
Ausstellung: Häuser, die Geschichten erzählen
Ingrid Roscheck ist Künstlerin, Architektin, Requisiteurin und Theaterregisseurin. „Sie schafft eine Bühne, auf der sie Themen wie Kunst, Natur und Architektur miteinander verbindet und so ihr Welttheater erschafft.“ Mit diesen Worten führte Dr. Ulrike Lehmann, Kuratorin der Ausstellung „Ingrid Roscheck - um die Häuser“, in die Vernissage ein, zu der sich am 25. Juni mehr als 80 Interessierte in der Architektenkammer NRW versammelt hatten. Noch bis zum 13. September 2024 präsentiert die AKNW Skulpturen, Zeichnungen und Aquarelle der Kölner Künstlerin Roscheck im Foyer ihrer Geschäftsstelle im Düsseldorfer Medienhafen.
„Unser Haus ist nicht nur der Sitz der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, sondern auch ein Ort für Ausstellungen und Debatten. Wir spannen den Bogen zwischen Kunst und Architektur“, begrüßte der Hauptgeschäftsführer der Kammer, Markus Lehrmann, die Gäste. Ingrid Roscheck habe eine kleine Stadt im Haus gebaut, so Lehrmann. Er bezog sich dabei insbesondere auf die vier „Bilderfahrzeuge“, wie die Künstlerin ihre häuserartigen Großskulpturen nennt, die auf mobilen Plattformen errichtet sind.
Ingrid Roschecks „Häuser“ sind Archive der Erinnerung, des Sammelns, Ordnens und Bewahrens. Sie sind beweglich, mobil, eigenständig. Damit eröffnen sie ein vielschichtiges Interpretationsspektrum, das den Betrachtenden und seine Erfahrung mit Häusern, Wohnen und Archivieren von Erinnerungen anspricht. Die Skulpturen sind aus den unterschiedlichsten Materialien gefertigt: Holz, Metall, Kunststoff, Acryl, Stoff und Glas treffen aufeinander, aber auch Gegenstände wie geflochtene Körbe oder Monitore mit laufenden Videos.
„Es sind Gehäuse, die Geschichten und auch ganz viel von Ihnen erzählen“, richtete sich Markus Lehrmann an die Künstlerin. Den Lebensweg von Ingrid Roscheck zeichnete dann in einem „Künstlerinnengespräch“ die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Ulrike Lehmann, nach:
Die in Oberhausen geborene Ingrid Roscheck studierte von 1976 bis 1982 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Alfonso Hüppi. Seit 1992 ist Roscheck auch selbst in der Lehre tätig - aktuell an der Universität zu Köln am Institut für Kunst und Kunsttheorie. Roscheck war in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen vertreten, auch außerhalb Deutschlands.
„Wie richten wir uns ein in dieser Welt?“ Diese Frage sei ein Hauptthema ihres Schaffens, erläuterte Ingrid Roscheck im Gespräch mit der Kuratorin Lehmann. Ihre Beschäftigung mit dem Thema Architektur habe bereits sehr früh angefangen. Begonnen habe sie mit dem Bau von gerüstartigen Gebilden schon im Studium. „Ich bin jemand, der Räume gestaltet“, so Roscheck. Ihr Ziel sei es, so viel Neugierde zu erwecken, dass man um das Bildfahrzeug herumgehe und sich schließlich in die Welt des Werks hinein begebe.
Wichtig sei ihr, „am Puls der Zeit“ zu bleiben. Dazu habe sie eine Ausbildung im Bereich multimediale Lehr- und Lernsysteme absolviert und das Programmieren gelernt, erzählte die Künstlerin den Kunstfreunden, die zur Vernissage gekommen waren. Seit einiger Zeit arbeite sie daher auch an Kunstwerken mit Künstlicher Intelligenz.
Auch in den Aquarellen Ingrid Roschecks findet sich das Thema „Architektur“ wieder. Sie zeigen Häuser, die an Fäden in der Dunkelheit vom oberen Bildrand herunterhängen. Auf die Frage von Ulrike Lehmann, wer der Marionettenspieler sei, der die Häuser an den Fäden bewege, erwiderte Roscheck, diese Stelle sei vakant. In der heutigen Zeit könne sich jeder sein eigenes Weltbild bilden. „Meine Werke beschäftigen sich mit dem Wunsch nach Verstehen und einer
gewissen Weltaneignung.“
Bis 13. September 2024 in der ARCHITEKTENKAMMER.NRW. Öffnungszeiten: Mo. – Fr. von 8.00 bis 17.00 Uhr. Eintritt frei.
Zur Ausstellung ist ein handlicher Katalog erschienen mit einem einführenden Text von Dr. Ulrike Lehmann: „Architektur als künstlerisches Welttheater“. Der Katalog ist kostenfrei beim Besuch der Ausstellung erhältlich.
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