenn man ahnt, was gerade angesagt ist.

Einer der Schwerpunkte Ihrer Abteilung liegt darin, Förderprogramme zu entwickeln und umzusetzen. Wie gehen Sie vor?

Nehmen wir das Beispiel Passivhäuser. 1997 gab es eine Exkursion zu Passivhausprojekten im Raum Darmstadt, daraufhin kam der Wunsch aus dem MSWKS, in diesem Feld etwas zu tun. Wir haben dann mit Unterstützung freier Architektur- und Ingenieurbüros Fördermodalitäten entwickelt, sie dem Ministerium vorgelegt, Änderungen eingearbeitet und das Programm veröffentlicht. Die Anträge, die eingehen, bearbeiten wir auch selbst.

Zum Thema Passivhaus gibt es jetzt einen gemeinsamen Wettbewerb mit der AKNW in Leverkusen.

Im Ministerium wollte man zunächst einen Wettbewerb für energieoptimiertes Bauen nach dem Niedrigenergiehausstandard ausschreiben. Aber wir haben aufgrund unserer fachlichen Expertise argumentiert, dass nach dem Stand der Technik mehr drin ist, und Exkursionen zu gebauten Beispielen in NRW durchgeführt. Das hat schließlich überzeugt.

Das LB beschäftigt fast hundert Mitarbeiter, ganz überwiegend Architekten. Welche Fähigkeiten sind besonders gefragt?

Verhandlungsgeschick, außerdem die Fähigkeit zu zügigem konzeptionellem Arbeiten. Und ein hohes Maß an Kreativität, auch was die Öffentlichkeitsarbeit angeht. Wir organisieren zum Beispiel Fachtagungen, etwa zum Thema Bauen mit Holz, oder die Europa-Symposien zum ökologischen Bauen. Und wir geben Veröffentlichungen heraus, sei es zur Kostenermittlung im Wohnungsbau, zur PCB-Sanierung oder zum Siedlungsbau der Zukunft. Auch das ist eine Form von Wissenstransfer.

Information ist auch Aufgabe des „Runden Tischs Ökologische Bauberatung NRW“, den Sie koordinieren. Da kommen Vertreter von einem runden Dutzend Institutionen zusammen, auch die AKNW sitzt mit am Tisch. Wie schaffen Sie es, die alle unter einen Hut zu kriegen?

Ich stelle heraus, dass alle profitieren, wenn sie ihre Kräfte bündeln. Das ist einfach einleuchtend. Die anfänglichen Konkurrenzgefühle treten zunehmend in den Hintergrund, wir sind sehr gut zusammengewachsen. Das zeigt sich etwa bei den gemeinsamen Umweltwochen, die wir in den vergangenen Jahren veranstaltet haben.

Kommunikationsfähigkeit müssen Sie auch als Chefin unter Beweis stellen: Sie haben neun Mitarbeiter unter sich.

Wir gehen sehr kooperativ miteinander um, darauf bin ich stolz. Ich habe es wirklich geschafft, ein Team zu formen.

Ungewöhnlich ist, dass Sie als Führungskraft eine Teilzeitstelle innehaben. Wie funktioniert das?

Das ist einer der Vorteile des öffentlichen Dienstes: Hier wird Frauenförderung betrieben! Ich habe eine 75-Prozent-Stelle, das bedeutet, ich bin zwei Tage ganztags hier und die übrigen Tage halbtags. Das klappt gut. Ich habe gelernt, mit der knappen Zeit zu haushalten, und meine Mitarbeiter auch.

Sie wirken ganz begeistert, wenn Sie über Ihre Tätigkeit sprechen. Gibt es gar nichts, was Sie nervt?

Doch: Dass wir in Arbeit nahezu ertrinken, die Existenz des LB im politischen Raum aber mit schöner Regelmäßigkeit in Frage gestellt wird. Das empfinde ich als geradezu absurd! 

Zur Person:
Runrid Fox-Kämper, Jahrgang 1960, studierte von 1978 bis 1984 Architektur an der RWTH Aachen. Nach einjähriger Mitarbeit in der Kölner Planwerkstatt absolvierte sie in der Landesbauverwaltung eine Ausbildung zur Bauassessorin. Danach ging sie wieder in die Privatwirtschaft und arbeitete als Angestellte mit Schwerpunkt Städtebau bei dt8, bevor sie 1989 erneut in den öffentlichen Dienst wechselte, zunächst ins Universitätsbauamt Köln. Beim LB Aachen ist Fox-Kämper seit 1992.

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