
Bauen für die offene Gesellschaft
Sowohl das Musiktheater im Revier als auch das Theater Münster sind prägende Bauwerke für die Regionen, die bis heute große Tragkraft haben. Beide Objekte sind namenhafte Beispiele aus dem Portfolio des Architekten Werner Ruhnaus (1922 – 2015), der auch für eine enge Verbindung von Architektur mit bildender wie darstellender Kunst steht - und für einen auf einzigartig spielerischen Umgang mit dem Raumbegriff der Nachkriegsmoderne.
Die Ausstellung „Bauen für die offene Gesellschaft“ im Baukunstarchiv NRW zeigt einen Querschnitt durch Ruhnaus Werken und Wirken. Anlässlich einer Ausstellungseröffnung am 15. Mai in Dortmund wurde auch herausgearbeitet, welche Bedeutung ein demokratisch verstandenes Gestalten öffentlicher Bauwerke für unsere Gesellschaft hat, und wie sich der Architekt Werner Ruhnau in diese Thematik einordnen lässt.
Die Ausstellung in Dortmund ist bis zum 27. Juli zu sehen und widmet sich Ruhnaus Oeuvre. Sie wird gefördert durch die LWL-Kulturstiftung im Rahmen des Programms 1250 Jahre Westfalen.
Aufarbeitung vielfältiger Nachlässe
Werner Ruhnau sei ein Mann der Grenzenlosigkeit gewesen, der dafür bekannt gewesen sei, „über den Tellerrand geschaut zu haben“, berichtete Dr. Wolfgang Sonne, wissenschaftlicher Leiter des Baukunstarchivs NRW. So könne Ruhnau heute noch als Vorbild für den Berufsnachwuchs dienen; für Architekt*innen und für gebaute Strukturen.
Werner Ruhnau deckte mit seinen Werken eine große Bandbreite ab. Die Bauaufgaben erstreckten sich von Wohnhäusern über Theaterbauwerke, Rathäuser, Wohnsiedungen bis hin zu Verwaltungsgebäuden.
Für Prof. Dr. Jan Lazardzig, Teil des Autorenteams der Ausstellungspublikation und Professor für Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin, strahlen Werner Ruhnaus Werke bis heute Menschlichkeit aus. Werner Ruhnau sei als Teil der Nachkriegsgeneration zu verstehen. Der Architekt habe mit seinen Werken etwas verändern und das Zusammenleben der Gesellschaft verbessern wollen; seine Ideen rund um die Architektur seien so auch als Ideen der Offenheit und als Gegenentwurf zu antidemokratischen Strukturen einzuordnen, erläuterte Prof. Dr. Jan Lazardzig.
Ruhnaus Nachlass, der sich im Baukunstarchiv NRW befindet, sei „sehr allumfassend“. Die Ausstellung zeigt unter anderem große Modelle und vielfältige Archivmaterialien. Neben Videos sind auch Dias von Werner Ruhnau in der Vorbereitung zur Ausstellung und zum Katalog aufgearbeitet und analysiert worden, erklärten Dr. Christine Kämmerer (Sammlung Baukunstarchiv NRW) und Dr. Ute Reuschenberg (TU Dortmund).
„Gerade bei einer so vielfältigen Persönlichkeit, wie Werner Ruhnau es war, ist die Auswahl der zu präsentierende Ausstellungsstücke eine Herausforderung. Unser Lichthof zeigt eine mit Bedacht gestaltete Übersicht: Doch es gibt noch viel mehr über Ruhnau zu erkunden“, erklärte Markus Lehrmann, Geschäftsführer des Baukunstarchivs NRW. Der gleichnamige Katalog zur Ausstellung sei als Ergänzung und als Schrift zu weiteren Forschungsergebnissen zu verstehen. Denn, so Lehrmann weiter: „Unsere Kernaufgabe im Baukunstarchiv NRW ist es, Vor- und Nachlässe zu bewahren, aufzuarbeiten und auszustellen.“
Ein weiteres Anliegen sowohl der Ausstellung als auch des Katalogs sei es gewesen, Werner Ruhnau mit einem frischen Blick zu begegnen. Kunst und Bauen seien von Werner Ruhnau immer im Zusammenspiel gedacht worden. Auch das werde in der Ausstellung anschaulich dargestellt, so Markus Lehrmann.
Programm zur Ausstellung: Begleitend zur Ausstellung bietet das Musiktheater im Revier (MiR Gelsenkirchen) am 14.06.2025 (14.00 Uhr) eine Führung durch das Theater an. Unter dem Titel „Werner Ruhnaus demokratische Theaterkonzepte - Geschichte und Aktualität“ ist das Baukunstarchiv NRW am 6. Juli 2025 um 18.00 Uhr mit einer Veranstaltung zu Gast im „Theatertreff“ des Theaters Münster.
„Werner Ruhnau. Bauen für die offene Gesellschaft“ - Laufzeit: 16. Mai bis 27. Juli 2025, Baukunstarchiv NRW, Dortmund. Öffnungszeiten: Di bis So, 14.00 - 17.00 Uhr, Eintritt frei. In Kooperation mit dem Musiktheater im Revier (MiR) Gelsenkirchen und dem Theater der Stadt Münster. Die Ausstellung wird von der LWL-Kulturstiftung im Rahmen des Kulturprogramms zum Jubiläumsjahr 2025 „1250 Jahre Westfalen“ gefördert. Schirmherr des Kulturprogramms ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Zur Ausstellung ist ein Katalog im Verlag Kettler erschienen: Hrsg.: Markus Lehrmann, Wolfgang Sonne, Baukunstarchiv NRW. 34,00 €
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